KALTHERZ
gelaufen ist. Ich hab ein Recht darauf.“
„Du hast ein Recht darauf“, wiederholte er höhnisch, „du kannst mich mal, lass mich endlich in Ruhe und scher’ dich gefälligst raus.“
„Rede mit mir, sonst schmeiß ich dich raus, dann kannst du sehen, wo du bleibst“, schrie sie.
Er holte aus und schlug ihr hart mit der Hand ins G e sicht. Sie stra u chelte, konnte sich gerade noch fangen und taumelte gegen die Wand. Er holte noch einmal drohend aus. Sie wich zurück und stieg die Kellertreppe lan g sam und schwankend hinauf.
Kapitel 23
Jochen musste für einige Tage nach Straßburg. Er hatte es Katja gesagt, als sie spät am Abend hei m gekommen war. Sie hatten immer noch „stille Messe“, wie sie es nannten. Jeder redete nur das Notwendigste, was nicht besonders schwer gefallen war, da sie sich kaum g e sehen hatten. Am Morgen hatte er Katja einen flüchtigen Kuss g e geben, dann war er ohne Frühstück aufgebrochen.
Pfaff legte ihr einige Zettel auf den Schreibtisch.
„Was ist das?“, fragte Katja.
„Auszüge von Magnus Knabs Konto.“
„Und?“ Katja schaute ihn fragend an.
„Knab hat am Tag vor seinem Tod 20.000 Euro a b gehoben“, sagte er triumphierend.
„Vielleicht wollte er sich ein neues Auto kaufen?“
„Sein Auto war noch nicht besonders alt, wir haben ke i nen Vertrag oder irgend etwas in dieser Richtung g e funden. Das Geld ist weg. Er hat fast seine gesamten Ersparnisse a b gehoben.“
„Also wurde er tatsächlich erpresst?“
Pfaff nickte. „Liegt doch nahe, oder? Noch was: Fischer hat die Handydaten von Knab gecheckt. Eine Nummer e r scheint regelmäßig. Leider handelt es sich um die Nummer eines Pre-Paid-Handys, das jetzt abgeschaltet ist. Wir kon n ten den Besitzer nicht ausfindig m a chen.“
„Was ist denn jetzt mit Gertrud Wagner?“, fragte ihn Katja.
„Ich habe sie für 11 Uhr bestellt, sie müsste also gleich hier sein.“
Kurz vor 11 rief Gertrud Wagner an. Pfaff nahm den Anruf en t gegen.
Es gehe ihr sehr schlecht, sie könne nicht kommen, sa g te sie mit leidender Stimme.
„Frau Wagner, so geht das nicht. Sie können nicht ei n fach dem Termin einer B e fragung fernbleiben. Waren Sie beim Arzt?“
„Wieso, wollen Sie mich verhaften, bin ich verdächtig oder was?“ Ihre Aggressivität gewann erneut die Obe r hand.
„Wir haben weitere Fragen, die den Tod Ihres Kollegen Knab betreffen. Sie haben in diesem Z u sammenhang eine Falschaussage g e macht.“
„Was für eine Falschaussage soll das sein?“, fragte sie aufgebracht.
„Frau Wagner, ich werde nicht am Telefon mit Ihnen über eine Au s sage streiten. Bitte finden Sie sich morgen um 11 Uhr hier im Polize i präsidium ein. Andernfalls benötigen wir ein Attest Ihres Arztes, dass Sie dazu gesundheitlich nicht in der Lage sind.“
Gertrud Wagner hatte wortlos au f gelegt und Pfaff schnaubte. Katja grinste ihn an.
„Na, hat sie dich geschafft?“
„So schnell schafft mich niemand“, erwiderte Pfaff und grinste z u rück. „Warten wir’s ab, wer hier wen schafft.“
Pfaff hatte wenig Launen, zumindest konnte Katja bi s her keine bei ihm feststellen, und das machte das Arbeiten mit ihm sehr a n genehm. Sie bildeten mittlerweile ein ganz passables Team, fand sie. Ganz im Gegensatz zu Fischer, der meistens wortkarg vor sich hinarbeitete. Heute Morgen saß er ausnahmsweise mal nicht über seinen Computer g e beugt, sondern hatte irgendwo im Haus zu tun.
„Hier ist mein Bericht.“ Der junge Psychologe, er hieß Christian Grothe hatte sich Katja gemerkt, war herei n gekommen und reichte ihr eine dünne Mappe.
„Beeindruckende Bilder“, fügte er hinzu.
„Können Sie mir kurz sagen, wie Sie die Bilder b e werten würden?“
„Es war nicht einfach, sie zu bewerten. Sie wurden von einem geistig behinderten Menschen gemalt und ich habe wenig Erfahrung mit di e ser Gruppe von Menschen.“
„Macht das denn einen Unterschied?“
„In der Auswertung letztendlich nicht. Aber bei Mis s brauch handelt es sich ja sehr oft um Kinder und Jugen d liche. In diesem Fall ist es ein erwachsener Mensch, dessen Psyche aber der eines Kindes entspricht.“
„Wollen Sie damit sagen, dass die Bilder auf Missbrauch hi n weisen?“
„Sie lassen es sehr stark vermuten, ja. Ich habe in me i nem Bericht die einzelnen Punkte genauer au s geführt. Aber es bleibt natürlich nur ein Verdacht ohne weitere Aussagen des Opfers.“
„Das ist mir vollkommen klar“, bestätigte
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