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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Bruchlandung hinlegen konnten«, sagte sie. »Es kommt einem irgendwie ironisch vor.«
    »Nachts, wenn die Wolken tief hängen, sieht es hier völlig anders aus«, entgegnete Cooper. »Dann ist die Gegend viel gefährlicher.«
    Cooper malte sich aus, wie die Lancaster SU-V tief vom Süden her durch das Tal hereinkam, das Brummen ihrer Motoren von der Wolkendecke gedämpft, während die Besatzung orientierungslos aus den Cockpitfenstern oder den Plexiglas-Türmen spähte. Er stellte sich vor, wie Bill Mee, der Bombenschütze, auf seiner Position im Bugturm lag, nach unten blickte und einen Blick auf den Boden erhaschte, der ihnen rasch entgegenkam. Vielleicht hatte Mee aufgeregt gegen die Füße des Piloten geklopft, nach oben gezeigt und mit den Lippen die Worte »Steigen! Steigen!« geformt. Daraufhin hatte McTeague wahrscheinlich den Steuerknüppel an sich gerissen, so dass die Lancaster SU-V langsam an Höhe gewonnen hatte.
    Im Heck des Flugzeuges hatte der junge Dick Abbot höchstwahrscheinlich nichts davon mitbekommen, bis er plötzlich in seinen Gurten nach vorn gegen die Plexiglasblase gedrückt worden war, als das Flugzeug zu steigen begann. Er musste hilflos, fast mit dem Kopf nach unten festgehangen haben, so dass er die Bergflanke durch ein Loch in den Wolken aufblitzen sah. Vielleicht hatte er auch die angsterfüllten Stimmen im Kopfhörer gehört.
    Aber zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu spät. Die nackte Wand des Irontongue Hill musste unmittelbar vor ihnen aufgeragt haben. Vielleicht hatte die Besatzung sie Sekunden vor dem Aufschlag auf sich zurasen sehen, eine gewaltige schwarze Masse, die aus den Wolken ragte, wo eigentlich Himmel sein sollte. Aber da war es schon zu spät gewesen. Viel zu spät.

28
    C hief Inspector Tailby ließ stirnrunzelnd den Blick durch den Konferenzraum wandern. Diane Fry fiel auf, dass er in letzter Zeit oft die Stirn runzelte. Er war zwar noch nie eine Stimmungskanone gewesen, aber die letzten Wochen in der Division E erwiesen sich offenbar als wahre Bürde für ihn.
    »Detective Cooper macht sich bei unseren Besprechungen immer rarer«, bemerkte Tailby.
    »Alle haben schrecklich viel zu tun«, sagte Hitchens. »Es muss so viel erledigt werden. Wir müssen jede Menge Befragungen durchführen.«
    »Das weiß ich. Geht es Cooper gut? Er ist bei dem Zwischenfall letzte Nacht doch nicht verletzt worden?«
    »Nein, es geht ihm gut. Er hat sich heute Morgen wie gewohnt zum Dienst gemeldet. Jetzt ist er mit Sergeant Caudwell unterwegs. Die MDP wollte sich an der Absturzstelle des Flugzeuges umsehen.«
    »Mit Sergeant Caudwell? Sie haben ihn denen zum Fraß vorgeworfen?«
    »So würde ich das nicht unbedingt ausdrücken, Sir«, widersprach Hitchens.
    »Wenn es schwierig wird, ist die Versuchung groß, sich nach einem Opfer umzusehen«, meinte Tailby.
    Fry sah ihn erstaunt an. Sie hatte den alten DCI noch nie so philosophisch erlebt. Vielleicht wollte er sich in den letzten Tagen in puncto Weisheit noch ein bisschen produzieren, bevor er an Kessen übergab, damit der Kontrast noch deutlicher war.
    »Ich habe gehört, Sergeant Caudwell hat auch jemanden von der Spurensicherung angefordert. Was will sie denn dort oben finden?«
    »Keine Ahnung«, erwiderte Hitchens.
    Tailby legte die Stirn in Falten. »Ich bin gern zur Kooperation bereit. Ab einem bestimmten Punkt sollte Kooperation aber etwas Gegenseitiges sein.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Na schön«, fuhr Tailby fort. »Also, es ist Montagmorgen, und übers Wochenende hat es in diesem Fall einige wichtige Entwicklungen gegeben. Wir haben eine bestätigte Identifizierung für das Opfer: Unser so genannter Schneemann ist Sergeant Nick Easton, ein Kollege von der Royal Air Force Police. Außerdem konnten wir mithilfe der MDP-Beamten, die hierher nach Edendale geschickt wurden, einige seiner Schritte rekonstruieren.«
    »DS Fry und ihr Team haben bereits gestern damit begonnen, dieser Spur intensiv zu folgen«, sagte Hitchens.
    »Hervorragend. Ich bin sicher, dass sämtliche Überstunden absolut gerechtfertigt sind, Paul.«
    »Jawohl, Sir. Sergeant Fry wird Ihnen sofort berichten, was sie alles ans Tageslicht gebracht hat.«
    Fry rückte mit ihrem Stuhl herum, als die beiden Chief Inspectors sie anblickten. Der eine lächelte, der andere setzte eine finstere Miene auf. Tweedledee und Tweedledum. Sie würden wohl niemals einer Meinung sein.
    »Zunächst einmal wissen wir«, begann Fry, »dass Sergeant Easton am Sonntag, den 6. Januar,

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