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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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wartete, rief Cooper Carol Parry an.
    »Die MDP ist ein ganz eigener Laden«, erklärte Parry. »Sie haben viel weitreichendere Befugnisse, und sie haben mit Zivilisten zu tun. Wir kümmern uns ausnahmslos um Soldaten, von denen die meisten im Militärgefängnis in Colchester landen. Wenn der Richter ihnen mehr als achtzehn Monate aufbrummt, werden sie in eine zivile Strafvollzugsanstalt überstellt. Wir haben also im Grunde genommen nichts mit der Aufklärung von Kapitalverbrechen zu tun.«
    »Und wer ist dann dafür zuständig?«
    »Sag ja der MDP nicht, dass du mit mir gesprochen hast. Das mögen die überhaupt nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Die beiden Lager haben nicht besonders viel füreinander übrig. Wir veräppeln die Royal Military Police, und die RMP nennt uns »Schneeglöckchens Aber die MDP kann keinen von uns leiden. Ihr Personal wird ständig heruntergefahren, weil wir andere Methoden finden, die Probleme zu erledigen. So läuft’s nun mal.«
    »Aber wir arbeiten doch mit der RAF-Polizei zusammen, falls nötig. Wir kooperieren.«
    »Das stimmt, aber nur, weil wir euch brauchen. Die RAF-Polizei darf niemanden verhaften. Ihr habt die Polizeigewalt. Sergeant Caudwell allerdings auch. Ach übrigens – sind Caudwell und ihre Leute bewaffnet?«
    »Was? Keine Ahnung.«
    »Fünfundsiebzig Prozent der MDP-Leute sind rund um die Uhr bewaffnet.«
    »In Derbyshire müssen wir ein Spezialtraining absolvieren, bevor wir Schusswaffen tragen dürfen«, protestierte Cooper. »Wir müssen regelmäßig Prüfungen ablegen.«
    »Sie auch«, meinte Parry. »Jeder von denen ist umfassend an der Waffe ausgebildet. Daran erkennt man, wozu sie eigentlich da sind. Die Öffentlichkeit nimmt sie natürlich nur dann wahr, wenn sie Nukleartransporten auf der AI Geleitschutz geben. Auch das ist mal wieder typisch britisch: Wenn man kein großes Aufhebens davon macht, kriegt es keiner mit.«
    »Damit bin ich einen Schritt weiter«, sagte Cooper. »Glaube ich jedenfalls.«
    »Wie ist eigentlich das Wetter bei euch, Ben?«
    »Es wird wieder wärmer«, sagte er.

23
    W enigstens war Diane Fry so klug gewesen, Cooper mit seinem Toyota nach Harrop fahren zu lassen. Sie hatte einen Blick auf die Karte geworfen und die immer engeren Höhenlinien gesehen, die den steilen Anstieg auf der anderen Seite des Snake Pass und den noch steileren Aufstieg nach Harrop markierten. Hier gab es immer noch vereinzelte Schneefelder und tückische Eisflächen, die mit der einsetzenden Dunkelheit noch schlechter zu erkennen waren.
    Auf dem Weg nach Harrop kamen sie an einem abgestellten Streifenwagen vorbei, der in einer Parkbucht unweit des Irontongue Hill stand. Auf der Seite des Wagens stand die Adresse der Website angeschrieben: www.derbyshire.police.uk. Dort konnten die Bürger ein Grußwort des Polizeipräsidenten aufrufen und sich über die letzten Neuigkeiten zum Wettbewerb »Polizist des Jahres« informieren. Coopers Lieblingsseite war »Personal«, wo es hieß, Kandidaten für den Polizeidienst müssten im Gebrauch ›alltäglicher technischer Gerätschaften‹ wie Telefon und Schlagstock bewandert sein.
    Einige Meter weiter gingen zwei Beamte in reflektierenden Jacken die Straße auf und ab und spähten in die gelben Streusandkisten, die die Gemeinde hier am Randstreifen aufgestellt hatte. Sie suchten immer noch nach Chloe.
    »Ich habe gestern über Marie Tennent nachgedacht«, sagte Cooper.
    »Ach ja?«, meinte Fry.
    »Ich habe versucht, mir vorzustellen, warum sie es getan hat.
    Warum ist sie dort hinaufgegangen und hat die Babysachen hingelegt?«
    »Und? Ist es dir gelungen?«
    »Nein«, erwiderte er. »Es erscheint mir irgendwie als Grund nicht plausibel genug.«
    »Mir auch nicht.«
    »Wenn wir nur mehr Zeit hätten, uns mit ihr zu beschäftigen! Ich würde es wirklich gern verstehen.«
    »Erst mal müssen wir das Baby finden. Und das können wir anderen überlassen.«
    Trotzdem fand Cooper, dass sich Fry nicht restlos überzeugt anhörte. Auch sie wollte mehr über Marie Tennent wissen. Aber es galt Regeln zu befolgen und Prioritäten zu setzen. Das Bedürfnis, die Beweggründe anderer Menschen zu verstehen, rechtfertigte nicht, noch mehr Zeit auf diesen Fall zu verwenden.
    Sie fuhren eine Weile schweigend weiter und folgten den Kurven und Kehren des Snake Pass.
    »Was macht die neue Wohnung?«, erkundigte sich Fry schließlich. »Schon eingelebt?«
    »Klar. Ich finde sie sehr praktisch.«
    »Jedenfalls hast du jetzt kein Problem mehr,

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