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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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das heißen, dass sich die Polizei bereits bei Ihnen nach diesem Mann erkundigt hat?«
    »Ja, aber die anderen hatten ein Foto von ihm, auf dem er noch am Leben war.«
    »Woher waren diese Polizisten?«
    »Tut mir Leid, das weiß ich nicht mehr. Gehören die nicht zu Ihnen?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Fry. »Wir kommen aus Derbyshire.«
    »Ah, von außerhalb. Ich vermute, die anderen waren von der Polizei von Nottinghamshire.«
    »Und sie wollten wissen, wer dieser Mann ist?«
    »Nein. Es sah so aus, als wüssten sie das schon. Sie kannten sogar seinen Namen.«
    »Und der lautete?«
    »Tut mir Leid …«
    »Sie können sich nicht mehr erinnern. Schon gut.«
    Cooper sah sie an. Er wusste, was sie dachte: Mangelnde Kommunikation hatte nicht nur zu einer Verdopplung der Anstrengungen, sondern auch zu einem Zeitverlust von mehreren Tagen bei der Identifizierung des Schneemanns geführt. Gavin Murfin hatte mit Sicherheit in Nottinghamshire bei der Vermisstenstelle nachgefragt; schließlich war Nottinghamshire einer ihrer Nachbarbezirke. Fry presste wütend die Lippen aufeinander. Da würde jemand ziemlichen Ärger bekommen. Und ausnahmsweise war dieser Jemand nicht Ben Cooper.
    »Warte hier«, sagte sie, »ich muss kurz telefonieren.«
    Als sie davonging, zuckte Illingworth die Achseln. »Tut mir Leid, aber an mehr kann ich mich nicht erinnern«, sagte er. »Hört sich ja nach einem ziemlichen Durcheinander an.«
    »Haben Sie hier doch auch eine Lancaster?«, fragte Cooper.
    »Ah, Sie interessieren sich für die Lanc? Ja, wir haben eine der wenigen, die’s noch gibt. Wir mussten sie sogar in Kanada kaufen, wussten Sie das? Bis auf einige wenige sind alle Lancs der RAF verschrottet worden. Oder man hat sie einfach vergammeln lassen.«
    »Wo ist sie?«
    »Sie steht in einem eigenen Hangar. Wir arbeiten noch daran. Da gibt’s noch so einiges zu tun. Ich glaube, sie wird gerade herausgebracht, um die Motoren anzuwerfen.«
    Die Tore zum Hangar nebenan standen weit offen. Obwohl die Ausstellungsstücke durch Holzschranken geschützt waren, konnte Cooper darüber hinweggreifen und die Hülle der Lancaster berühren. Zu seiner Überraschung fühlte sie sich leicht und zerbrechlich an. Sie bestand lediglich aus von Tausenden winziger Nieten zusammengehaltenen Leichtmetallblechen; dass sie es jemals bis nach Deutschland und wieder zurück geschafft hatte, kam ihm wie ein Wunder vor.
    Ein Strahl Wintersonne fiel durch die Plexiglasscheiben des Hangardaches. Das trübe Licht betonte hier und da kleine Details der Lancaster: das abblätternde rote Abzeichen auf dem Rumpf, eine mittels Schablone aufgemalte Zahl auf der Luke eines Notausstiegs, die festgebackene Rostschicht auf dem Lauf eines Vickers-Maschinengewehrs, der aus einem zertrümmerten Geschützturm ragte.
    Ein kleiner Traktor zog das große Flugzeug ganz langsam am Fahrgestell hinaus aufs Rollfeld; reine Maßarbeit, da zwischen Flügelspitzen und Hangartor auf jeder Seite kaum ein halber Meter Platz blieb.
    »Die meisten Leute hier arbeiten wahrscheinlich ehrenamtlich«, meinte Cooper. »Alles Flugzeugfans.«
    »Genau. Ohne die könnten wir dichtmachen. Sie stecken ihre Zeit und ihre Kraft in das Museum, und manche auch ihr Geld. Es ist ein teures Hobby.«
    Am Rumpf der Lancaster lehnte eine Metallleiter. Cooper konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen kurzen Blick durch die offene Tür zu werfen, und staunte über den beengten Innenraum des Flugzeugs, das von außen so riesig wirkte. Sah man vom Einstieg nach vorn, ragte der Hauptholm des Rumpfes fast bis zur Mitte des Durchgangs, wodurch hinter dem Cockpit nur zwei winzige Verschläge übrig blieben.
    »Welche Besatzungsmitglieder saßen in diesen Verschlägen?«, erkundigte sich Cooper bei Illingworth.
    »Der Funker und der Navigator. Das da drüben ist der Platz des Bordingenieurs, dort im Durchgang zwischen Navigator und Pilot. Und unten, direkt unter den Füßen des Piloten, in dieser Glasbeule da, lag der Bombenschütze. Er hatte die beste Aussicht von der ganzen Besatzung.«
    Einige der Plexiglasscheiben sahen für Cooper reichlich neu und unversehrt aus, doch die Instrumente und die Innenausstattung waren allem Anschein nach noch original. Links von ihm, in Richtung Heck, wurde der Rumpf sogar noch schmaler. Am hintersten Ende einer dunklen Röhre erkannte er gerade noch die Rundung einer Schiebetür, die halb offen stand.
    »Das da hinten muss der Gefechtsturm des Heckschützen sein.«
    »Ganz

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