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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Thilo, aber die Fakten sind eindeutig. Sie ist die Frau, die in Goldbergs Büro und mit mir im Präsidium war. Und sie ist nicht Anna Hohmann. Sie hat ihre Show mit einem klaren Ziel abgezogen und hatte einen eindeutigen Auftrag. Von wem auch immer. Wenn die Rendite stimmt, kann das Risiko nicht zu hoch sein.«
    Nun wurde Hain nachdenklich.
    »Und wer, glaubst du, steckt sich die Rendite in die Tasche?«
    »Dazu fällt mir auch bei schärfstem Nachdenken nur ein Name ein: Blochin.«
     
    Ein paar Minuten später stellte Hain den Opel auf dem großen Parkplatz hinter dem Polizeipräsidium ab. Lenz hatte gerade die Tür geöffnet und wollte aussteigen, als sein Telefon klingelte. Er sah auf das Display, doch die Nummer des Anrufers war unterdrückt. Hain gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er schon vorgehen würde.
    »Lenz«, meldete er sich.
    »Guten Tag, Herr Lenz, hier spricht Boris Blochin.«
    Den Kommissar durchzuckte es. Es dauerte einen kleinen Moment, bis er antworten konnte.
    »Und, Herr Blochin. Was wollen Sie?«
    »Ich würde gerne ein paar Dinge mit Ihnen besprechen, Herr Kommissar. Können wir uns treffen?«
    Lenz’ Gehirn begann, fieberhaft zu arbeiten. Schlagartig kam die Erinnerung an die vergangene Nacht zurück. Und die Angst.
    »Können wir das nicht am Telefon machen?«
    »Besser nicht. Es ist immer gut, wenn man seinem Gesprächspartner in die Augen sehen kann.«
    Unter die Angst und die Anspannung des Polizisten mischte sich nun Wut über die Arroganz des Russen.
    »Gut. Worum geht es?«
    Aus dem kleinen Lautsprecher des Telefons kam ein kehliges Lachen.
    »Sie müssen sich nicht fürchten, Herr Lenz. Nur ein Gespräch, nicht mehr.«
    »Kommen Sie ins Präsidium. Ich bin den ganzen Nachmittag in meinem Büro zu erreichen.«
    Wieder ein Lachen.
    »Nein, Herr Lenz. Was ich mit Ihnen zu besprechen habe, ist nicht für fremde Ohren bestimmt. Besser, wir treffen uns in meiner Firmenzentrale.«
    Nun wurde der Kommissar richtig wütend.
    »Hören Sie, Herr Blochin. Wenn Sie etwas mit mir zu besprechen haben, kommen Sie zu mir. Wenn Ihnen das nicht passt, lassen Sie es einfach. Verstanden?«
    Für zwei Sekunden war Stille in der Leitung. Eine bedrohliche Stille, wie Lenz es empfand.
    »Verstanden, Herr Polizist. Ich dachte mir nur, dass ich zuerst mit Ihnen spreche, bevor ich Oberbürgermeister Zeislinger anrufe und ihn davon in Kenntnis setze, dass Sie seine Frau ficken.«
     
    Lenz schloss die Augen. Die Gedanken rasten mit aberwitziger Geschwindigkeit durch seinen Kopf, doch er konnte keinen fassen. Er hechelte nach Luft und kämpfte gegen eine schlagartig einsetzende Übelkeit.
    »Ich komme«, presste er ins Telefon.

25
    Während der nächsten zwei Minuten stand der Kommissar regungslos da, starrte in den trüben, kalten Dezemberhimmel und versuchte, sich nicht zu übergeben. Dann atmete er ein paar Mal tief ein und wählte Hains Nummer.
    »Thilo, ich muss für eine Stunde weg. Frag mich nicht, warum, es ist was Privates. Du erklärst in der Zwischenzeit den Kollegen, was wir bei und über Anna Hohmann erfahren haben.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, beendete er das Gespräch, besorgte sich einen Wagen und verließ das Gelände der Polizei.
    Noch bevor er an der nächsten Kreuzung angekommen war, hatte er Marias Nummer gewählt.
    »Hallo«, meldete sie sich.
    Lenz versuchte, trotz seiner Anspannung möglichst ruhig zu klingen.
    »Hallo, Maria. Bist du alleine?«
    »Noch immer oder schon wieder, das kannst du dir aussuchen. Du hast scheinbar heute richtig viel Sehnsucht nach mir.«
    »Das stimmt.«
    »Und du hast Glück, dass du mich erwischst, ich habe nämlich in einer halben Stunde einen Friseurtermin. Das heißt, dass ich die nächsten drei Stunden nicht zu erreichen bin. Aber danach bin ich wieder so hergerichtet, dass du dich mit mir nicht schämen musst.«
    Ich würde mich gerne mit dir schämen, dachte Lenz, wenn ich nur die Chance dazu bekäme.
    »Ich würde mich nie mit dir schämen, das weißt du doch.«
    »Hoffentlich sagst du das auch noch, wenn ich noch älter und noch runzeliger bin.«
    »Versprochen. Sag mal, war dein Mann in den letzten Tagen irgendwie komisch?«
    Sie prustete los.
    »Mein Mann ist immer komisch. Seit wann interessiert dich das?«
    »Ich meine nur. Immerhin haben wir uns zum ersten Mal in einer Wohnung hier in der Stadt getroffen. Vielleicht hat uns ja jemand gesehen.«
    »Oh, oh, mein Herr Kommissar und seine Paranoia. Das hatten wir doch neulich schon, Paul.

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