Kammerflimmern
eilig.«
»Was ist hier eigentlich los?«, rief Tommy und breitete die Arme aus. »Was zum Teufel soll das? Zuerst kommen Sie in einem verdammten Autowrack angejagt, mit einer Menge Scheiß im Schlepp, und dann behaupten Sie ...«
»Bitte, ganz ruhig«, sagte Klaus und hob den rechten Arm. »Hören wir uns doch erst an, was Dr. Zuckerman zu sagen hat.«
Es wurde still. Ola erhob sich. Er sah Sara an, dann schaute er auf seine Armbanduhr.
»Der ICD, der Ihnen eingesetzt worden ist, hat einen Fehler«, sagte Sara endlich und sah alle der Reihe nach an. »Wie wir gesagt haben, als wir gekommen sind. Das Problem ist, dass dieser Fehler wohl ein wenig schwerwiegender ist, als wir geglaubt hatten. Die Programmiermaschine dort drüben, die Dr. Farmen benutzen wollte, um die Therapiefunktion Ihres ICDs auszustellen, konnte nicht richtig mit dem ICD kommunizieren, und da er in relativ kurzer Zeit ...«
Sie räusperte sich, um Zeit zu gewinnen. »Kann mir jemand ein Glas Wasser bringen?«, fragte sie.
Niemand reagierte.
»Hören Sie«, sagte Ola, setzte sich auf die Sofakante und beugte sich über Klaus Aamodt. »Ich glaube, wir sollten ganz offen sein. Ihr Herzstarter ist defekt. Ich kann das so schnell nicht näher erklären, aber er muss aus Ihrem Körper entfernt werden.«
»Aus dem Körper? Aus dem Körper???«
Tommys schrille Stimme hallte von den Holzwänden wider. »Sie wollen meinen Vater ins Krankenhaus bringen und das verdammte Teil wieder rausnehmen?« Da Ola ihm den Rücken zukehrte, starrte Tommy Sara an.
»Haben Sie denn total den ... Ja, Scheiße, wir werden Sie von hier bis zum Mond verklagen!«
»Das ist Ihr gutes Recht«, sagte Ola ruhig, ohne sich umzudrehen. »Aber leider ist die Sache noch schlimmer. Wir müssen den ICD hier und jetzt entfernen. Wir haben genau ... vierzehn Minuten. Haben Sie Alkohol im Haus?«
»Alkohol? Vierzehn Minuten? Haben Sie denn vollständig ...«
»Jetzt hör aber auf.« Bjørg Aamodt trat einen Schritt vor. »Was also soll passieren?«, fragte sie und hob die Hand, als ihr Sohn noch einmal protestieren wollte.
»Wir brauchen Alkohol«, sagte Sara. »So rein wie möglich.«
»Ich mache im Herbst Likör«, sagte Bjørg Aamodt, nur ein winziges Zittern in ihrer Stimme verriet ihre Angst. »Ich habe zwei Flaschen mit 60 Prozent.«
»Gut. Und ein Messer, klein und scharf. Eine Schere, Verbandszeug, Pflaster. Wenn Sie sterile Kompressen haben, wäre ich froh. Eine Pinzette. Außerdem brauche ich eine große Schüssel. Eine Teigschüssel, eine Salatschüssel, zur Not einen Eimer.«
»Soll ich Schere und Messer abkochen?« Ola sah Frau Aamodt überrascht an. Noch vor wenigen Minuten hatte sie ausgesehen wie kurz vor einer Ohnmacht.
»Dazu reicht die Zeit nicht«, sagte er.
»Du hast gehört, was sie brauchen«, sagte Bjørg zu ihrem Sohn. »Beeil dich.«
Der junge Mann schien etwas sagen zu wollen, gehorchte dann aber.
»Was passiert, wenn Sie den ICD nicht herausnehmen?«, fragte Bjørg Sara leise.
»Das wissen wir nicht«, sagte Ola, um Saras Lügen zuvorzukommen. »Aber wir haben Grund zu der Annahme, dass er Probleme machen kann. Schwerwiegende Probleme, um ehrlich zu sein. Wir würden das nicht vorschlagen, wenn wir es nicht für unumgänglich hielten.«
»Ich verstehe«, sagte Bjørg Aamodt und nickte.
Ola wandte sich an Klaus Aamodt. »Verstehen Sie auch, was wir tun müssen?«
Der Mann nickte ganz schwach.
»Sie haben eine nur zwei Tage alte Operationswunde«, sagte Ola leise. »Es wird längst nicht so wehtun wie bei einem neuen Schnitt. Wenn die Fäden gezogen sind, öffnet die Wunde sich von selbst, und wir holen den kleinen ICD heraus und befreien ihn von der Elektrode. Dann schließen wir die Wunde und bringen Sie zurück ins GRUS.«
Wieder nickte Klaus Aamodt. »Werden Sie ... werden Sie das machen?«
»Nein. Dr. Zuckerman wird den ICD herausnehmen.«
»Ich will, dass Sie das machen. Ich verlasse mich auf Sie«, flüsterte Klaus Aamodt.
»Dann glauben Sie mir, dass Sara Zuckerman das machen muss«, antwortete Ola leise. »Sie ist die Beste.«
»Hier haben Sie das Gewünschte«, sagte Tommy wütend und leerte über dem Tisch eine Plastiktüte aus, ehe er aus jeder Hosentasche eine kleine Flasche klaren Alkohol zog.
Sara nahm die eine, drehte den Verschluss herunter und goss den Inhalt in eine rote Plastikschüssel. Sie suchte sich ein Pilzmesser, eine Nagelschere und eine Pinzette aus und ließ sie ebenfalls in die Schüssel
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