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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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hieß er. Den konnten wir noch retten, aber sein Cousin … der ist gestorben.«
    »Klemens Wach«, sagte Cooper.
    »Genau. Haben Sie mit dem alten Zygmunt gesprochen?«
    »Noch nicht.«
    »Der wird Ihnen auch nicht viel sagen. Der nicht. Er wird Ihnen nicht erzählen, dass er damals, als wir ihn gefunden haben, seinen Cousin im Arm gehalten hat wie eine Mutter ihr Baby. Er wird Ihnen nicht sagen, dass der Arm seines Cousins an der Schulter abgetrennt war und dass Zygmunt ihn die ganze Zeit fest an den Körper gedrückt hat, und überall sprudelte das Blut in den Schnee. Sein Fliegeranzug war schon ganz durchtränkt. Zuerst haben wir gedacht, wir hätten zwei Tote gefunden, aber er lebte noch, grade eben so. Der Großteil von dem Blut stammte von seinem Cousin. Vielleicht glauben Sie jetzt, ich würde schlecht von McTeague denken. Aber stellen Sie sich nur mal vor, wie es erst dem alten Zygmunt gehen muss. Angeblich hat er all die Jahre nie darüber gesprochen. So was frisst einen Menschen auf. Er hat nicht vergessen, und er hat nicht verziehen. Glauben Sie mir, er hatte nur einen Wunsch im Leben – Mc-Teague zu finden. Das ist doch logisch. Mir wär’s genauso gegangen.«
    Cooper nickte. »Ist außer mir noch jemand hier gewesen, um mit Ihnen darüber zu reden, Mr Rowland?«
    »Wer denn?«
    »Eine Frau aus Kanada namens Alison Morrissey vielleicht.«
    »Ach, die?«
    »War sie hier?«
    »Nein, aber ein Kerl namens Baine. Ein Journalist. Er ist hier gewesen und hat was von einer Kanadierin erwähnt. Er hat gemeint, sie ist eine Verwandte von Fliegerleutnant McTeague.«
    »Sie ist seine Enkelin.«
    »Ich weiß nicht, was er sich davon verspricht, wenn sie sich mit mir unterhält«, sagte Rowland. »Ich kann ihr nicht mehr erzählen als Ihnen. Und ich glaube kaum, dass es das ist, was sie hören will.«
    »Nein, das glaube ich auch nicht.«
    »Na also. Ich werde die Frau nicht anlügen. Warum ist sie überhaupt hergekommen? Was ich ihr zu sagen habe, wird ihr nicht gefallen. Das habe ich Baine auch schon gesagt. Und wissen Sie, was er geantwortet hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er sagte, vielleicht sei meine Erinnerung getrübt. Keine Ahnung, was ich damit anfangen soll. Meint er damit, ich soll lügen?«
    »Sie können sich nur an das erinnern, was Sie gesehen und gehört haben«, sagte Cooper.
    Rowland blickte ihn an, während sich sein Mund reflexartig unter den vertrauten Schmerzen verzog.
    »Meinen Sie, ich soll mit ihr reden?«, sagte er. »Sind Sie deshalb gekommen?«
    »Das ist ausschließlich Ihre Entscheidung«, sagte Cooper. »Es geht mich absolut nichts an.«
    »Ach nein?«
    Rowland versuchte seine Hände in den Schoß zu legen, schien jedoch keine bequeme Haltung zu finden. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, als wollte er Cooper auf diese Weise wissen lassen, dass es allmählich Zeit wurde zu gehen.
    »Nach dem Absturz müssen eine Menge Leute dort oben gewesen sein«, sagte Cooper. »Die Leute von der Bergrettung, die Polizei, eine Untersuchungskommission von der RAF …«
    »Ja, die waren alle da. Und die Home Guard«, sagte Rowland. »Erinnern Sie sich an die Home Guard?«
    »So weit kann ich mich nicht zurückerinnern, Mr Rowland.«
    »Ach ja, dazu sind Sie wohl zu jung. Wie die meisten Leute heutzutage. Die Home Guard, das waren die Burschen, die zu alt oder nicht gesund genug fürs Militär waren. Einige davon waren auch berufsbedingt zurückgestellt: Bauern, Bergarbeiter und so. Die Jungs von der Home Guard hätten auf das Wrack aufpassen sollen, haben es aber damit nicht allzu genau genommen.«
    »Könnte von denen noch jemand am Leben sein?«
    »Niemals, schon längst nicht mehr. All das ist siebenundfünfzig Jahre her, verstehen Sie? Von uns ist kaum noch jemand übrig, nur solche wie ich, die damals noch ganz junge Männer waren. Die anderen betrachten sich die Radieschen längst von unten. Nur ich erinnere mich noch an den Absturz, ich und der Pole, Zygmunt. Und George Malkin.«
    »Kennen Sie Malkin?«
    »Aber ja, ich erinnere mich an die Malkin-Jungs. Die waren damals noch Kinder. Wohnten auf einem Hof drüben beim Blackbrook-Reservoir, gleich auf der anderen Seite vom Heidemoor. Ich weiß noch, dass sie immer oben am Irontongue Hill herumgestromert sind. Wir mussten sie ein- oder zweimal vom Wrack wegjagen. Am Ende ist dann ihr Vater gekommen und hat sie mit nach Hause genommen. Das waren zwei neugierige Bürschchen, einer wie der andere, und ständig auf Abenteuer aus.«
    »Für

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