Kaltgestellt
gebracht. Newman bremste scharf und sprang aus dem Wagen. Ein weiterer Schuß war zu hören. Jetzt verließ auch Paula, die sich Sekunden zuvor auf der Rückbank ganz klein gemacht hatte, das Auto, gefolgt von dem Mann, der sich neben ihr ebenfalls hinter den Vordersitzen versteckt hatte. Sie kamen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie eine Gestalt, die oberhalb des Einganges auf dem Dach des Hauses in der Park Crescent kauerte, sich aufrichtete und zitterte, als habe man sie unter Hochspannung gesetzt. Dann begann sie zu schwanken und stürzte hinunter auf die Stufen, die hinauf zur Eingangstür führten.
»Ausgerechnet vor meiner Türschwelle«, sagte Tweed, während er zusammen mit Paula näher trat. Newman war bereits bei der am Boden liegenden Gestalt angekommen und wartete auf die beiden. Er fühlte der Gestalt den Puls und schüttelte den Kopf. Dann zog er dem Toten langsam die schwarze Sturmhaube vom Kopf, mit der dieser sein Gesicht verhüllt hatte. Vor ihnen lag mit weit aufgerissenen Augen Rupert Strangeways, dessen Gesicht zu einer häßlichen Grimasse verzerrt war. Paula kam es so vor, als wäre Rupert mit einem höhnischen Lächeln auf den Lippen gestorben. Newman trat einen Schritt zurück und ließ Marler, der von der gegenüberliegenden Seite der Park Crescent herbeigelaufen kam, die Leiche ansehen. »Das Phantom!«, sagte Paula.
»Und ich dachte, Basil Windermere würde dahinterstehen.«
»Ein guter Schuß, Marler«, sagte Newman. Die Kugel, die Marler aus seinem Armalite abgefeuert hatte, war Rupert mitten durch die Stirn gedrungen. George, der Portier und Wachmann, kam aus dem Haus und starrte den Toten an. »Gott im Himmel, wer ist denn das?«
»Ein Phantom«, antwortete Tweed. »Decken Sie die Leiche mit einem Leintuch zu. Wir wollen schließlich keine Schaulustigen anlocken.« Dann lief er, gefolgt von Paula, nach oben. »Ich muss sofort Roy Buchanan anrufen und ihm sagen, daß er Strangeways abholen soll.«
Als er in seinem Büro war, fiel sein Blick sofort auf den leeren Schreibtisch auf der linken Seite. Monicas Computer darauf war immer noch unter seiner Staubschutzhaube. »Wo ist denn Monica?«, fragte Tweed. Paula ging zu dem verwaisten Schreibtisch und fand einen Zettel, den sie Tweed vorlas. Er war von Monica, die erklärte, daß sie sich trotz ihrer Fischallergie zum Abendessen einen Krabbencocktail genehmigt habe und davon krank geworden sei. Sie entschuldigte sich dafür, daß sie heute nicht im Büro erscheinen werde.
»Ich kann mich ja um das Telefon kümmern«, sagte Paula. »Als Erstes werde ich gleich mal Buchanan anrufen.« Ein paar Minuten später kamen Newman und Marler ins Büro. Newman setzte sich in einen Sessel und sagte: »Marler und ich denken, es wäre das Beste, wenn wir den Wagen, auf den das Phantom geschossen hat, so lange nicht bewegen, bis Buchanan hier ist. Dann kann er selbst die Puppe sehen mit der wir das Phantom getäuscht haben. Wenn wirklich Tweed auf dem Beifahrersitz gesessen hätte, dann wäre er jetzt tot. Die Kugel des Phantoms hätte ihn mitten in der Stirn getroffen. So ist sie nur durch die Puppe gedrungen und steckt jetzt in der Kopfstütze, die ich eigens mit einer Stahlplatte verstärkt habe.«
Vor ihrer Abfahrt vom Bunker hatten sie mit Mrs. Carsons Hilfe aus Kissen und alten Kleidern die Puppe gebastelt, die ihre Ähnlichkeit mit Tweed durch Marlers Hornbrille erhalten hatte. Mrs. Carson hatte sie mit Sicherheitsnadeln an dem Kissen befestigt, dessen oberer Teil als Kopf der Puppe diente. Als letzte Verschleierungsmaßnahme hatte Newman noch kurz vor Erreichen der Park Crescent die linke Seite der Windschutzscheibe mit Haarspray aus einer von Mrs. Carson geliehenen Dose etwas undurchsichtiger gemacht. »Unser Trick hat funktioniert«, sagte Marler. »Wir hatten also Recht mit der Annahme, daß das Phantom Tweed hier auflauern würde. So, jetzt muss ich aber in mein Büro.«
»Und ich koche Kaffee für alle«, verkündete Paula. Fünfzehn Minuten später erschienen Roy Buchanan und Sergeant Warden, sein Assistent, der so gut wie nie eine Miene verzog. Paula blickte aus dem Fenster und sah, wie zwei Männer Ruperts Leiche auf einer Bahre in einen Krankenwagen schoben. Buchanan hörte sich Tweeds und Newmans Erklärung an, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Sie faßten sich beide kurz und erwähnten in ihren Berichten weder Sharon noch Denise.
»Marler ist oben in seinem Büro, für den Fall, daß Sie auch ihn befragen
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