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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gibert
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Ich bin viel früher da gewesen als du und hab die Wohnung frühestens eine halbe Stunde nach dir verlassen. Wer also sollte in diesem anonymen Wohnblock irgendeinen Verdacht schöpfen?«
    »Was würden wir denn machen, wenn uns wirklich jemand entdeckt und wir auffliegen?«
    »Leugnen, Paul. Lügen, betrügen und leugnen. Und bis dahin treffen wir uns weiterhin und haben uns …« Sie brach ab. »Weißt du etwas, von dem ich nichts weiß?«
    »Nein, Maria«, antwortete er schnell und möglichst unbeteiligt. »Ich bin nur gestern Abend im Hausflur zwei merkwürdigen Typen begegnet, die mich so komisch angeschaut haben. Ein großer und ein kleiner. Aber wahrscheinlich bilde ich mir in meinem kleinen Bullenhirn nur wieder ein bisschen zu viel ein.«
    »Paranoia, sag ich doch. Sei ganz beruhigt, mein Kommissar, unser ebenso großes wie erotisches Geheimnis ist unentdeckt und bleibt es auch.«
    Hoffentlich hast du recht, dachte Lenz.
    »Du sagst mir sofort Bescheid, wenn dir irgendeine Veränderung an deinem Mann auffällt, ja?«
    »Ganz sicher. Du musst allerdings nicht denken, dass ich noch zum Telefonieren komme, wenn Erich weiß, dass ich ihn betrüge. Ich befürchte, er macht mich dann spontan einen Kopf kürzer.«
    »Das ist kein schöner Witz, Maria.«
    »Das ist nicht mal ein Witz, Paul.«
     
    Fünf Minuten, nachdem er sich von ihr verabschiedet und sein Telefon ausgeschaltet hatte, rollte er auf den Hof der BBE. Sein Mund war ausgetrocknet, seine Hände feucht und seine Knie zitterten, als er auf das Gebäude zuging. Wesna Hollerbach begrüßte ihn förmlich, gab ihm zu verstehen, dass sie über seinen Besuch informiert war, und brachte ihn zum Fahrstuhl.
    »Sie kennen sich ja aus, Herr Kommissar.«
    »Danke«, gab er zurück und trat in die Kabine. Zu seiner Verwunderung überkam ihn weder Panik noch hatte er das Gefühl von Beklemmung, als sich die Tür schloss.
    Während der Aufzug sich langsam in Bewegung setzte, fragte der Kommissar sich zum ersten Mal seit Blochins Anruf, was er überhaupt mit dem Russen zu besprechen hatte. Vermutlich gab es Fotos oder andere Beweise, die seine Beziehung zu Maria belegen würden. Während er an den Großraumbüros vorbeiging, in denen ein paar Männer saßen und telefonierten, nahm er eine Veränderung am Ende des Korridors wahr. Etwa zwei Meter von Blochins Bürotür entfernt war eine Durchgangsschleuse aufgebaut worden, wie er sie aus dem Fernsehen kannte, wenn über Sicherheitskontrollen an Flughäfen berichtet wurde. Rechts und links daneben hatten sich die beiden sonnenbrillenbewehrten Gorillas aufgebaut, die er von seinem letzten Besuch noch gut in Erinnerung hatte. Er warf ihnen einen Blick zu, der möglichst souverän wirken sollte, doch die beiden beachteten ihn nicht, sondern fixierten einen imaginären Punkt an der Wand. Erst als er durch die Schleuse trat und damit ein leises Summen auslöste, bedachten sie ihn mit Aufmerksamkeit. Wortlos baute der linke der beiden sich vor ihm auf und gab ihm mit einer knappen Geste zu verstehen, dass er die Arme heben und die Beine auseinanderstellen sollte. Danach erfolgte eine kurze, aber professionell durchgeführte Leibesvisitation. Ein weiteres Nicken machte ihm klar, dass die Prozedur vorüber war.
    Dann stand er vor der Tür ohne Griff, die sich langsam und nahezu geräuschlos öffnete.
     
    Blochin saß hinter seinem Schreibtisch, hatte ein kleines Messer in der Hand und war damit beschäftigt, einen Apfel zu schälen. Er taxierte den Polizisten wie jemand, der weiß, dass er gewonnen hat.
    »Herr Lenz, schön, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Das ist in unserer schnelllebigen Welt alles andere als selbstverständlich.«
    »Ja«, erwiderte Lenz knapp, betrat das Büro und blickte sich um. Heute stand niemand hinter oder neben der Tür.
    Blochin legte den Apfel und das Messer auf den Schreibtisch, nahm aus einer Schachtel ein Einwegtaschentuch und tupfte seine Finger ab. Dann stand er auf, ging um den Schreibtisch herum auf den Polizisten zu und streckte ihm die Hand hin. Lenz bewegte sich nicht.
    »Na gut, Herr Lenz. Aber es gibt keinen Grund für diese …, wie soll ich es ausdrücken, … feindselige Haltung.«
    »Was wollen Sie von mir, Herr Blochin. Den Unsinn, den Sie mir am Telefon erzählt haben, können Sie unmöglich ernst gemeint haben.«
    Der Russe ging zurück zu seinem Platz, schloss mit einem Tastendruck die Tür und lehnte sich zurück.
    »Den von Ihnen und der Frau des Oberbürgermeisters?

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