Kaltgestellt
Tweed stand auf, gab ihnen die Hand und bat sie Platz zu nehmen.
»Alle hier im Raum müssen über das, was sie jetzt hören, strengstes Stillschweigen bewahren«, begann Tweed. »Paula, Bob: Ich möchte Sie mit Ed Osborne bekannt machen, dem Mann, der mich, so gut er konnte, über Ronstadts Absichten auf dem Laufenden gehalten hat.«
»Meine Mutter war Engländerin«, erklärte Osborne, der nichts mehr von seiner poltrigen Art an sich hatte. »Deshalb hatte ich immer schon eine Schwäche für Ihr Land. Aber dem Mann, dem Sie wirklich danken sollten, ist Chuck Venacki, meinem Verbindungsmann. Er hat sein Leben riskiert, indem er Jake Ronstadt überallhin begleitete und mich über dessen Pläne informierte, so oft er nur konnte.«
»Wir sind Ihnen beiden zu Dank verpflichtet«, sagte Tweed. »Gern geschehen. Ich wollte eigentlich nur kurz vorbeischauen und mich von Ihnen verabschieden. In Washington ist der Teufel los. Unser Botschafter in London wurde zurückbeordert – dürfte wohl ziemlich schnell abgelöst werden. Ich persönlich bin von meinem Posten als Stellvertretender Direktor der CIA zurückgetreten. In Langley gibt es einen neuen Direktor, der ein alter Freund von Cord Dillon ist. Dreimal dürfen Sie raten, wer mein Nachfolger wird.« Er stand auf. »Gut zu wissen, daß Sie alle überlebt haben«, sagte er und schüttelte allen nacheinander die Hand. »Passen Sie gut auf sich auf. Chuck und ich müssen jetzt gehen.«
»Jetzt bin ich wirklich platt«, sagte Paula, nachdem die beiden das Büro verlassen hatten. »Allerdings hatte ich immer schon den Verdacht, daß irgend jemand Sie über die Pläne des Gegners informiert hat. Aber jetzt hätte ich noch eine andere Frage: Wer hat eigentlich das Phantom bezahlt?«
»Das war mit ziemlicher Sicherheit Sharon. Sie hat wahrscheinlich die Stimme verstellt, wenn sie Rupert die Mordaufträge gab. Schließlich durfte niemand wissen, wer sie wirklich war.«
»Und dann ist da noch dieser seltsame Zufall, daß Sharons Eltern an derselben Stelle bei einem Autounfall ums Leben kamen wie die von Denise.«
»Das war kein Zufall, auch wenn sich das jetzt leider nicht mehr beweisen lässt. Vermutlich hat Sharon den Killern den expliziten Auftrag gegeben, Jean Chatel an genau der Brücke zu töten, an der ihre eigenen Eltern bei einem Unfall gestorben waren. Solche Orte prägen sich einem einfach ins Gedächtnis ein.«
»Noch etwas«, fuhr Paula fort. »Wieso hatte Monica so große Schwierigkeiten, die merkwürdigen Lücken in Ed Osbornes Biographie aufzufüllen? Was hat er bloß während seiner langen Abwesenheiten getan?«
»Das muss ich Monica noch persönlich erklären, wenn sie wie der da ist. Während dieser Zeiten hat Osborne zumeist für mich gearbeitet, und sämtliche Hinweise auf diese Tätigkeiten wurden sorgfältig getilgt. So, das war’s. Ein Problem bedrückt mich allerdings noch.«
»Und was wäre das für eines?«, fragte Newman.
»Paula, könnten Sie mir einen Gefallen tun?«, bat Tweed. »Finden Sie irgendeinen plausiblen Grund dafür, daß ich mich um das Abendessen in Howards Club herummogeln kann. Das Essen dort ist fürchterlich, und die anderen Clubmitglieder stehen dem in nichts nach. Meiner Meinung nach versprühen sie den Charme von Wachsfiguren.«
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