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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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war zum Teil noch unversehrt und selbst nach so langer Zeit vom Rost verschont geblieben. Die Mohnblumen hingegen waren fast weiß geworden, ausgewaschen und gebleicht von Sonne und Regen.
    »Ein Überlebender und fünf Tote, den Piloten nicht mitgerechnet«, sagte Cooper und sah einem kleinen Flugzeug nach, das hoch über ihnen Richtung Glossop flog.
    Jane Caudwell schien ihn nicht gehört zu haben. Ihre Stiefel und Hosenbeine waren vom Waten durch den Schnee mit einer dünnen weißen Schicht überzogen. Caudwell war schwarz gekleidet - eine äußerst unpraktische Farbe auf den schneebedeckten Torfmooren. Es war ratsam, bunte Farben zu tragen, besonders dann, wenn das Wetter jederzeit umschlagen konnte und man eventuell darauf hoffen musste, von den Rettungsteams der Bergwacht gefunden zu werden. Bunte Farben waren gut zu erkennen, Schwarz hingegen kam beinahe einer Tarnfarbe gleich.
    Caudwell zog den rechten Handschuh aus und streckte Cooper ihre blasse, dickliche Hand mit einem goldenen Ring am Mittelfinger entgegen.
    »Ja, fünf«, stimmte sie ihm zu. »Aber sind Sie sicher, dass sich Fliegerleutnant McTeague überhaupt an Bord der Maschine befand?«
    »Was?«
    Caudwell lächelte. »War nur so ein Gedanke. Übrigens halte ich es für keine gute Idee, dass sie hier oben ist, egal wer sie ist.«
    »Wer?«
    »Sie da oben.«
    Cooper drehte sich um und sah Alison Morrissey zwischen den Felsen, unweit des Gipfelpunkts, stehen. Sie hielt eine Kamera in der Hand, doch es sah nicht so aus, als wollte sie die Beamten bei ihrer Arbeit an der Absturzstelle fotografieren. Sie hatte ihre Kapuze aufgesetzt, um die Ohren vor dem Wind zu schützen, der den Schnee von der felsigen Oberfläche aufwirbelte. Trotzdem glaubte Cooper in ihren Augen eine düstere Mischung aus Befriedigung und Schmerz zu lesen.
    »Ich gehe besser mal hin und rede mit ihr«, sagte er.
    »Nein«, sagte Caudwell. »Das kann jemand anders machen.«
    Sie gab Nash einen Wink, der sich mit finsterer Miene auf den Weg den Hang hinauf machte, wobei er die Stiefel tief in den harten Schnee bohrte. Morrissey sah ihm gelassen entgegen, als beobachtete sie ein seltenes wildes Tier. Als Nash nur noch ein paar Meter von ihr entfernt war und sich mit gesenktem Kopf darauf konzentrierte, nicht auf dem nassen Geröll auszurutschen, hob sie die Kamera und fotografierte ihn, Nash hörte das Klicken und sah wütend auf. Den Rest des Weges legte er im Laufschritt zurück, wobei er mit den Armen immer wieder gegen die Steine stieß.
    Cooper machte ein paar Schritte auf die beiden zu, als er Caudwells Hand auf seinem Arm spürte und stehen blieb. Morrissey war keinen Zentimeter zurückgewichen und hörte sich amüsiert an, was Nash zu sagen hatte. Sie schien nichts zu entgegnen, und Nash fuchtelte wild mit den Armen, um sie wieder ins Tal hinunterzuscheuchen. Sie rührte sich nicht vom Fleck.
    Dann versuchte Nash ihr die Kamera zu entreißen, worauf sich Morrissey zur Wehr setzte. Nash baute sich vor ihr auf, doch ihre Körpersprache signalisierte eine Sturheit, die ihn warnte, dass sie sich keineswegs einschüchtern lassen würde.
    »Nein!« Cooper riss sich von Caudwell los und rannte den Hang hinauf.
    »Verdammt noch mal«, rief ihm Caudwell hinterher, »was ist denn los mit Ihnen?«
    Der Schnee stob unter Coopers Stiefeln auf, als er über das Geröll hastete und sich dabei mit den Händen an den Felsbrocken abstützte. Er hob den Kopf. Inzwischen hatte Nash die Kamera in der Hand, aber der Riemen war immer noch fest um Morrisseys Schulter geschlungen, und als er daran zog, hätte sie beinahe das Gleichgewicht verloren. Sie rutschte aus und ruderte wild mit den Armen. Sie schlug mit der Hand gegen seine Schulter, worauf Nash sie am Arm packte.
    »Loslassen!«
    Nash drehte sich um und blickte ihn an. Er lächelte zwar nicht, trotzdem sah Cooper, dass er das Gerangel durchaus genoss. Erst jetzt ging Cooper auf, dass er eindeutig im Nachteil war. Er stand unterhalb von Nash, der über ihm aufragte. Einen Augenblick fürchtete er, er hätte sich in eine Situation manövriert, aus der er unmöglich wieder herauskam. In diesem Moment ließ Nash die Kamera los.
    »Geh zurück zur Straße, Alison«, sagte Cooper. »Bitte.«
    Endlich drehte sich Morrissey um und ging davon, nachdem sie sich noch einmal nach ihm umgedreht hatte. Cooper und Nash kletterten den Hang wieder hinunter.
    Ben Cooper versuchte sich zu beruhigen, indem er die frische Luft tief in seine Lunge sog. Die Luft

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