Kalymnos – Insel deines Schicksals
sehen. In den Wochen danach habe ich die Hölle durchgemacht. Ich konnte an nichts anderes als an dich denken, sogar meine Arbeit habe ich sträflich vernachlässigt. Also habe ich beschlossen, wenigstens um dich zu kämpfen - so aussichtslos es auch schien. Und so kam es, dass ich das, was meine Mutter vorbereitet hatte schließlich weitergeführt habe."
„Du bist eben ein ziemlicher Dickkopf - glücklicherweise."
„Hatte ich denn eine andere Chance?" Was als Frage formuliert war, klang wie eine Entschuldigung. „Ich musste einen Moment abpassen, in dem dir keine Zeit blieb, lange zu überlegen. Und dieser Moment war nun einmal unmittelbar vor Alastairs Hochzeit.
Insgeheim habe ich darauf vertraut, dass du alles tun würdest, um Lavinia zu schützen.
Und mein Plan ist ja auch aufgegangen - selbst wenn die Bedingung, unter der du eingewilligt hast, fast unmenschlich war."
„Und wenn ich mich nun geweigert hätte?" fragte Julie, obwohl sie die Antwort genau kannte. Aber sie Wollte es unbedingt aus seinem Mund hören. „Wärst du dann unverrichteter Dinge gegangen?"
„Insgeheim hatte ich fest damit gerechnet, dass du dich einfach umdrehst und mich stehen lässt." Er schwieg eine Weile, und es war ihm anzusehen, wie betroffen ihn der Gedanke machte, den er dann äußerte. „Ich wäre gar nicht in der Lage gewesen, meine Drohung wahr zu machen - selbst um den Preis, dass ich dann jetzt nicht mit dir hier säße. Das weißt du doch, Julie, nicht wahr?"
„Ich habe es von der ersten Sekunde an gewusst", gestand sie ihm erleichtert. „Aber du ahnst nicht, wie unendlich gut es tut, es von dir selbst zu hören."
Doneus legte ihr einen Arm um die Schulter und strich ihr mit der anderen Hand zärtlich durchs Haar. „Und du ahnst nicht, wie glücklich ich darüber bin, dass du jetzt alles weißt."
„Alles noch nicht, Doneus", wandte sie ein. „Eins würde mich noch interessieren.
Nach meiner Ankunft hier haben mich die Menschen so merkwürdig und viel sagend angesehen, als wüssten alle über mich Bescheid."
„Allen habe ich es nicht erzählt", erwiderte Doneus lachend. „Eigentlich habe ich nur Michaiis und Tracy eingeweiht. Schließlich sind sie meine besten Freunde."
„Dann war es also kein Zufall, dass sie mir lauter Schauergeschichten über deinen angeblichen Beruf erzählt haben?"
„Das war so abgesprochen", gab er zu. „Ich hatte gehofft, du würdest anfangen, dir Sorgen um mich zu machen. Und bis dahin ist der Plan ja auch aufgegangen. Dann musste ich leider erfahren, dass du nicht aus Liebe zu mir Angst hattest, mir könnte etwas zustoßen, sondern aus Mitleid."
„Wenn ich damals gewusst hätte, was ich heute weiß ..." Noch immer war Julie die Erinnerung daran, wie sehr sie sich gegen ihre Gefühle gesträubt und welches Unheil sie damit angerichtet hatte, schier unerträglich. „Und warum das ganze Theater?" wollte sie wissen. „Damit ich mich in dich und nicht in dein Geld verliebe? Oder wolltest du mir eine kleine Lektion erteilen, weil ich so arrogant und hochmütig war?"
Doneus sah betreten zur Seite und beobachtete Jason, der interessiert in einem Gebüsch herumschnüffelte. Ihm war unschwer anzumerken, wie gern er vermieden hätte, über dieses Thema zu sprechen.
„Ich habe mich ziemlich darüber geärgert, dass du dich für etwas Besseres gehalten hast. Und da ich nun mal genau wie du ein Dickkopf bin, habe ich an der Geschichte mit dem armen Schwammtaucher festgehalten. Dabei war ich so oft kurz davor, dir die Wahrheit zu sagen. Aber im letzten Moment bin ich immer wieder davor zurückgeschreckt. Als du dann eines Nachts plötzlich vor meiner Tür gestanden hast und wir uns geliebt haben, da war ich felsenfest davon überzeugt, endlich dein Herz gewonnen zu haben. Und dann hast du mit einem Wort alle Hoffnung zerstört."
„Du musst mir verzeihen, Doneus", entschuldigte sich Julie. „Ich war so blind! Aber dank deiner Mutter ist jetzt ja alles gut."
„Ich weiß gar nicht, wie ich ihr je danken soll. Zumal sie sich strikt weigert, zu mir zu ziehen. Mindestens hundertmal habe ich es ihr schon angeboten, aber sie will unbedingt in ihrem Häuschen in Pothaia wohnen bleiben."
„Ich habe sie nur einmal gefragt - und sie hat sofort Ja gesagt."
„Wie bitte?" Doneus konnte kaum fassen, was Julie so lapidar zu berichten hatte.
„Hast du ihr wirklich angeboten, zu mir ... zu uns zu ziehen? Und sie ist einverstanden?"
„Ich nehme an, im Moment ist sie gerade damit
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