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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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schon jetzt, dass Ben Cooper nicht damit zurechtkommen würde, allein zu leben. Er kannte so etwas ja überhaupt nicht.
    In ihrer Wohnung warf Fry einen Blick in die Zeitungen, während die Pizza im Ofen und das Wasser im Kessel heiß wurden. Sofort sprang ihr ins Auge, dass sich Alison Morrissey, die Kanadierin, an die Presse gewandt hatte.
    Die Eden Valley Times hatte einen ganzseitigen Artikel über sie veröffentlicht, ebenso der Buxton Advertiser. Auch in den größeren Zeitungen, im Sheffield Star und der Manchester Evening News, standen Berichte. Neben jedem Artikel war ein Foto. Fry erkannte sofort die Frau in der Underbank, mit der sich Ben Cooper unterhalten hatte.

20
    A ls Ben Cooper am Samstagmorgen aufwachte, dachte er an Marie Tennent. Er hatte geträumt, seine Arme und Beine seien aneinander gefroren, seine Trommelfelle und seine Nase seien erfroren und er könnte die Augen nicht mehr öffnen. Schließlich öffneten sie sich aber doch, und er sah sein Zimmer vor sich, jenes Zimmer, in dem er praktisch seit seiner Geburt geschlafen hatte.
    Er zog den Vorhang einen Spalt breit auf. Das Fenster ging auf den Hof hinter dem Bauernhaus hinaus. Dahinter erhob sich ein steiler Hügel, der bis auf die obersten dreißig Meter mit dunklen Nadelbäumen bewachsen war, ehe weiter oben das Moor durchbrach. In seiner Kindheit hatte er die bewaldeten Hänge mit allerlei wilden Tieren bevölkert und mit aufregenden Geschichten gefüllt. Er war seinem Bruder Matt in manches wilde Abenteuer gefolgt, das zugleich unheimlich und aufregend gewesen war. Die Erinnerung versetzte ihm einen kleinen Stich des Bedauerns, als er daran dachte, dass er all das bald hinter sich lassen würde.
    Obwohl es noch stockdunkel war, wusste Cooper, dass an diesem Morgen kein frischer Schnee gefallen war. Am schwarzen Himmel standen die Sterne fast stechend hell. Das Hochmoor war von einer Eisschicht bedeckt, so wie in der Nacht, in der Marie Tennent starb. Einen Augenblick lang versuchte er sich in Marie hineinzuversetzen, das Verlangen zu spüren, das sie bei einem derartigen Wetter auf den Irontongue Hill getrieben hatte. War es wirklich das Bedürfnis gewesen, das Skelett eines längst toten Babys zuzudecken, es vor der Kälte zu schützen, die es ohnehin nicht mehr spürte?
    Cooper schüttelte den Kopf. Er würde es nie verstehen, nicht einmal wenn Marie vor ihm stünde und es ihm in ihren eigenen Worten erklärte. Viel zu viel Gefühl und zu wenig Logik.
    Am Montag würde Marie Tennent nicht an oberster Stelle seiner Prioritätenliste stehen, obwohl eine Kopie ihrer Akte immer noch auf seinem Schreibtisch lag. Wie viel Zeit würde er wohl für sie erübrigen können? Vielleicht musste er sie unbearbeitet beiseite legen, bis er mehr Zeit hatte oder das Baby gefunden wurde oder bis die Gerichtsmediziner endlich Zeit für die Obduktion fanden. Er fügte Marie Tennent seiner langen Liste von Fehlschlägen hinzu, Fällen, bei denen er nichts ausrichten konnte, so gern er es auch getan hätte. Am Montagmorgen würde der Schneemann wieder ganz oben auf seiner Liste stehen, da er durch den Autopsiebericht zu einem Mordopfer geworden war. Damit war er sowohl dringlich als auch wichtig.
    Aber heute war Samstag, und Cooper hatte frei. Heute war der Tag, an dem er die Bridge End Farm verließ. Es würde nicht lange dauern, seine Sachen zu packen.
    »Der Laster steht draußen«, sagte sein Bruder Matt beim Frühstück. »Ich helfe dir beim Aufladen.«
    »Ich nehme kaum etwas mit«, erwiderte Cooper. »Die Wohnung ist möbliert. Es ist erstaunlich, wie wenig Zeug sich all die Jahre bei mir angesammelt hat.«
    »Was ist mit deinen Gewehren?«
    »Die kann ich nicht mitnehmen. Sie müssen im Schrank bleiben, weil ich nicht weiß, wo ich sie sonst unterbringen soll.«
    »Bald ist wieder Schützenfest, Ben. Du musst noch ein bisschen trainieren.«
    »Ich weiß.«
    Matt setzte sich und sah ihn hilflos an. Keiner von beiden wusste, was er sagen sollte. Matt stand wieder auf, um nicht länger nach Worten ringen zu müssen.
    »Ruf mich, wenn du fertig bist.«
    Cooper brauchte nur seine Kleider, den Computer und die Stereoanlage, ein paar Bücher, CDs und Bilder. Er kam sich vor wie ein Student, der zum ersten Semester an der Uni aufbricht und dessen Eltern darauf bestehen, ihn zur neuen Bleibe zu fahren, um sich zu vergewissern, dass es ihm dort auch wirklich gut ging. Das eine oder andere konnte er auf der Farm lassen, so dass sie in gewisser Hinsicht sein

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