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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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gern zu. Und wir Jungs haben es von ihm geerbt. Auch ich hab hier und da meine Souvenirs mitgenommen.«
    »Und wahrscheinlich mehr als nur eine zerbrochene Uhr.«
    »Ich hab nicht behauptet, dass ich die Sachen behalten hab. Ich bin kein Sammler, daraus mach ich mir nichts. Aber es gibt Leute, die viel Geld für diesen Kram bezahlen. Wussten Sie das?«
    »Ja, das wissen wir.«
    Cooper fragte sich, ob der Verkauf von Souvenirs regelmäßig zu Malkins Einkommen beigetragen hatte. Er konnte kaum genug Geld haben, um für die private medizinische Versorgung seiner Frau aufzukommen. Vielleicht hatte sie ihren Mann von seinen Nebeneinkünften reden gehört und einen falschen Eindruck von ihrem wahren Ausmaß bekommen. Die arme Frau - ihr Mann hatte ihren Erwartungen nicht gerecht werden können.
    »Wir ermitteln nicht nur wegen ein paar kleiner Souvenirs«, sagte Fry.
    »Wir suchen nach dem Geld«, sagte Cooper. »Dem Sold, der zum Stützpunkt Benson gebracht werden sollte.«
    Zum ersten Mal nahm Malkin die Mütze ab. Es kam so überraschend, dass es mehr als alles andere Ausdruck dessen schien, was in ihm vorging. Sein Haar war bemerkenswert dicht, auch wenn es schon grau wurde.
    »Der arme alte Walter Rowland«, sagte er. »Dem muss es jetzt wirklich mies gehen. Es ging ihm schon beim letzten Mal, als ich ihn gesehen habe, nicht besonders.«
    »Nein, es geht ihm nicht besonders.«
    »Wenn Walter von dem Geld gewusst hat, hat er siebenundfünfzig Jahre die Klappe gehalten. Es wundert mich, dass er ausgerechnet jetzt damit rausrückt.«
    »Das hat er nicht. Nicht direkt«, sagte Cooper.
    »Ach ja?«
    »Dann geben Sie also zu, dass Sie das Geld, das sich an Bord der Lancaster befand, an sich genommen haben?«, fragte Fry.
    Malkin richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. »Gutes Timing, Leute. Ihr wisst schon, wie man seine Fragen stellt. Aber inzwischen ist es mir egal. Völlig egal sogar. Also könnt ihr von mir aus alles wissen.«
    »Fahren Sie fort, Sir.«
    »Na schön, ja, ich und mein Bruder Ted haben das Geld genommen. Wir waren damals noch Kinder. Ich war acht Jahre alt und hab nicht mal richtig kapiert, was ich da überhaupt mache. Aber vermutlich spielt das jetzt sowieso keine Rolle mehr.«
    »Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Sie nach so vielen Jahren noch strafrechtlich belangt werden«, sagte Fry. »Nicht für eine Tat, die Sie mit acht Jahren begangen haben.«
    »Und wenn schon«, sagte Malkin. »Es spielt keine Rolle.«
    »Es handelte sich um viel Geld«, sagte Cooper. »Wir würden gern wissen, was Sie damit gemacht haben. Wofür haben Sie es ausgegeben?«
    Jetzt grinste Malkin - ein verlegenes, fast schon beschämtes Grinsen. »Das glauben Sie mir nie im Leben.«
    »Das werden wir ja sehen. Wir haben schon alles Mögliche gehört, wofür die Leute ihr Geld zum Fenster rauswerfen. Fernreisen? Frauen? Haben Sie es verspielt?«
    »Nichts davon.«
    »Was dann?«
    »Ich hab's überhaupt nicht ausgegeben. Ich hab's noch.«
    Cooper starrte ihn an. »Das ist ein Witz.«
    »Ich hab doch gleich gesagt, dass Sie mir nicht glauben.«
    »Sie waren auf einen Schlag im Besitz eines Vermögens und wollen mir erzählen, Sie hätten es einfach zur Bank gebracht? Für schlechte Zeiten? Sie haben überhaupt nichts davon ausgegeben?«
    »Stimmt. Ich hab es nicht ausgegeben. Aber ich hab es auch nicht zur Bank gebracht.«
    »Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr.«
    »Dann muss ich es Ihnen wohl zeigen.«
    George Malkin führte Cooper und Fry den Garten hinauf, durch ein Tor und quer über eine schneebedeckte Koppel. Sie mussten sich gegen den Wind stemmen und die Füße sehr weit anheben, um in dem hohen Schnee voranzukommen. Malkin schien das nichts auszumachen. Er pflügte in seinem langen Mantel wie ein Zugpferd mit gesenktem Kopf über die Koppel.
    Auf der anderen Seite der Wiese fand sich ein Zauntritt in der Steinmauer. Vorsichtig stiegen sie darüber und landeten auf der anderen Seite in einer hüfthohen Schneewehe, aus der sie sich mühsam herauskämpften. Vor ihnen lag ein weiteres Feld, das sanft bis zu den felsigen Ausläufern des Berghanges anstieg, ehe der Schnee nach ein paar Schritten niedriger wurde. Erst als sie den Fuß des Berges erreicht hatten, sahen sie, dass sie vor dem Eingang eines alten Bergwerks standen. Er war kaum breiter als ein Spalt in der Felswand, ungefähr so breit wie die Schultern eines Mannes und eindeutig nicht breit genug für George Malkin, der sich seitlich

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