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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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machen Sie für gewöhnlich Feierabend, Sir?«, fragte er.
    »Wenn es dunkel wird.«
    »Zurzeit also gegen Viertel nach vier. Sind Sie am Montagabend gleich nach der Arbeit nach Hause gefahren?«
    »Ich habe Frau und Kind«, antwortete Kemp. »Die wollen mich ab und zu mal sehen.«
    »Darf ich das als ›Ja‹ verstehen?«
    »Verstehen Sie’s, wie Sie wollen. Was suchen Sie überhaupt hier?«
    Murfin zeigte auf die Straße in Richtung Buttercross. »Ich hatte hier in der Gegend mal eine Freundin. Ich glaube, da hinten an der Ecke war ein kleiner indischer Imbiss, neben dem Friseur. Gibt’s den noch?«
    »Ja, der ist noch da«, erwiderte Kemp.
    »Und wann macht er auf?«
    »Woher zum Teufel soll ich das wissen?«
    An den Reifen des Isuzu klebte Schlamm, und im Profil steckten kleine Steinchen, während sich braune Dreckschlieren über die Seiten des Wagens zogen. Cooper arbeitete sich nach hinten und spähte durch die Heckscheibe ins Wageninnere.
    »Wann genau sind Sie am Montag weggegangen, Sir?«, fragte Cooper.
    »Ich war noch eine Weile im Pub«, sagte Kemp. »Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »In welchem Pub?«
    »The Vine. Das habe ich doch gestern alles schon gesagt.«
    »Haben Sie sich dort mit Ihren Freunden getroffen?«
    »Ich habe viele Freunde«, sagte Kemp.
    »Tatsächlich?«
    »Einige von denen trinken auch im Vine.«
    »Gibt es dort auch was zu essen?«, erkundigte sich Murfin.
    Kemp trat auf die Rampe und stellte sich neben Cooper – weniger, weil er dessen Gesellschaft suchte, sondern eher, um Murfin zu entgehen. Kemp war drei oder vier Zentimeter kleiner als Cooper, aber recht kräftig gebaut. Beide schauten durch die Heckscheibe in den Isuzu. Dort standen Eimer, Schwämme und Plastikwannen mit Kleidern und Fensterledern. Außerdem lagen zwei Rollen steifer blauer Plastikplane darin, jede ungefähr einen Meter zwanzig lang und schmutzig.
    »Wofür benutzen Sie die Planen?«, fragte Cooper.
    »Da stelle ich die Leitern drauf, damit ich den Leuten ihre schicken Bodenbeläge nicht kaputt mache und so.«
    »Wann sind Sie am Montag aus dem Pub nach Hause gekommen?«
    »Als er zugemacht hat. Hab ich doch schon gesagt.«
    »Sind Sie danach noch einmal mit dem Wagen weggefahren?«
    Kemp schwieg. Als er sich an den Wagen lehnte, sah Cooper frischen Schorf auf den Knöcheln seiner Handgelenke. Inzwischen stand er ziemlich dicht neben Eddie und stellte fest, dass die eiskalte Luft wahre Wunder bewirkte, was die Reinigung der Nasenhöhlen und die Schärfung des Geruchssinnes betraf. Cooper dachte an die Leute, die behaupteten, die Aura anderer Menschen sehen zu können. Konnte man Auren auch riechen? Wenn ja, dann wäre Eddie Kemps Aura vermutlich gallig grün und von gelben Streifen durchzogen, wie Erbsensuppe mit Zimt.
    »Sind Sie mit Ihren Freunden noch ein Stück die A57 raufgefahren?«, fragte Cooper.
    Kemp schwieg noch immer.
    »Wer von Ihren Freunden war dabei? Die, mit denen Sie sich im Vine getroffen haben? Haben Sie in dieser Nacht noch mehr als nur zwei Opfer gefunden? Ist irgendwas schief gelaufen?«
    Kemp trat den Rückzug in Richtung Haus an.
    »Können Sie uns wenigstens eine gute Frittenbude empfehlen?«, sagte Murfin, als Kemp an ihm vorbeikam.
    »Wir müssen Ihren Wagen mitnehmen, um ihn uns genauer anzusehen, Sir«, rief ihm Cooper nach.
    Kemp schob eine Hand in die Hosentasche, drehte sich um und warf einen Schlüsselbund auf die Betonrampe.
    »Wenn Sie schon dabei sind, können Sie ihn auch gleich waschen«, knurrte er und knallte die Haustür hinter sich zu.
    Ben Cooper und Gavin Murfin saßen in Coopers Toyota und warteten auf den Abschleppdienst. Es war kalt und wurde allmählich dunkel. Cooper ließ den Motor laufen, damit sie die Heizung anstellen konnten, und fragte sich, was er mit der Wartezeit anfangen sollte. Er sah zu Murfin hinüber, der jedoch den Kopf gegen die Scheibe gelehnt und die Augen geschlossen hatte, sobald sich die Wärme im Wageninneren ausbreitete. Sein Mund stand leicht offen. Von ihm war keine Unterhaltung zu erhoffen.
    Cooper versuchte es mit dem Radio. Auf Radio Four lief eine gesellschaftspolitische Diskussion, auf Radio Sheffield eine Telefonaktion, und Peak 107 brachte Pophits der Achtziger. Er wühlte in seinen Kassetten, fand aber nichts, was er in den vergangenen paar Tagen nicht schon mehrfach gehört hatte. Dann fielen ihm die Bücher ein, die er bei Lawrence Daley gekauft hatte und die immer noch in den Tiefen seiner Wilderertasche vergraben

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