KALTHERZ
wenn ich auf den Festen aufgetaucht bin. Ich fahre gerne Fahrrad und verbinde die Veranstaltungen, wenn das Wetter es zulässt, mit einer kle i nen Ra d tour.“
„Wie würden Sie die beiden beschreiben?“
„Das ist schwer zu sagen. Magnus war ja mehr der Kumpeltyp. Rau aber herzlich. Und auch Gertrud Wagner ist mit ihrer Gruppe gut zurecht gekommen, was ich so b e obachten konnte.“
„Haben Sie bemerkt, dass sie viel Alkohol trinkt?“
Er zögerte. „Ja, ich denke, sie hat ein Alkoholproblem. Ich habe sie nicht beim Trinken beobachtet, aber es wurde gemunkelt, dass sie Probleme hat, und auch mir ist au f gefallen, dass sie auf den Festen nach Alkohol roch, wenn man ihr gegenüberstand. Aber es ist ja auch kein Wunder, sie hat wohl kein leichtes Leben.“
„Was meinen Sie damit?“
„Na ja, sie ist ja alleinerziehend und ihr Sohn scheint ihr nicht nur Freude zu machen.“
„Gertrud Wagner hat einen Sohn?“, fragte Katja ve r wundert.
„Ach, wussten Sie das gar nicht?“
„Nein, das hat uns bisher niemand verraten.“ Aber wir haben auch nicht danach gefragt, vollendete sie im Geiste und ärgerte sich.
„Wohnt ihr Sohn bei ihr?“
„Das weiß ich nicht genau, er treibt sich wohl viel he r um.“
„Was heißt, er treibt sich herum?“
Gerd Reimers zuckte die Achseln. „Er zählt wohl zu dieser Nullbock-Generation, die Lust auf gar nichts hat. Soviel ich weiß, arbeitet er nicht. Dagmar, also Frau Pohl, hat ihn mal gesehen, da hat er sich am Bahnhof ru m getrieben.“
„Sie meinen, er nimmt Drogen?“
„Nein, keine Ahnung, aber verreist ist er jedenfalls nicht“, sagte Reimers grinsend.
„Wissen Sie, wer der Vater ist?“
„Nein, soviel ich weiß, hat Gertrud Wagner nie mit ihm zusamme n gelebt.“
„Und wie heißt ihr Sohn?“
„Thomas.“
“Haben Sie mal mitbekommen, wie Magnus Knab mit dem Alkoholproblem von Frau Wagner u m gegangen ist?“
„Nein, ich habe die beiden wenig zusammen gesehen, sie haben eigentlich selten zusamme n gesessen, wenn ich so zurückdenke. Da gab es ständig irgendwelche Spannungen; das war ziemlich deu t lich.“
„Wussten Sie, dass Herr Knab homosexuell war?“
„Ja, ich habe so was läuten hören, und er hat selbst ei n mal eine B e merkung über Frauen gemacht, dass man sich denken konnte, dass er schwul war. Haben Sie eigentlich Kinder?“, fragte er Katja unvermittelt. Sie schaute ihn irr i tiert an.
„Nein, warum wollen Sie das wissen?“
„Einfach so, um Sie besser kennenzulernen. Vielleicht um zu e r fahren, ob es einen echten oder potenziellen Vater gibt.“ Gerd Reimers grinste sie frech an. Normalerweise hätte sich Katja über so eine Bemerkung geärgert, aber jetzt musste sie lachen. „Es gibt e i nen potenziellen Vater, wenn Sie es genau wissen wollen.“
„Schade, sehr schade.“ Er machte ein zerknirschtes G e sicht und schien ehrlich betrübt über ihre Antwort zu sein. „Wünschen Sie sich Kinder?“, fragte er sie erneut aus.
„Ich glaube, das geht jetzt wirklich ein bisschen zu weit“, wehrte Katja ab. „Außerdem wird es langsam Zeit für mich, ich habe noch einen Termin.“
„Tut mir leid, ich wollte Sie nicht verärgern.“ Gerd Reimers lächelte Katja an. „Ich bin einfach ein ne u gieriger Mensch. Sie wissen ja jetzt, wo es den besten Latte Macch i ato in Frankfurt gibt. Ich hoffe, wir können uns diesen G e nuss bald mal wieder teilen?“
„Ich glaube nicht, dass mein Chef darüber begeistert wäre, wenn ich mein Büro in ein Café verlegen würde, aber vielen Dank, dass Sie mir meine Fragen so ausführlich b e antwortet haben.“ Was für eine bescheuerte Antwort, dac h te sie. Sie musste sich eingestehen, dass sein Charme ihr g e fiel und sie das verunsicherte. Aber es war nicht nur sein Charme. Er hatte eine sehr direkte, sehr warmherzige Art, der sie sich schwer entziehen konnte.
Er begleitete Katja zu ihrem Auto und zeigte ihr auf dem Weg dorthin das Haus, in dem er wohnte. Ein Meh r familienhaus, direkt um die Ecke in der Wiese n straße.
„Da oben im dritten Stock wohne ich.“ Er zeigte auf die daz u gehörigen Fenster der Wohnung.
„Falls Sie mal wieder in der Nähe sind, schauen Sie ei n fach rein. Mein Latte Macchiato kann sich mit dem im Café Wacker durchaus messen.“
Er grinste Katja an. Sie zog es vor, nicht weiter darauf einzugehen. Sie verabschiedete sich und versuchte, ihren Kopf für den nächsten Termin freiz u bekommen.
Kapitel 1 9
Er hatte
Weitere Kostenlose Bücher