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Kammerflimmern

Kammerflimmern

Titel: Kammerflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Even Anne; Holt Holt
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übrighatte.«
    »Warum bist du gekommen?«, fragte sie abrupt. »Wenn du dir Sorgen wegen der Zustände im GRUS machst, warum gehst du nicht den Dienstweg? Was habe ich damit zu tun?«
    »Weil Sara Zuckerman die eigentliche Chefin im GRUS ist«, sagte er gleichgültig und warf einen Blick auf die Uhr. »Klinikchef Benjaminsen lässt ihr freie Hand, und der Krankenhausdirektor wird sich nur glücklich preisen, weil Sara sich endlich an die Vorschriften hält. Aber wenn du nichts hören willst, was vielleicht deine Firma berührt ...«
    »Unsere«, korrigierte sie. »Wenn du die Teilhabe an Mercury Medical meinst, dann ist das unsere. Norwegens.«
    »Auch egal. Wenn du nichts hören willst, dann ...«
    Er erhob sich und ging auf die Tür zu.
    »Warte«, sagte sie. »Komm ins Wohnzimmer. Ich habe eine Viertelstunde. Okay?«
    »Eine Viertelstunde reicht«, sagte Lars Kvamme.
19.23 Uhr
GRUS, Bærum
     
    Sara Zuckerman fühlte sich restlos erschöpft. Als sie die Handschuhe abstreifte und den bleischweren Röntgenkittel zu Boden fallen ließ, rechnete sie für einen Moment mit einer Ohnmacht. Sie blieb vor dem OP stehen, lehnte sich an die Wand und schloss die Augen.
    Klaus Aamodt war der neue ICD eingesetzt worden. Diesmal ein Medtronic Marquis, der sein Herz viele gute Jahre hüten würde, ehe die versiegelte Batterie ersetzt werden müsste. Im Laufe dieses Tages hatte Sara große Achtung vor diesem Mann und nicht zuletzt vor seiner Frau entwickelt. Klaus und Bjørg hatten alles mit Fassung getragen. Als Sara ihnen von der norwegischen Gesetzgebung zu Schadensersatz und der Möglichkeit berichtet hatte, sie und das Krankenhaus zu verklagen, hatten beide abgewehrt. Das Wichtigste sei doch, dass alles gut werden würde, meinten sie und dankten Sara für ihr entschiedenes Eingreifen. Sie machte sie nachdrücklich darauf aufmerksam, dass nach der Operation in der Hütte die Gefahr einer Infektion bestand. Der Mann bekam jetzt hohe Dosen Antibiotika, und Sara hatte sich schon an einen Oberarzt von der Infektionsabteilung gewandt, um die Lage unter eine gewisse Kontrolle zu bringen.
    Der übellaunige Sohn war glücklicherweise am Raasjø geblieben.
    »Geht es dir nicht gut?«, hörte sie Ola fragen.
    Sara brachte es nicht einmal fertig, die Augen zu öffnen. »Ich will nach Hause«, stöhnte sie.
    »Wie hast du nur alles an Land holen können?«, flüsterte er.
    Sie öffnete die Augen. »Ich habe die Wahrheit gesagt«, antwortete sie leise. »Ich habe Herrn und Frau Aamodt und dem gesamten Operationsteam erklärt, dass sich bei der Verbindung von Elektrode und ICD ein Problem ergeben und ich Angst vor einem Überschlag hatte.«
    »Überschlag?«, fragte Ola. »Hast du Überschlag gesagt?«
    Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    »Überschlag«, sagte Ola zum dritten Mal. »Du bist doch einfach verrückt.«
    Ein Krankenpfleger kam auf sie zu. Er pfiff munter vor sich hin und hob die Hand zum Gruß, als er an ihnen vorbeikam. Sara und Ola erwiderten den Gruß.
    »Komm her«, sagte Ola leise und nahm ihren Arm, als der junge Pfleger verschwunden war. »Ich habe nachgedacht.«
    »Ach, wirklich?«, fragte sie resigniert und ließ sich durch den Gang führen.
    »Wir haben die anderen Programmiermaschinen vergessen, Sara!«
    »Die anderen? Was meinst du?«
    »Wir haben das Offensichtlichste übersehen«, flüsterte er. »Die ICDs von Berntsen, Holmström und Aamodt wurden von ein und derselben Maschine programmiert. Aber wir haben ja drei.«
    »Drei Maschinen«, wiederholte sie. »Wir haben doch noch viel mehr.«
    »Drei Mercury-Maschinen, zum Teufel. Bei der Operation und bei unseren kleinen ... Forschungsversuchen haben wir immer die eine benutzt. Es bestand ja auch kein Grund zu etwas anderem, ich habe die ganze Zeit geglaubt, die ICDs seien das Problem.«
    »Willst du behaupten, dass mit den ICDs alles stimmt?«
    Sie schlug sich die Hand vor die Stirn und seufzte laut. »Ich bin zu müde, Ola. Meine letzte Energie hab ich da drinnen verbraucht.«
    »Natürlich stimmt mit den ICDs nicht alles«, sagte er. »Die Frage ist, warum mit ihnen etwas nicht stimmt. Und wie dieser Fehler in die kleinen Teufel geraten ist.«
    »Und das hast du herausgefunden?«
    »Nein, wir nähern uns jetzt eindeutig den Grenzen meiner Kompetenz«, sagte er eifrig. »Aber ich habe mit einem guten Freund von der Uni gesprochen, Skule Holst. Das ist der mit Orphan-Software.«
    Saras Gesicht war ganz und gar ausdruckslos.
    »Orphan«,

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