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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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und sich lobend über die Lage der Wohnung geäußert, bevor sie sich mit einer Entschuldigung wieder verabschiedeten. Sie alle waren aus Neugier gekommen, aus Verblüffung darüber, dass sich ein Mitglied der Familie auf diese Weise davonmachte. Denn genau das tat er in ihren Augen. Ein Cooper lebte nicht allein. Die Familie war dazu da, sich gegenseitig zu unterstützen – warum wollte Ben sich all dem entziehen? Er spürte, dass Claire und auch Tante und Onkel argwöhnten, dass eine Frau im Spiel war, jemand, mit dem er klammheimlich schon eine ganze Weile zusammen war. Bislang hatten sie aber noch keine Anzeichen dafür entdeckt. Cooper rechnete damit, dass sie ihm in nächster Zeit immer wieder einen Überraschungsbesuch abstatten würden.
    Mrs Shelley hatte herausgefunden, dass Matt Bauer und damit der personifizierte Antichrist war. Sie verkniff sich zwar jeden Kommentar dazu, aber sobald er gegangen war, vertraute sie sich Cooper an.
    »Ich kann Leute nicht ausstehen, die Tiere misshandeln«, sagte Mrs Shelley. »Welchen Respekt haben die wohl vor Menschen, wenn sie schon die Tiere schlecht behandeln? So was macht mich ganz krank.«
    »Sie haben bestimmt Recht, Mrs Shelley.«
    »Lassen Sie Miranda nicht auf die Straße, ja? Die Autos sind zu gefährlich. Die rasen wie die Verrückten durch die Straße, dazu haben sie noch die Musik voll aufgedreht und die Fenster offen. Musik! Ein Wunder, dass ihnen nicht der Schädel platzt!«
    »Da haben Sie Recht.«
    »Wie ich gesehen habe, hat Ihr Bruder trotzdem zwei Kinder«, fuhr Mrs Shelley fort. »Wie schön.«
    »Matt sagt, sie kommen gerade in ein ziemlich schwieriges Alter.«
    »Oh, ich weiß. Aber solange sie noch klein sind, sind sie niedlich. Ich habe Lawrence lange Jahre gepredigt, dass er Vater werden soll …«
    »Tantchen, ich glaube, Ben möchte jetzt ein bisschen allein sein und sich erst einmal einleben«, unterbrach Lawrence.
    Mrs Shelley kicherte. »Lawrence findet, dass ich zu viel rede. Sie kümmern sich doch um Miranda, ja? Ich kann sie ja leider nicht mit zu mir nehmen.«
    »Wegen des Hundes, nehme ich an.«
    Mrs Shelley starrte ihn mit finsterer Miene an. »Was ist denn mit dem Hund?«
    »Oh, nichts.«
    »Jasper ist der perfekte Wachhund. Er beschützt sein Heim und seine kleine Familie. Er lässt mich immer wissen, wenn jemand kommt.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Cooper und dachte an das übellaunige Kläffen, das er zuvor aus dem Hof gehört hatte. »Halten Sie ihn draußen oder drinnen?«
    »Kommt drauf an, ob es sicher ist«, erwiderte Mrs Shelley.
    »Er bellt, wenn er im Hof ist.«
    »Oh, Jasper bellt in letzter Zeit auch im Haus, der Gute. Aber ich bin sowieso ein bisschen taub. Wenn ich den Ton am Fernseher ein bisschen lauter stelle, stört es mich nicht.«
    Cooper war froh über die dicken Wände. Bis jetzt hatte er weder den Fernseher noch den Hund im Haus gehört.
    »Nicht dass ich oft fernsehe«, fuhr Mrs Shelley fort. »Viel zu viele Nachrichten. Die kann ich nicht leiden. Ständig geht es um Leute, die anderen Menschen oder auch Tieren etwas Schlimmes getan haben. Wenn Nachrichten kommen, schalte ich sofort aus und unterhalte mich stattdessen mit Jasper, damit er sich nicht vernachlässigt fühlt.«
    »Komm, Tantchen«, sagte Lawrence. »Wir wollten doch nur ein paar Minuten bleiben.«
    »Na gut. Dann bis bald«, sagte sie. »Die Pflicht ruft.«
    Dann war auch Mrs Shelley verschwunden, der kläffende Hund wurde hereingeholt; und alles war wieder still.
    Cooper öffnete das Küchenfenster, um frische Luft hereinzulassen und den Geruch nach Desinfektionsmittel zu vertreiben, das Kate und die Mädchen überall großzügig verteilt hatten. Ein aromatischer Duft nach brennendem Holz wehte herein. Einer seiner Nachbarn machte ein Feuer im Garten, und es roch nach verbrannten Apfelzweigen. Vom Fenster seiner Wohnung aus konnte Cooper keine Bäume sehen. Sie mussten in den Gärten zwischen der Welbeck Street und den Läden auf der Meadow Road stehen und waren nur vom Wintergarten aus zu erkennen. Er überlegte, ob Mrs Shelley wohl erlauben würde, dass er ein kleines Fenster in die Rückwand des Schlafzimmers stemmte, um im Frühjahr die Apfelblüte sehen zu können. Wahrscheinlich nicht. Vielleicht gewöhnte er sich ja daran, nur Asphalt und Schieferdächer vor sich zu haben.
    In seiner Tasche steckte immer noch die Telefonnotiz. Wahrscheinlich rechnete Morrissey inzwischen schon nicht mehr mit seinem Anruf. Er fragte sich, was sie

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