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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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gespürt haben, als die Sugar Uncle Victor gegen den Berg geprallt und sich überschlagen hatte, wobei der Heckturm an den Felsen zerschmettert worden war.
    »Ist das Lateinisch? Vielleicht das Motto der Staffel oder so etwas?«, fragte Cooper.
    »Nein, nein«, sagte Caudwell. »Ich kann die Worte lesen, ich weiß nur nicht, was sie bedeuten. Da steht: ›Endlich Gerechtigkeit‹«
    Die Geschäftsführerin von Wise Buys in der Clappergate erinnerte sich noch gut an Marie Tennent.
    »Sie war ein gutes Mädchen, sehr fleißig. Sie war auch intelligenter als die anderen«, erzählte sie Diane Fry. »Ich habe sie nicht gern gehen lassen. Aber die besten von den Jungen bleiben nie lange.«
    Fry sah sich im Laden um. Die Ständer waren voller warmer Mäntel und bunter Pullover, Hosenanzüge sowie farblich aufeinander abgestimmter Schal- und Hut-Sets. Die Frühlingsmode war noch nicht eingetroffen.
    »Hat Ihnen Marie gesagt, weshalb sie nicht mehr bei Ihnen arbeiten wollte?«, fragte sie.
    »Nein. Sie meinte nur, sie will sich verändern. Wissen Sie, nach einer gewissen Zeit wird es den Mädchen hier langweilig. Es ist nicht immer einfach, sich mit den Kunden auseinander zu setzen.«
    »Ich weiß«, sagte Fry.
    »Das glaube ich Ihnen gern.«
    »Aber soweit wir wissen, hatte Marie keinen anderen Job.«
    »Den Eindruck hatte ich auch. Ich persönlich habe vermutet, dass da ein Mann im Spiel ist. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich demnächst gehört hätte, dass sie heiratet.«
    »Hat sie einen bestimmten Mann erwähnt?«
    »Nicht direkt. Manche Mädchen reden die ganze Zeit von ihren Freunden, aber Marie war nicht der Typ. Sie hat sich eher bedeckt gehalten. Aber ich habe mich immer gefragt...«
    »Ja?«
    »Na ja, sie hatte ein Kind, wissen Sie das?«
    »Hat sie davon erzählt?«
    »Eigentlich nicht. Aber es gibt gewisse Anzeichen. Sie hat sich zunehmend in sich zurückgezogen, als hätte sie andere Dinge im Kopf als den täglichen Tratsch. Sie sah auch verändert aus. Manchen steht ja eine Schwangerschaft richtig, aber Marie sah krank aus. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll... sie war blasser und wirkte manchmal so erschöpft. Außerdem hielt sie sich anders. Ich habe so was schon öfter gesehen.«
    »Aber Sie haben sie nicht darauf angesprochen?«
    »Es ging mich ja nichts an. Offenbar wollte sie nicht darüber sprechen, also habe ich nicht weiter nachgebohrt.«
    Fry sah zu, wie eine Frau einen Ständer mit Kleidern durchwühlte, nichts Interessantes fand und das Geschäft wieder verließ.
    »Hat Marie jemals ihre Familie erwähnt?«
    »Oh, ja, ihre Mutter in Schottland. Sie hat ziemlich viel von ihr erzählt. Sie hat auch einen jüngeren Bruder, glaube ich.«
    »Sonst noch jemanden? Hier in der Gegend vielleicht?«
    Die Geschäftsführerin zögerte. »Seltsam, dass Sie das ansprechen. Marie hat immer behauptet, dass sie aus Schottland stammt. Ich meine, sie sprach mit schottischem Akzent und so, und ihre Mutter wohnt auch da. Aber ich dachte immer, dass sie irgendeine Verbindung zu Derbyshire haben muss. Manchmal hat sie so geklungen, als wüsste sie einiges über die Geschichte dieser Gegend.«
    Fry drehte sich um. »Was denn zum Beispiel?«
    »Ich kann mich nicht mehr richtig erinnern. Aber ich glaube, es hatte etwas mit dem Krieg zu tun.«
    »Vielleicht mit der RAF? Mit einem Bomber, der im Zweiten Weltkrieg abgestürzt ist?«
    Die Miene der Geschäftsführerin hellte sich auf. »Ja, ich glaube, das war's. Ist doch seltsam, dass sich ein Mädchen wie Marie für so etwas interessiert hat. Aber sie hat häufiger über Flugzeugwracks geredet.«
    Mit einem trockenen Knall zerriss ein Schuss die Luft. Cooper erkannte das Geräusch sofort, warf sich instinktiv zur Seite, rollte in die Schneewehe hinter dem Fahrwerk und robbte in Deckung. Als er sich nach Caudwell umdrehte, sah er, dass sie sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Sie stand immer noch ungeschützt da und spähte über die Schulter auf etwas jenseits der Trümmer.
    In diesem Moment hörte Cooper ein Keckern und panisches Flügelschlagen, ehe zwei Fasane hundert Meter weiter vom Moor aufstiegen. Er sah, wie sich das Sonnenlicht wie rote Blutrinnsale auf ihren Rücken brach, als sie in Richtung Reservoir davonflatterten. Und Cooper sah, wie Nash lachend eine Glock in das Holster unter seiner Jacke zurückschob. Also hatte Carol Parry Recht gehabt: Der MDP hielt es tatsächlich für notwendig, bewaffnet Dienst zu tun.
    Inzwischen waren die

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