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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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glaube nicht, dass das sehr hilfreich ist.«
    »Die Polizei kann jederzeit auf die Hilfe eines vereidigten Dolmetschers zurückgreifen«, sagte Cooper. »Wir haben eine ganze Liste. Aber das würde bedeuten, dass wir eine offizielle Vernehmung auf dem Polizeirevier durchführen müssten.«
    Cooper hoffte, dass die beiden Männer nicht bemerkten, wie weit er sich damit aus dem Fenster lehnte. Er würde nie im Leben die Mittel für einen Dolmetscher bewilligt bekommen. In Wahrheit durfte er noch nicht einmal hier sein. Es gab keine offizielle polizeiliche Untersuchung, die sein Kommen gerechtfertigt hätte.
    Zygmunt sagte noch einmal etwas. Bei den letzten Worten bewegte er abrupt den Kopf und schnalzte mit den Lippen, so dass ein Speichelregen über die voll geschriebenen Seiten niederging.
    »Was sollte das denn heißen?«, fragte Cooper.
    »Mein Vater meint, die Kanadierin soll ihren Dolmetscher gefälligst selber bezahlen«, sagte Peter.
    »Und der letzte Teil?«
    »Er wünscht ihr viel Glück.«
    »Tatsächlich?«
    Der alte Mann senkte den Kopf und widmete sich wieder seinen Aufzeichnungen. Cooper sah, wie die schwarze Tinte an den Stellen verschmierte, an denen der Speichel die Seite benetzt hatte. Doch der Stift glitt darüber hinweg und bewegte sich flüssig weiter, bis er wieder am unteren Rand der Seite angekommen war. Allein vom Zusehen wurde Cooper schwindlig. In dem ganzen Text schien es keinen einzigen Absatz zu geben.
    Er drehte sich um und verließ das Zimmer. Peter Lukasz folgte ihm und schloss sorgfältig die Tür hinter sich, so dass der Alte sie auf dem Flur nicht hören konnte.
    »Tut mir Leid«, sagte er.
    »Das sagten Sie bereits.«
    »Es hat nichts mit Ihnen zu tun«, fuhr Peter fort. »Auch mit uns will er nicht mehr Englisch sprechen. Er kann es nicht, meine ich. Sein Verstand scheint momentan einfach nicht dazu fähig zu sein.«
    »Was schreibt er da?«, fragte Cooper, als sie wieder in der Diele standen.
    »Ich dachte, das hätten Sie längst erraten«, antwortete Lukasz.
    »Nein.«
    »Aus irgendeinem Grund kann er nur Polnisch schreiben. Ich glaube, es war die ganzen Jahre in seinem Kopf und hat darauf gewartet, herausgelassen zu werden. Es hat darauf gewartet, dass er zum Stift greift. Und am Ende hat er sich überwunden, bevor es zu spät ist.«
    »Wozu überwunden?«, fragte Cooper.
    »Licht in die Sache zu bringen. Verstehe Sie denn nicht? Mein Vater schreibt seinen Bericht über den Absturz von Sugar Uncle Victor.«

19
    D CI Kessen hielt Diane Fry auf dem Rückweg vom Vernehmungsraum im Korridor an. Er legte ihr die Hand auf die Schulter, während Gavin Murfin weiterging.
    »Na, Detective Sergeant Fry? Alles unter Kontrolle?«
    Fry spürte, wie sich ihre Schulter unter seiner Hand verspannte. Sie wusste, dass diese Reaktion übertrieben war, und bemühte sich, gleichmäßig weiterzuatmen. Sie fragte sich, ob Kessen ihre Geschichte kannte, ob er wusste, weshalb sie sich aus den West Midlands nach Derbyshire hatte versetzen lassen. Manche Männer wussten nicht, wie man sich einer Frau gegenüber zu verhalten hatte, die Opfer einer Vergewaltigung geworden war. Andererseits interessierte er sich wahrscheinlich zu wenig für sie, um ihre Akte zu lesen. Sie fürchtete, ihr neuer Vorgesetzter könnte sich zu ihrem schlimmsten Albtraum auswachsen – zu einem riesigen Stolperstein in ihrer Karriere. Sich von der Division E wegversetzen zu lassen erschien ihr plötzlich noch erstrebenswerter als sonst.
    »Ja, Sir«, sagte sie.
    »Sie haben da ein gutes Team, stimmt’s?«, fragte er.
    »Ein hervorragendes Team.«
    Kessen nahm die Hand von ihrer Schulter, stand aber immer noch viel zu dicht vor ihr. Fry erkannte, dass er zu der Sorte Männer gehörte, die sich ihrer Wirkung auf andere Menschen nicht bewusst waren. Vielleicht bewegte er sich schon sehr lange auf dünnem Eis und wartete nur darauf, dass ihn jemand darauf aufmerksam machte.
    »Dieser Detective Cooper … ist ein sehr gewissenhafter Polizist, was? Ein Vorbild für so manch anderen hier.«
    »Bestimmt«, erwiderte Fry. Jedenfalls für diejenigen, die sich ständig wegen Rückenschmerzen krankmeldeten, dachte sie. Aber wo zum Teufel war dieser Ausbund an Tugend jetzt schon wieder? So wie gestern hatte er es wieder mal geschafft, stundenlang wegen ein paar einfacher Befragungen unterwegs zu sein.
    Fry warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Wenn sie doch bloß eine Weile diesen ewigen Besprechungen entfliehen könnte, dann würde sie

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