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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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hier in Edendale anfing, wenn die Leute sich weigerten, mit ihr zu reden. Vielleicht hatte Frank Baine ihr ein wenig die Stadt gezeigt.
    Er wählte die Nummer des Hotels.
    »Kann ich bitte Miss Alison Morrissey sprechen? Sie ist Gast bei Ihnen.«
    »Einen Augenblick, bitte.«
    Noch immer standen ein paar kleine unausgepackte Kisten herum. In einer befand sich eine holzgeschnitzte Katze, Miranda nicht unähnlich, schwarz und übergewichtig. Cooper hatte sie vor Jahren geschenkt bekommen, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern, von wem. Jedenfalls hatte sie mehr als zehn Jahre in seinem Zimmer auf der Bridge End Farm gestanden.
    Während er wartete, stellte er die Holzkatze auf das Fensterbrett mit dem Blick zur Straße. Behutsam rückte er die Figur so zurecht, dass sie ins Zimmer schaute, direkt auf den Lehnsessel, in dem er abends sitzen würde. Ihr dreistes Lächeln war bestimmt tröstlich.
    »Hallo?« Morrisseys Stimme klang misstrauisch. »Wer ist da?«
    »Ben Cooper. Sie hatten eine Nachricht hinterlassen.«
    »Ach ja. Ich hatte nicht erwartet, dass Sie zurückrufen.«
    »Um ein Haar hätte ich das auch nicht getan.«
    »Ich hatte mich gefragt, ob Sie wohl bereit wären, sich mit mir zu treffen. Anscheinend ist es mir nicht gelungen, mich hier irgendjemandem verständlich zu machen. Sie schienen zumindest interessiert zu sein. Ich hatte gehofft, dass Sie mir zuhören.«
    »Aber nur absolut inoffiziell«, sagte Cooper.
    »Von mir aus.«
    »Morgen vielleicht? Morgen habe ich dienstfrei.«
    »Wunderbar. Treffen wir uns im Foyer des Cavendish Hotels? Um halb zwölf?«
    »In Ordnung.«
    Cooper streichelte die Holzkatze und schaute hinaus auf die Straße. Er verspürte das Bedürfnis, sich mit den Einzelheiten seiner neuen Umgebung vertraut zu machen: mit den Farben der Haustüren gegenüber, den Mustern der Vorhänge in den Fenstern, den Marken und Modellen der Autos, die auf den Stellplätzen am Straßenrand parkten. Er prägte sich ein, in welchen Gärten Blumen wuchsen und welche ungepflegt und voller Unkraut waren. Er zählte die Mülleimer vor einem schmalen Durchgang, und er sah den Jack Russell, der hinter einem Eisentor stand und auf die Straße spähte. Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis er sich hier heimisch fühlen würde.
    »Das ist also deine neue Bleibe!«
    Cooper hätte beinahe die Lampe fallen lassen. Jeden anderen hätte er hier erwartet, aber nicht sie. Vielleicht einen seiner neuen Nachbarn oder ein weiteres Familienmitglied, das sehen wollte, wo er untergekommen war. Aber Diane Fry? Sie stand vor der Tür wie ein Gerichtsvollzieher und ließ den Blick prüfend über seine Habseligkeiten wandern, als müssten sie geschätzt werden.
    »Ich war in der Gegend«, erklärte sie. »Da habe ich deinen Wagen draußen stehen sehen und mir gedacht, das muss es wohl sein. Nicht besonders groß, wie?«
    »Für mich reicht es.«
    Cooper stellte die Lampe vorsichtig auf einen Tisch, während ihm plötzlich bewusst wurde, wie bunt zusammengewürfelt sein Geschirr war und dass auf den Stühlen im Wohnzimmer immer noch Berge von Kleidern lagen. Fry löste ständig dieses Gefühl in ihm aus, als könnte er ihren Ansprüchen nie genügen.
    Ganz oben auf einem Bücherstapel lagen die Bände, die er bei Eden Valley Books gekauft hatte. Diane Fry sah sie natürlich sofort.
    »Die Geschichte der Flugzeugwracks im Peak District «, las sie. »Woher das plötzliche Interesse an diesem Thema, Ben?«
    Cooper sah keine Veranlassung zu antworten. Was sie jedoch nicht davon abhielt weiterzubohren.
    »Der Krieg ist lange her, Ben«, sagte sie. »Ehrlich gesagt verstehe ich überhaupt nicht, warum die Leute ihn immer noch den Krieg nennen. Seither hat es jede Menge andere Kriege gegeben.«
    »Aber keinen, der so viele Leute direkt betroffen hat«, sagte Cooper. »Keinen, der das ganze Land verändert hat.«
    »Wenn du meinst. Aber es sind doch eigentlich gar nicht irgendwelche alten Männer, für die du dich interessierst, oder?«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, entschuldige, wenn ich falsch liege, aber dein Interesse an dieser Geschichte ist doch wohl ein wenig anders gelagert. Gibt es da nicht vielleicht einen kleinen zusätzlichen Anreiz? Eine Kanadierin namens Alison Morrissey vielleicht?«
    »Was soll das denn heißen?«
    Fry lächelte. »Pass auf, dass du den Kopf nicht in die Schlinge steckst, Ben. Konzentrier dich auf das, was wichtig ist. Nur weil du allein lebst, solltest du nicht gleich auf den

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