Kaltes Grab
das Luftfahrtmuseum in Leadenhall besucht hat, das heißt zwischen vierundzwanzig und sechsunddreißig Stunden vor seinem gewaltsamen Tod. Er hat sich dort nach einem der freiwilligen Helfer erkundigt, Graham Kemp, der überall als Sammler von Flugzeug-Souvenirs bekannt ist.«
»Wie ich erfahren habe, handelt es sich um den Bruder von Edward Kemp«, sagte Tailby. »Das ist der Gentleman, den wir gerade wieder in Gewahrsam genommen haben.«
»Ganz recht, Sir. Wir haben die Adresse seines Bruders und hoffen, dass wir ihn noch heute Vormittag erwischen. Selbstverständlich haben wir bereits etliche von Edward Kemps Freunden in Verbindung mit dem tätlichen Angriff in der Nacht zum vergangenen Dienstag befragt. Dabei sollten wir nicht außer Acht lassen, dass sich dieser Zwischenfall ein oder zwei Stunden vor Eastons Tod ereignete.«
»Gut. Und nach dem Luftfahrtmuseum...«
»Wir wissen, dass Nick Easton an jenem Abend in einem Hotel in der Nähe von Chesterfield abgestiegen ist, und am darauf folgenden Tag, dem Montag, in Edendale war. Er hat bei einer Familie namens Lukasz am Woodland Crescent geklingelt und kurz mit Mrs Grace Lukasz gesprochen. Seltsamerweise ist Mr Andrew Lukasz ein paar Stunden vor Eastons Erscheinen verschwunden.«
»Andrew?«
»Grace Lukasz' Sohn. Er wohnt in London, war aber gerade bei seinen Eltern zu Besuch. Vielleicht entsinnen Sie sich, dass wir den Vater und die Mutter zur möglichen Identifizierung des Schneemanns herbestellt hatten, weil ihr Sohn ziemlich überraschend verschwunden war.«
»Ist er inzwischen wieder aufgetaucht? In London?«
»Allem Anschein nach nicht. Die Metropolitan Police hat heute früh an seiner Wohnung geklingelt und mit seinen Nachbarn geredet, aber offensichtlich ist er dort schon seit ungefähr zehn Tagen nicht mehr aufgetaucht, was zu seiner Ankunft in Edendale passen würde. Seine Frau ist Amerikanerin und zu einer Beerdigung im Familienkreis nach Wisconsin geflogen, aber wir versuchen Kontakt mit ihr aufzunehmen. Interessanterweise behauptet seine Firma, Andrew Lukasz habe Urlaub genommen und hätte eigentlich heute wieder zur Arbeit kommen müssen. Er ist aber nicht erschienen.«
»Was für ein Interesse hatte Sergeant Easton an den Lukasz'?«, fragte Tailby. »Ist das bekannt?«
»Eigentlich nicht. Auch Peter Lukasz weiß es nicht. Aber er sagt, Andrew habe sich mit seinem Großvater gestritten. Es gab eine Auseinandersetzung wegen eines Zigarettenetuis, das Zygmunt Lukasz' Cousin Klemens Wach gehört hat, der bei einem Flugzeugabsturz im Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen ist. Allem Anschein nach war Zygmunt wütend geworden, weil das Etui womöglich von Plünderern aus dem Wrack gestohlen wurde.«
»Mit anderen Worten, ein begehrtes Souvenir.«
»Sieht ganz so aus, Sir«, bestätigte Fry.
»Fahren Sie fort.«
»Wir wissen nicht, was Easton nach seinem Besuch bei den Lukasz' gemacht hat. Nach Auskunft der MDP fuhr er einen schwarzen Ford Focus, den wir aber noch nicht gefunden haben. Außerdem hatte er nirgendwo in der Gegend ein Zimmer gemietet, soweit wir das in Erfahrung gebracht haben. DC Murfin hat gestern alles überprüft, was jede Menge Anrufe und Besuche erforderlich gemacht hat. Ich muss noch einmal wiederholen, Sir, dass wir für eine derartig komplexe Ermittlung einfach nicht genug Personal haben.«
»Schon verstanden, Fry«, sagte Tailby. »Gibt es irgendeinen Fortschritt im Hinblick auf den Zeitrahmen für den Morgen, an dem Eastons Leiche gefunden wurde?«
»Wir haben ihn auf einen Zeitraum von ungefähr einer halben Stunde eingeschränkt, in der die Täter die Leiche am Straßenrand der A57 zurücklassen konnten, ohne dabei beobachtet zu werden. Aber es ist uns nicht gelungen, Sichtungen von Allradfahrzeugen auf der Straße zu bestätigen, nachdem sie wegen des einsetzenden Schneefalls gesperrt worden war. Wir hatten auf das Snake Inn gesetzt, aber auch dort sieht es so aus, als hätte das Personal außer den Schneepflügen nichts gesehen oder gehört.«
»Was ist mit Edward Kemps Wagen? Der hat doch Allradantrieb?«
»Der Isuzu Trooper, ja. Auf den Plastikplanen im Kofferraum haben wir Blutspuren gefunden, die jedoch mit einem der Opfer des tätlichen Angriffs übereinstimmen. Wir gehen davon aus, dass die Baseball-Schläger oder andere Waffen, die bei dem Angriff benutzt wurden, anschließend unter den Planen versteckt wurden. Leider fehlt von den Waffen jede Spur. Trotzdem haben wir ein paar mögliche Spuren von der
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