KALTHERZ
laufen. Katja lief ihm hinterher.
„Stefan, bleib stehen, ich will doch nur mit dir reden. Stefan hörst du mich?“, schrie sie hinter ihm her. Aber er rannte weiter, rempelte Leute an und sah nicht zurück. Er hatte einen merkwürdigen Laufstil, als würde er jeden M o ment über seine eigenen Beine fallen, trotzdem kam er schnell voran. Sie würde ihn nicht einholen können. Da entdeckte sie Pfaff, der von der anderen Seite kam und die Situation schnell überblickt hatte. Er war näher an Stefan dran und rannte ebenfalls los. Stefan schaute sich das erste Mal um, sah aber nur Katja, die jetzt ein ganzes Stück hi n ter ihm zurückgeblieben war. Er stolperte und wäre be i nahe hingefallen, rappelte sich wieder auf und rannte auf die stark befahrene Neue Mainzer Straße, auf der die grüne Ampel gerade wieder eine dreispurige Autokarawane lo s gelassen hatte. Katja stockte der Atem. Bis die Autos g e bremst hätten, wäre es schon zu spät. Endlich hatte Pfaff Stefan ei n geholt, riss ihn am Arm zurück und versuchte ihn zu überwältigen. Stefan wehrte sich heftig. Katja rannte weiter, bis sie die beiden erreicht ha t te.
„Hallo Stefan“, begrüßte Katja ihn keuchend. „Schön, dass wir dich hier getroffen haben. Du brauchst keine Angst zu haben, es passiert dir nichts.“
Sein Blick war wütend und misstrauisch.
„Ich würde nur gerne ein bisschen mit dir reden. Hättest du Lust, mit mir ins Polizeipräsidium zu fahren? Ich könnte dir dort einiges zeigen, was dich sicher interessieren wü r de.“
„Ich habe nichts getan, ich will nicht zur Polizei.“, rief er aufgebracht.
So leicht war es also nicht, ihn zu überreden. Sie ve r suchte es e r neut.
„Wir haben doch nur ein paar Fragen. Das Polize i präsidium ist erst vor einiger Zeit neu gebaut worden, ich kön n te dich anschließend ein bisschen herumführen, wenn wir uns unterhalten haben.“
„Ich weiß doch, wann das Polizeipräsidium gebaut wo r den ist“, entgegnete Stefan unwirsch.
„Hast du es denn schon mal von innen gesehen?“
Stefan schüttelte den Kopf.
„Hättest du nicht Lust, dir die Räume mal anz u schauen?“
Er schaute an Katja vorbei. Dann sah er sie an und nic k te langsam.
Pfaff begleitete Stefan Hartmann und Katja bis zum Parkhaus, in dem sie ihr Auto abgestellt hatte und wartete, bis Stefan eingestiegen war und Katja losfahren konnte. Dann ging er zu seinem eigenen Wagen.
Unterwegs blieb Stefan schweigsam und schaute zum Fenster hinaus. Katja hatte Bedenken, er könne auf dem Parkplatz des Polize i präsidiums erneut Angst bekommen und versuchen abzuhauen. Doch alles ging glatt und sie kamen ohne weitere Zwischenfälle in ihrem Büro an. Katja hatte vom Auto aus Gerd Reimers angerufen, ihm mi t geteilt, dass sie Stefan Hartmann gefunden hatten und ihn g e beten, Marianne Lessing und im Wohnheim Bescheid zu geben.
Pfaff erschien knapp zehn Minuten nach Katja im Pol i zeipräsidium, hielt sich aber bei der Befragung im Hinte r grund. Katja hatte Stefan etwas zu trinken gebracht und versucht, ihm seine Ängste zu ne h men. Er saß ruhig am Tisch und sah sich den Raum an.
„Stefan, Lothar war doch dein Freund?“, begann Katja vo r sichtig.
Stefan nickte.
„Ihr habt euch immer gut verstanden, nur in letzter Zeit nicht mehr. Möchtest du uns erzählen, warum das so war?“
„Der Lothar war so komisch“, brach es aus Stefan he r aus. „Er hat so komische Bilder gemalt, das hab ich ihm g e sagt, da ist er böse g e worden.“
„Was heißt böse? Was hat er gemacht?“
„Er war sauer und hat geschimpft und geschrien, dass meine Pap p häuser ganz blöd sind.“
„Da hast du dich bestimmt sehr geärgert?“
Stefan nickte.
Pfaff saß an seinem Schreibtisch und beobachtete St e fan Hartmann.
„Und dann ist der Lothar abends weggegangen und hat sein Fenster offen g e lassen?“, fragte Katja behutsam
Stefan nickte.
„Und was ist dann passiert?“
Stefan Hartmann wand sich und knetete seine Hände.
„Was ist dann passiert Stefan? Hast du etwas gemacht? Sag’ es uns bitte, wir müssen das wissen“, fragte ihn Katja diesmal eindringlicher.
„Ich habe das Fenster zugemacht.“
„Du hast das Fenster zugemacht?“ Katja sah zu Pfaff, der aufmerksam z u hörte.
„Ja“, fuhr Stefan fort, „aber dann habe ich Angst g e kriegt und bin zurück in Lothars Zimmer gegangen und habe das Fenster wieder au f gemacht.“
„Du hast es wieder aufgemacht?“, frage Katja jetzt en t geistert. „Und hast
Weitere Kostenlose Bücher