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KALTHERZ

KALTHERZ

Titel: KALTHERZ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irmgard Schürgers
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lange geschlafen, dann war er durch die Straßen g e streift. Es war immer noch zu früh. Er hatte keinen Stoff bekommen. Eine Weile hatte er im Inte r netcafé vor dem Computer gesessen. Es gab keine neuen Mails. Er würde seine Runde später noch mal laufen, wenn es ganz dunkel g e worden war. Hoffentlich hatte er dann mehr Glück. Er sollte vielleicht die Kneipe wechseln. Aber bisher stand nicht viel drin in der Zeitung, und was würden die Bullen schon groß herausfinden. Vor allem diese kleine Schlampe, die Kommiss a rin sein wollte, lächerlich. Er machte sich auf den Weg zum Bahnhof. Er würde sich ein paar Gläser Bier genehmigen, um die Zeit zu überbrücken. Er kaufte sich ein Päckchen Zigaretten und schlenderte durch die Bah n hof s halle. Zu schade, dass ihr Gespann so enden musste, wo es doch gerade so prima g e laufen war.

Kapitel 20
     
     
     
     
     
     
     
    Die Musik spielte laut. Heintje schluchzte „Mamaaa“, als Katja den Aufenthaltsraum im Jakob-Rohmann-Haus betrat. Ein großer kräftiger junger Mann trug Bärbel Sch ä fer auf den Armen wie ein Baby und  schunkelte mit ihr mal mehr mal weniger rhythmisch, mal sich schnell um die eigene Achse drehend, mal hin und her. Einzelne Partien sangen die beiden laut mit. Bärbel hing ihm am Hals, klein, mager, hatte ihren Kopf auf seine Schulter g e legt und gluckste vor sich hin, guckte glückselig oder sang mit ihm im D u ett. Dann sah sie Katja und winkte sie heran.
    „Komm mal zu mir, wir tanzen, nachher spielen wir noch die Flippers. Das ist der Norbert, mein Freund.“ Bä r bel schien schnell Freundschaften zu schließen. Ihren Kummer über Lothar Meyers Tod hatte sie anscheinend vergessen.
    „Der Norbert macht den Führerschein. Wann machst du deinen Fü h rerschein, Norbert? Fährst du mich dann im Auto spazieren?“, fragte sie ihn. 
    „Ich muss die vielen Fragen noch lernen, das ist schwer, weißt du, Schätzeken“, sagte er zu Bärbel. Dann wandte er sich an Katja.
    „Kann man den Führerschein nicht ohne die vielen Fr a gen machen?“
    Katja versuchte ihm zu erklären, dass er die Vorfahrt s regeln lernen müsse, sonst gäbe es Z u sammenstöße an den Kreuzungen.
    „Aber ich fahre doch nur Autobahn, da geht es doch nur geradeaus.“
    Sie lächelte den beiden zu und sah sich im Aufenthalt s raum um. Zwei junge Männer hatten sich zu ihr gesellt, der eine versuchte sie zu umarmen und zu küssen, während der andere ihr etwas erzählte, wovon Katja jedoch nur Bruc h stücke verstand. Lena kam auf sie z u geeilt.
    „Magnus tooot, waruuum?“, fragte sie in ihrer klage n den Sing-Sang-Sprache.
    „Sie leben ihre Emotionen aus. Alle Gefühle werden g e lebt. Sie sind immer ehrlich. Das macht das Miteinander hier so besonders, kann manchmal aber auch ganz schön anstrengend sein.“ Dagmar Pohl stand plötzlich neben Ka t ja. „Jetzt lasst die Frau Kommissarin doch mal in Ruhe, und ihr zwei macht die Musik leiser, man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr.“ Katja war ihr dankbar, sie hatte sich in der Situation übe r fordert gefühlt und war froh, sich einen Moment sammeln zu können.
    „Wir haben zwei Zivis zugeteilt bekommen, die schon öfter hier waren. Damit klappt es im Moment ganz gut. Aber wir hoffen natürlich, dass wir schnell Ersatz b e kommen für Herrn Knab“, erzählte ihr Dagmar Pohl.
    „Ist Frau Wagner heute Abend nicht da?“, fragte Katja.
    „Nein, sie ist früher gegangen. Ich glaube, sie ist noch ziemlich a n geschlagen von ihrem Autounfall, aber sie will es nicht zugeben. Wollten Sie mit ihr reden?“
    „Nein, wir haben Fotos vom Wohnheim und den B e wohnern auf Herrn Knabs Laptop gefunden. Ich habe sie dabei und wollte Stefan und Selbermann fragen, wer die Fotos gemacht hat. Außerdem sind Straßen und Häuser abgebildet, mit denen wir nicht viel anfangen können.“ Katja holte die Fotos aus ihrer Tasche. „Wo sind die beiden denn heute Abend?“
    „Sie sind noch beim Essen im Speiseraum, kommen a ber bestimmt jeden Moment. Kann ich die Fotos mal s e hen?“
    Sie setzten sich an einen der Tische und  Katja reichte sie ihr.
    „Fällt Ihnen etwas Besonderes auf? Kennen Sie die G e gend auf den Fotos?“
    Dagmar Pohl blätterte die Fotos durch, konnte ihr j e doch auch nicht weiterhelfen. Außer den Hei m bewohnern und der näheren U m gebung, die sie erkannte, sagten ihr die Fotos nichts.
    „Wussten Sie, dass Herr Knab homosexuell war?“
    „Ich wusste es nicht direkt, also er hat es mir nicht g

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