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KALTHERZ

KALTHERZ

Titel: KALTHERZ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irmgard Schürgers
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legen.“
    Die Antwort kam energisch und aufgebracht, und Katja war froh, dass Marianne Lessing keinen Moment gezaudert hatte.
     
    Es war nicht mehr so nasskalt an diesem Abend, als sie durch die Fressgass lief. Die Lichter und die Menschen, die nach Hause eilten oder letzte Ei n käufe erledigten, wirkten vertraut und beruhigend auf Katja. Eigentlich hieß die Fressgass Große Bockenheimer Straße, a ber so nannte sie kein Mensch in Frankfurt. Sie liebte diesen Teil der Stadt, der fast immer belebt war, aber wei t aus weniger Hektik produzierte als die nahe Zeil. Dort reihte sich Kau f haus an Kaufhaus und die Masse der Menschen schob sich achtlos aneinander vorbei. Auf der Fressgass und dem Opernplatz herrschte dagegen immer ein kleines bisschen Urlaub s stimmung, fand Katja. Vor allem natürlich im Sommer, wenn die Straßencafés voll waren, die Menschen in der Sonne ihren Kaffee schlürften. Selbst im Winter verlor di e se Straße nicht ihren Charme, und ganz Unbeirrte standen auch jetzt noch draußen unter den Wärm e pilzen, trotzten der Kälte und rauchten  ihre Zigarette.
    Pfaff stand, wie verabredet, am Opernbrunnen, als Ka t ja dort ankam.
    „So, dann wollen wir uns mal auf die Suche nach dem jungen Mann machen“, begrüßte er sie. „Die Jungs im Pr ä sidium sind in Alar m bereitschaft. Sollten wir ihn in den nächsten Stunden nicht finden und er auch nicht in seinem Wohnheim auftaucht, werden wir den Suchtrupp lo s schicken.“
    „Ich hoffe, wir finden ihn vorher. Wer weiß, wie er re a gieren wird, wenn ihn ein Polizeiaufgebot aufgreift. Vie l leicht bekommt er Angst und versucht wegz u laufen?“
    Katja machte sich ernsthafte Sorgen. Sollten sie Stefan Hartmann nicht in der Stadt finden, würde es schwer we r den, nach ihm zu suchen. Sie hatten keine weiteren A n haltspunkte, wo er sich aufhalten konnte. Angehörige hatte er, soweit sie wusste, keine mehr, zu denen er hä t te gehen können.
    Sie verabredeten, wer welche Straße nehmen sollte und an welchem Punkt sie wieder aufeinande r treffen würden. Pfaff begann direkt am ehemaligen Zürich-Hochhaus. Ka t ja machte sich zum Maintower auf, der unter anderem St u dios des hessischen Fernsehsenders b e herbergte. Pfaff würde dann durch die Taunusanlage Richtung Mainzer Landstraße laufen. Spätestens am Willy-Brandt-Platz, dem Sitz der Europäischen Zentra l bank, wollten sie sich wieder treffen.
    Pfaff war schon lo s gegangen und Katja lief nun die Neue Mainzer Straße entlang zum Maintower. In den Hä u serschluchten zwischen den ersten Hoc h häusern wehte ein böiger Wind. Die Autos hetzten dreispurig aus der Stadt hinaus dem Feierabend entgegen. Sie sah sich um und ve r suchte, sich in Stefan Hartmanns Gedankenwelt einz u fühlen. Von wo aus würde er sich die Hochhäuser übe r haupt anschauen? Sicher nicht von dieser u n gemütlichen Straße aus, die außer den protzigen, ausladenden gläsernen Ei n gängen, die einen Blick in das kühle, durchgestylte Entree freigaben, nichts Ei n ladendes hatte. Es gab keinen ruhigen Platz an dieser zugigen, von Autos dominierten Straße, ke i ne Bänke, nichts, wohin sich Stefan Hartmann hätte z u rückziehen können.
    Es war dunkel und kalt. Katja lief langsam weiter. Pfaff hatte sich nicht übers Handy g e meldet. Das hieß also, dass auch er noch keinen Erfolg gehabt hatte. Der dichte Ve r kehr riss nicht ab, dafür waren kaum Menschen zu Fuß u n terwegs. Auch beim Japan-Center, einem der älteren Fran k furter Hochhäuser, gab es nur dunkle Parkbuchten vor dem Haus, auf denen noch einige Fahrzeuge der A n gestellten standen.
    Katja überquerte die Große Gallusstraße, sie las den Namen auf dem Straßenschild, sonst hätte sie ihn gar nicht gewusst, und konnte den Turm der Europäischen Zentra l bank am Willy-Brandt-Platz erkennen. Hier gab es mehr Geschäfte und ein paar Imbissbuden, an denen Männer ihr Bier tranken oder nur Gesellschaft suchten, b e vor die Nacht herei n brach.
    Es wurde Zeit, dass sie Pfaff Bescheid gab, er solle den Suchtrupp ve r ständigen. Es war mittlerweile fast acht Uhr, und die Nacht würde erneut bitterkalt werden. Sie nestelte nach ihrem Handy. Da sah sie ihn. Stefan Hartmann hatte sich etwas zu essen gekauft. Er steckte sich eine Pommes frites in den Mund und lief zur Ampel, um auf die andere Straße n seite zu gelangen. Er würde ihr direkt in die Arme laufen. In diesem Moment entdeckte er Katja, ließ seine Pommes frites fallen, drehte sich um und begann zu

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