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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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im blauen Overall hantierte mit einem Schraubenschlüssel in den Tiefen des Motors herum. Das Klirren von Metall auf Metall hallte im Hangar wider wie ein Kieselstein, der auf den Grund eines tiefen Brunnenschachtes fällt.
    Eine zweimotorige Vickers Wellington schien die Hauptattraktion zu sein. Cooper trat an die Informationstafel unter der Nase der Maschine. Dieser Bomber aus dem Zweiten Weltkrieg war aus einem entlegenen norwegischen Fjord geborgen worden, in den er 1941 gestürzt war, nachdem ihn ein deutsches Kampfflugzeug schwer beschädigt hatte. Das Segeltuch über seinem Rumpf war größtenteils weggerissen, darunter lag eine gitterartige Metallstruktur frei, außerdem konnte man einen Teil der Kanzel und den Kartentisch des Navigators sehen. Die Oberflächen des Flugzeuges waren tarngrün gestrichen, nur die Unterseite, die man gegen den Himmel sehen konnte, war schwarz.
    Selbst in dieser Umgebung machte die Wellington einen wuchtigen Eindruck und erinnerte Cooper an etwas. Der Informationstafel hatte er entnommen, dass die Wellington-Bomber liebevoll »Wimpeys« genannt worden waren – nach einer pausenlos Hamburger futternden Gestalt aus den Popeye-Zeichentrickfilmen. Den Eindruck, den die Maschine auf ihn machte, war weit von der Drolligkeit eines Zeichentrickfilms entfernt. Der Vergleich, nach dem er suchte, war eher etwas Animalisches.
    Nachdem sie ein paar Schritte gegangen waren, drehte sich Cooper noch einmal nach der Wellington um. Die Plexiglasscheiben der Kanzel sahen aus wie zwei dunkle Augen, die über die lang gezogene Nase und über den vorderen Geschützturm in den Himmel jenseits der Hangarwände zu starren schienen. Für Cooper lag in diesem Anblick absolut nichts Heimeliges oder Nostalgisches. Für ihn besaß das Flugzeug eine Schnauze wie ein blutgieriger Jagdhund.
    »Wann soll der Schneemann hier gewesen sein, Diane?«, erkundigte er sich.
    Fry blieb neben der Schiebetür des Hangars vor mehreren Schautafeln mit Zeitungsberichten über Luftschlachten im Zweiten Weltkrieg stehen. Spitfire-Jagdgeschwader vernichtet acht Messerschmitts über Ärmelkanal.
    »Am Sonntag, den 6. Januar.«
    »Wahrscheinlich am Tag vor seiner Ermordung.«
    »Vielleicht erinnert sich hier jemand an ihn, es ist schließlich erst eine Woche her. Abgesehen davon schieben sich hier nicht gerade die Menschenmassen durch.«
    »Das stimmt schon, Diane, aber …«
    »Was?«
    »Ich sollte heute eigentlich das Personal im Snake Inn befragen und ihr Gedächtnis in Bezug auf Allradfahrzeuge auf Trab bringen. Du hättest genauso gut mit Gavin hierher fahren können. Den braucht bei den Kemps bestimmt niemand.«
    »Stimmt, ich hätte Gavin mitnehmen können.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«
    »Vielleicht wollte ich dich im Auge behalten.«
    Draußen wusch ein älterer Mann in einem schlecht sitzenden Fliegeranzug mit Flügelabzeichen den Rumpf einer Avro Shackleton. Ausgerüstet mit einer Trittleiter, einem Eimer Wasser und einem Putzlappen, verrichtete er seine Arbeit überaus liebevoll, voller Konzentration und Ehrfurcht, wie ein Großvater, den man gebeten hat, die Windeln seines neugeborenen Enkelkindes zu wechseln.
    »Vielleicht können wir den dazu überreden, die Fenster in der West Street zu putzen«, sagte Fry, »wo Eddie Kemp ja in Streik getreten ist. Sieht ganz so aus, als würde er seine Sache richtig gut machen.«
    »Ich glaube, das hier ist eher ein Liebesdienst«, meinte Cooper.
    »Putzen?«, schnaubte Fry ungläubig.
    »Es kommt darauf an, was man putzt.«
    »Das ist ein Flugzeug.«
    »Allerdings.«
    Sie schüttelte gereizt den Kopf. »Offenbar ist er nur eine Hilfskraft. Wir brauchen jemanden, der sich hier auskennt.«
    Sie erkundigten sich im Museumsshop, doch die Frau hinter dem Tresen sagte, sie arbeite sonntags normalerweise nicht hier, ehe sie sie wieder zu der Shackleton und dem Mann mit der Trittleiter führte.
    »Mr Illingworth?«, sagte Fry.
    »Ja?«
    Sie stellten sich vor. »Wir sind auf der Suche nach Informationen über diesen Mann«, erklärte Fry. »Wir glauben, dass er am letzten Wochenende hier war. Am Sonntag, den 6. Januar.«
    Illingworth betrachtete das Foto. »Dann ist er jetzt wohl tot?«
    »Leider ja, Sir.«
    »Seltsam«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass die anderen das gewusst haben.«
    »Die anderen? Welche anderen?«
    »Die anderen Polizisten, die hier waren.«
    »Wie bitte?«
    »Erst vor zwei Tagen. Dann haben Sie ihn inzwischen wohl gefunden?«
    »Mr Illingworth, soll

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