Kaltes Grab
hinauswillst. Aber Peter Lukasz hatte an jenem Abend angeblich Dienst im Krankenhaus. Wir können ganz leicht überprüfen, ob er zu der Zeit, als Easton getötet wurde, dort war, wo er hätte sein müssen.«
»Dann tu das. Was für einen Wagen fährt Lukasz?«
»Einen blauen BMW, drei oder vier Jahre alt.«
»Taugt er was im Schnee?«
»Das bezweifle ich.«
»Aber die Lukasz’ sind eine verschworene Gemeinschaft, hast du gesagt.«
»Das heißt noch lange nicht, dass sie sich verschworen haben, jemanden umzubringen. Dazu braucht man ein schwer wiegendes und gemeinsames Motiv.«
»Genau.« Fry dachte eine Weile nach, warf einen Blick auf die Liste vor sich und überlegte weiter.
»Wo bist du sonst noch gewesen, Ben?«, fragte sie.
»Wie meinst du das?«
»In dieser Morrissey-Angelegenheit. Wen hast du noch aufgesucht? Zygmunt Lukasz, dann den alten Mann von der RAF-Bergungsmannschaft, Rowland. Wen noch? Komm schon, raus damit.«
»Na ja, da wäre noch George Malkin.«
Frys Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an. Sie sah aus, als wollte sie Cooper am liebsten am Mantelkragen packen und kräftig durchschütteln.
»Wer ist George Malkin, Ben?«
»Ein Landarbeiter, aber schon seit Jahren in Rente. Er wohnt auf einem kleinen Bauernhof in Harrop, der früher seinem Vater gehört hat, aber inzwischen ist nur noch das alte Bauernhaus übrig. Beim Absturz der Lancaster war er noch ein kleiner Junge, aber er ist in jener Nacht mit seinem Bruder zur Unglücksstelle hinaufgegangen. Malkin ist ein einsamer alter Mann, schon ein bisschen wunderlich, lebt völlig zurückgezogen, aber er erinnert sich noch genau an das Unglück.« Cooper unterbrach sich und dachte an Zygmunt Lukasz und Walter Rowland. »Na ja, Malkin ist eigentlich noch nicht so alt. Erst um die sechzig. Aber zufällig erinnert er sich noch sehr gut an den Absturz.«
Fry starrte ihn noch immer an. »Zufällig?«, sagte sie. »Zufällig?«
»Ja.«
»George Malkin, wohnhaft in der Hollow Shaw Farm, Harrop?«
»Ja. Wieso fragst du?«
Fry wedelte mit der Akte vor seiner Nase herum. »George Malkin steht auch auf Nick Eastons Liste, Ben. Du bist kreuz und quer durch deren Untersuchungen spaziert, ohne zu wissen, was zum Teufel du da überhaupt tust.«
Cooper verspürte eine jähe Erregung, als hätten sich alle seine Vermutungen mit einem Schlag als richtig herausgestellt.
»Was sollen wir jetzt machen?«
»Hast du heute noch was vor?«
»Nein. Absolut nichts.«
»Hast du die Telefonnummer von den Lukasz’ dabei?«
»Ja.«
»Ruf sie an. Wir fahren hin.«
Cooper wählte. Niemand nahm ab. »Sie sind nicht zu Hause.«
»Dann versuch’s bei Malkin.«
Er wählte eine andere Nummer. George Malkin war zu Hause, sagte aber, er hätte zu viel zu tun.
»Wir würden wirklich sehr gern heute noch vorbeikommen, Mr Malkin«, sagte Cooper.
»Wenn es unbedingt sein muss. Aber ich warne Sie – ich mache mich nicht extra fein für Sie.«
Cooper nickte Fry zu. »Er ist einverstanden.«
»Dann los«, sagte sie. »Ich gebe Inspector Hitchens durch, was wir vorhaben, und dann sehen wir mal, wie dein Freund Malkin da hineinpasst.«
Aber Cooper war sich noch immer nicht sicher, worauf das Ganze hinauslief. Das Auftauchen der MDP hatte ihn durcheinander gebracht, ebenso wie Diane Frys plötzliches Interesse an der Angelegenheit.
»Diane, dann glaubst du jetzt also auch, dass ich Recht habe … dass all das irgendwie mit dem Absturz der Lancaster zusammenhängt?«
»Wenn das Ganze ausschließlich auf deinem Mist gewachsen wäre, Ben, würde ich sagen, du hast es dir nur eingebildet«, antwortete Fry.
»Aber ich bin nicht der Einzige?«
»Nein. Als die MDP heute Morgen anrief, wollten sie als Erstes, dass wir ihnen die Stelle zeigen, an der die Trümmer der Lancaster SU-V liegen.«
Bis auf das eine Mal, als er mehrere Mitglieder ihrer Ermittlungseinheit bei einem Lehrgang kennen gelernt hatte, war Ben Cooper noch nie mit der Polizei des Verteidigungsministeriums in Berührung gekommen. Aber er hatte eine alte Bekannte bei der RAF-Polizei. Carol Parry stammte aus der Gegend von Edendale. Sie musste ihre Zeit bei der RAF demnächst beendet haben und hatte schon angedeutet, dass sie sich bei der Polizeiverwaltung Derbyshire um eine Stelle bewerben würde. Derbyshire würde sie mit offenen Armen aufnehmen – erfahrene Beamte waren als Gegengewicht zu den vielen Anfängern, die in letzter Zeit die Reihen füllten, bitter nötig.
Während er auf Diane Fry
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