KALTHERZ
e sagt, wenn Sie das meinen. Aber ich habe es mir gedacht, und aus einigen B e merkungen von Gertrud konnte ich es auch entnehmen.“
„Welche Bemerkungen hat Frau Wagner denn g e macht?“
„Na ja, von wegen kein Interesse an Frauen und solche Sachen. Und da er auch nicht verheiratet war, konnte man ja eins und eins z u sammenzählen.“
„Kennen Sie irgendwelche Partner von Herrn Knab, mit denen er sich getroffen hat?“
„Nein, ich habe nie einen Mann zusammen mit ihm g e sehen.“
„War seine Homosexualität ein Thema zwischen Herrn Knab und Frau Wagner, ich meine, gab es deswegen Spa n nungen zwischen den beiden?“
„Deswegen? Nein, sicher nicht. Ich habe jedenfalls nichts mi t bekommen.“
„Gab es andere Gründe für Spannungen?“
„Ich kenne keine. Ich war ja auch mit meiner Arbeit und meiner Gruppe beschäftigt. Bei B e sprechungen kam es mir manchmal so vor, als würde sich Gertrud nicht trauen, ihre Meinung zu ve r treten, wenn Magnus Knab dabei war.“
„Sie ist aber doch eine recht resolute Frau, wenn es da r auf a n kommt.“
„Ja, das hat mich ja auch gewundert. Aber da hat sie sich oft zurüc k genommen.“
„Und Sie können sich nicht vorstellen, was der Grund dafür war?“
„Nein, es war nur so ein Gefühl.“
Stefan kam in den Aufenthaltsraum geschlendert und Katja winkte ihn zu sich. Sie zeigte ihm die Fotos und ve r suchte ihm zu erklären, was die Polizei an den Fotos int e ressierte. Ihre Bedenken, er könne sie nicht verstehen, schienen überflüssig zu sein. Er breitete die Fotos auf dem Tisch aus und schaute sie sich alle langsam und sor g fältig der Reihe nach an. Viel sorgfältiger als es Dagmar Pohl g e tan hatte. Dann zeigte er ihr alle Bewohner, nannte die Namen dazu und wusste auch genau, ob er oder Selbe r mann die Fotos gemacht hatten. Alle Fotos stammten o f fenbar von den beiden. Die Fotos im Wohnheim übe r wiegend von Selbermann, die Außenaufnahmen hatte Stefan g e macht.
„Und hier diese Fotos, wo hast du die gemacht?“ Katja zeigte auf Fotos, die den Teil einer Straße, einige Häuser und Menschen zeigten.
„In der Stadt.“ Die Antwort kam knapp. Stefan wurde unruhig.
„Kannst du mir genau sagen, wo die gemacht wurden?“
„Nein. Es fehlen welche.“
Katja stutzte. „Wie meinst du das, es fehlen welche?“
„Die von vorne fehlen.“
„Sind die Fotos noch auf deiner Kamera?“, fragte Katja hoffnungsvoll, aber er schüttelte den Kopf.
Sie wusste nicht, was ihr Stefan sagen wollte, versuchte durch Nac h fragen herauszubekommen, was er meinte, aber es gelang ihr nicht. Auch Dagmar Pohl war ratlos und konnte mit den Äußerungen von Stefan nichts anfangen. Katja kannte ihn mittlerweile schon ganz gut. Wenn er nichts mehr sagen wollte, hatte man kaum eine Chance, noch etwas aus ihm herauszubekommen.
Mittlerweile war auch Selbe r mann mit dem Essen fertig und gesellte sich zu ihnen. Ihm fiel es schwerer, die Fotos zuzuordnen. Er verlor sich im Detail, nannte Katja zwar Namen der Bewohner, konnte aber nicht konkret auf ihre Fragen antworten. Katja verabschiedete sich und fuhr g e dankenve r sunken nach Hause.
Unterwegs fiel ihr ein, dass der Kühlschrank immer noch nicht aufgefüllt worden war und sie b e schloss, zum Dottenfelder Hof zu fahren, einem Biohof, der an der Ni d da lag. Sie kaufte gerne dort ein. Sie hasste die Hektik der großen Supermärkte. Auf dem Hof herrschte eine fast f a miliäre Atmosphäre. Es war nie überfüllt, die Tiere wurden artgerecht gehalten und b e kamen biologisches Futter. Im Sommer waren die Ferkelchen auf dem Hof frei heru m gelaufen und hatten alles erkundet, wie kleine Kinder. Etliche Eltern hatten die Gelegenheit genutzt und ihrem Nac h wuchs die dicken zufriedenen Muttersauen und deren Nachwuchs gezeigt. Dann wurden die Kälber g e boren und bekamen Boxen im Freien, Gänse bewachten schnatternd ihr Areal, und manchmal traute sich ein großer Hahn mit einem wunderschönen bunten, glänzenden G e fieder in stolzer Haltung nahe an den Hofladen heran und stolzierte vor der Kundschaft herum.
Katja fiel die Frage von Gerd Reimers ein, ob sie Kinder wolle. Hier, in dieser Umgebung, konnte sie sich gut vo r stellen, mit einem Kind an der Hand ihre Einkäufe zu erl e digen. Aber bisher hatten ihr Job und ihre Beziehung sie voll ausgefüllt. Jochen und sie hatten über das Thema Ki n der geredet. Klar war, dass sie irgen d wann Kinder wollten. Es war bisher nichts anderes, als eine nebulöse Planung
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