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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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ein Kind muss ein abgestürztes Flugzeug ein ziemliches Abenteuer gewesen sein.«
    »Ja, ja, die Malkin-Jungs«, sagte Rowland, »die haben sich überall rumgetrieben. Ihr Vater hat ihnen beigebracht, allein klarzukommen. So was lernen die Kinder heutzutage nicht mehr – Selbstständigkeit.« Rowland schüttelte den Kopf. »Wenn Sie mich fragen, versauen die gerade eine ganze Generation.«
    Coopers Fragen schienen Rowlands Erinnerung wieder geweckt zu haben. Er starrte ins Leere – der Blick eines Mannes, der sich an eine Zeit erinnerte, in der ihn sein Land noch gebraucht und nicht achtlos beiseite geschoben hatte.
    »Diese Polen«, fuhr er fort. »Wissen Sie, wie die Großbritannien immer genannt haben? Ich meine die Polen, die von Frankreich rübergekommen sind, um hier weiterzukämpfen, als dort die Deutschen einmarschiert waren?«
    Cooper schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung.«
    »Sie wussten, dass es nach Großbritannien keinen Ort mehr gab, wo sie hinkonnten«, sagte Rowland. »Kein Land, von wo aus sie gegen Hitler kämpfen konnten. Deshalb haben sie uns ›Insel der letzten Hoffnung‹ genannt.«

17
    I nzwischen nannten manche Beamte die beiden Detective Chief Inspectors von Edendale bereits »Tweedledum« und »Tweedledee«, weil man sie nur selten zu sehen bekam, es sei denn, sie saßen Seite an Seite am Kopfende einer Einsatzbesprechung. Alle wussten, dass sich ein Ermittlungsleiter, der ein Schwerverbrechen aufzuklären hatte, nicht mit den Niederungen des Tagesgeschäfts befasste. Manchmal, wie zum Beispiel jetzt, schien der Ermittlungsleiter allerdings jegliche Tuchfühlung mit dem verloren zu haben, was sich in den untersten Rängen abspielte.
    »Was für ein Auto ist das?«, fragte DCI Kessen, als Fry sich mit leichter Verspätung in die Besprechung schlich und ganz hinten Platz nahm. Was ihr jedoch nicht besonders viel nutzte, da die meisten Stühle vor ihr leer waren. Sowohl Cooper als auch Murfin fehlten heute Morgen.
    »Edward Kemps Auto«, erläuterte DI Hitchens. »Der Hauptverdächtige des zweifachen tätlichen Angriffs. Der Isuzu Trooper mit der Fensterputzerausrüstung.«
    Fry fiel auf, dass sich die anwesenden Beamten in zwei Gruppen aufgeteilt hatten und wie gegnerische Mannschaften auf verschiedenen Seiten des Raums saßen, mit den beiden DCIs als Mannschaftsführern. Anfangs dachte Fry, es handele sich vielleicht um eine Übung zur Gruppenbildung. Doch dann ging ihr auf, dass sich alle einfach nur möglichst nahe an die Heizkörper gesetzt hatten, deren Wärme nicht bis in die Zimmermitte reichte. Dort pfiff die eiskalte Zugluft von der Tür aus quer durch den Raum bis zu Tweedledum und Tweedledee, deren Position es ihnen jedoch verbot, näher an die Wärmequellen heranzurücken.
    Fry zückte ihr Notizbuch und tippte mit dem Kugelschreiber darauf. Da so wenige Beamte für die Befragungen zur Verfügung standen, kamen ihr die regelmäßigen Besprechungen wie Zeitverschwendung vor, insbesondere dann, wenn man gleichzeitig zwei Chefs auf dem Laufenden halten musste. Eigentlich müsste sie draußen auf der Straße sein und die Ermittlungen vorantreiben, potenzielle Schläger verhören und ein verschwundenes Baby suchen. Ganz oben auf ihrem Zettel standen zwei Worte – »Mehr Personal?« – und waren dick unterstrichen.
    »Wegen des Zeitfensters suchen wir nach einem Allrader«, sagte Hitchens. »Wir gehen davon aus, dass die Leiche erst in der Haltebucht deponiert wurde, nachdem der Pass wegen des Schnees gesperrt worden war.«
    »Aha.«
    »Die Spurensicherung ist noch mit dem Isuzu beschäftigt. Kemps Frau sagt, ihr Mann sei die ganze Nacht weg gewesen, und das Auto auch. Detective Cooper hat ein paar Rollen blaue Plastikplane entdeckt, in die der Tote möglicherweise beim Transport eingewickelt gewesen war.«
    »Richtig.«
    »Cooper hat Edward Kemp am darauf folgenden Morgen als Verdächtigen im Fall des zweifachen tätlichen Angriffs festgenommen. Kemp wurde von Zeugen als einer der vier Männer identifiziert, die für den Angriff verantwortlich sind. Aber er wurde auf Kaution wieder freigelassen.«
    »Freigelassen?«
    »Wir können ihn jederzeit ausfindig machen«, erwiderte Hitchens zuversichtlich.
    »Aber wir suchen doch immer noch die drei anderen Verdächtigen, oder nicht?«, fragte Tailby.
    »Wenn man das ›suchen‹ nennen kann«, antwortete Hitchens. »Wir haben ein paar Leute am Telefon sitzen und hoffen, dass uns die Öffentlichkeit die Suche abnimmt. Ich weiß, dass DS

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