Kaltgestellt
Deckung. Das war der Augenblick, auf den Marler gewartet hatte. Er sprang auf und warf die Handgranate in hohem Bogen durch die Luft, bevor er sich flach auf den Boden warf. Im Licht von Paulas Suchscheinwerfer sah Tweed, wie die Handgranate mitten auf der Krabbe Nummer fünf landete. Eine Sekunde später erlosch der Scheinwerfer. Ein Feuerstoß der SEALs hatte ihn zerstört. Fast gleichzeitig mit dem Wurf der Handgranate hatte Marler eine Leuchtkugel abgeschossen, die nun mit ihrem kalt weißen Licht die Szenerie erleuchtete. Ein, zwei Sekunden lang tat sich gar nichts, dann explodierte die Handgranate, und ein Inferno brach los. Die Krabbe zerplatzte in einem gigantischen Feuerball, und Tweed sah, wie ein gutes Dutzend SEALs, die in der Nähe des Amphibienfahrzeugs gestanden hatten, hoch in die Luft geschleudert wurden und weit entfernt auf den Boden der Marsch klatschten. Wo sich die Krabbe befunden hatte, klaffte ein tiefes Loch in der Erde. Wie Tweed richtig vermutet hatte, war Krabbe Nummer fünf voller Sprengstoff gewesen, mit dem die SEALs wohl vorgehabt hatten, den Bunkerkomplex in die Luft zu jagen. Drei weitere Leuchtkugeln erstrahlten hoch am Himmel und beleuchteten ein Bild des Grauens. Überall lagen tote SEALs. Ein paar verwundete Amerikaner schleppten sich auf die zwei Krabben zu, die die Explosion unbeschadet überstanden hatten. Die Motoren brummten immer noch im Leerlauf und erzeugten damit das einzige Geräusch, das in der gespenstischen Stille nach der Explosion zu hören war. Tweed überschlug die Verluste des Feindes und stellte fest, daß mehr als die Hälfte der Angreifer tot waren. Viele andere waren verwundet und wurden von ihren Kameraden zu den beiden intakten Fahrzeugen getragen. Von dem texanischen Kommandeur war nichts mehr zu hören – entweder war er tot, oder er hatte die Lust am Brüllen von Befehlen verloren. Tweed sah noch eine Weile zu, wie sich die geschlagenen SEALs zu den beiden Amphibienfahrzeugen zurückzogen. Keiner von ihnen zeigte noch eine Spur von Kampfeswillen.
»Feuer einstellen!«, befahl Tweed schließlich über Funk. »Marler, rufen Sie diese beiden Worte, so laut Sie können.«
»Feuer einstellen*.«, schrie Marler.
Sein Ruf verfehlte seine Wirkung auf die Amerikaner nicht. Schneller und zuversichtlicher als zuvor, bewegten sie sich auf ihre beiden verbliebenen Krabben zu. Zwei von ihnen gingen sogar zurück zur Hecke und lösten ihren toten Kameraden aus dem Stacheldraht. Paula drehte den Kopf zur Seite. Als sie wieder hinsah, schleppten die beiden SEALs bereits die Leiche fort. Das Nächste, was Paula hörte, waren die Motoren der Krabben, die hochdrehten und lauter wurden. Tweed sah von seiner Plattform aus, wie sie umdrehten und langsam zurück zur Küste fuhren. Zurück blieben die beiden unbrauchbaren Amphibienfahrzeuge und der tiefe Krater, den die explodierende Krabbe Nummer fünf in den Boden gerissen hatte. Tweed wartete ab, bis die Amerikaner hinter der Erhebung verschwunden waren.
»Sie hauen ab, Kumpel«, meldete Mike sich über Funk.
»Sieht so aus, als könnten sie es gar nicht erwarten, wieder zu ihrem Mutterschiff zu kommen.«
»Alle zurück ins Haus«, befahl Tweed.
»Und zwar mit der gesamten Ausrüstung.«
Tweed, Paula und Newman standen zusammen mit Mrs. Carson in der Nähe des Farmhauses im Freien. Alle anderen waren bereits in den unterirdischen Waschräumen und genehmigten sich eine warme Dusche.
»Ich gehe am besten hinunter und sage den Leuten vom Personal, was passiert ist«, sagte Mrs. Carson. »Wahrscheinlich haben sie die Explosion gehört und machen sich Sorgen.«
»Gute Idee«, sagte Tweed. »Ich bleibe noch ein bißchen an der frischen Luft«, meinte Paula. »Ich auch«, sagte Newman. »Das ist vernünftig«, sagte Tweed.
»Nach einer Periode körperlicher oder mentaler Anspannung soll man eine Zeit lang gar nichts tun. Nicht bewegen. Nicht sprechen. Einfach ausspannen.«
Ohne ein Wort zu sagen, standen die drei vor dem Haus. Paula ging ein paar Schritte hin und her, um sich die steifen Beine zu vertreten. Jetzt war ihr die absolute Stille, die über der Romney Marsh lag, zum ersten Mal willkommen. Es war etwas Friedliches an dieser Stille. Und dann hörte sie auf einmal ein leises Geräusch.
»Da kommt ein Wagen«, sagte sie zu den anderen. »Hoffentlich sind das nicht wieder irgendwelche Leute, die uns angreifen wollen.«
Kurz darauf kam eine überlange Limousine mit quietschenden Reifen knapp vor dem Tor zum
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