Kammerflimmern
Galaxis.«
Jetzt lachte Joe Jackson laut.
»Ich freue mich darauf, dich mit an Bord zu haben, Otto.«
»Ich habe mich noch nicht entschieden«, sagte Otto schroff.
Aber sein Entschluss stand bereits fest.
Dienstag, 11. Mai 2010
17.10 Uhr
GRUS, Bærum
»Ich hab’s«, sagte der Mann am Rechner, ohne aufzublicken.
Sara Zuckerman hatte selten jemanden erlebt, der gängigen Vorurteilen so wenig entsprach wie Skule Holst. Er war über eins neunzig, hatte breite Schultern und einen dichten blonden Schopf, der wie zu einer Modevorführung frisiert war. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie erwartet hatte, als Ola am Vormittag seinen computerkundigen Kommilitonen vorgestellt hatte. Diesen Mann jedenfalls nicht. Irritierend war nur, dass er Blickkontakt vermied. Sein Blick richtete sich immer nur auf die Ausrüstungsgegenstände, die er auf dem mittleren Tisch des Schrittmacherraums aufgebaut hatte. »Darin steckt alles«, sagte er und zeigte auf die Programmiermaschine, die jetzt mit einem Kreuz aus silberfarbenem Isolierband gekennzeichnet war.
»Die wurde bei allen drei Operationen benutzt«, sagte Ola fast begeistert.
»Die enthält eine zusätzliche Datei«, sagte Skule Holst, ohne auf Olas Bemerkung einzugehen. »Die Datei heißt Kateämmäffssättappdottexe.«
»Wie, was?«, fragte Ola.
»K-T-M-F-setup.exe«, buchstabierte Skule. »Eine Datei, die sich nur auf dieser Maschine befindet.«
»Eine zusätzliche Datei«, wiederholte Sara. »Wie viele Dateien hat so eine Maschine eigentlich?«
»Mehrere Millionen«, sagte Skule, ohne eine Miene zu verziehen. »Deshalb hat es einen Moment gedauert, bis ich diese gefunden hatte. Da ich Kryptierungen und Codes nicht habe, kann ich nicht genau sagen, was sie macht.«
»Und du bist dir sicher, dass diese Datei auf den anderen Maschinen nicht existiert?«
»Ja. Wenn ich sage, dass ich mir sicher bin, dann bin ich mir sicher.«
Jetzt starrte er die Tastatur seines Laptops an.
»Aber was macht sie? Was macht diese Datei mit den ICDs?« Sara trat einen Schritt näher an den Tisch heran, um den Mann zum Aufschauen zu bringen.
»Wie gesagt, ich weiß es nicht. Aber nach allem, was Ola mir erzählt hat, ist es ein kleines Virus, das den ICD dazu bringt, sich anders zu verhalten als gewünscht. Nachdem er bei allen Tests absolut zuverlässig gewirkt hat.«
Sara schluckte und holte Luft, so tief sie konnte. »Wir hatten abgemacht, niemandem zu sagen, was passiert ist«, sagte sie zu Ola. »Ich habe dir das hier unter der Bedingung erlaubt, dass du nicht ...«
»Er musste doch wissen, wonach er suchen sollte, verdammt! Nicht wahr, Skule, du musstest ...«
»Eines steht jedenfalls fest«, unterbrach ihn der Mann, »diese Datei ist in der Fabrik angelegt worden. Es ist eine Software, die Mercury Medical selbst entwickelt haben muss.«
»Unmöglich«, sagte Sara mit scharfer Stimme. »Mercury Medical hat wie alle Hersteller solcher Geräte eine extrem hohe Qualitätskontrolle.«
Skule zuckte mit den Schultern und schaute endlich auf. »Diese Kryptierungen sind supergeheim. Ola hat so etwas angenommen, ehe ich losgelegt habe. Ich tippe auf einen Angestellten, der es mit der Loyalität nicht so genau nimmt. Vermutlich ist das Virus im Nachhinein in diesen Apparat eingesetzt worden.«
»Im Nachhinein?«, fragte Sara. »Was meinst du mit ›im Nachhinein‹?«
»Ich gehe davon aus, dass ihr den schon eine Weile habt. Ein Virus wie das hier lässt sich jederzeit auf so einen Apparat übertragen«, sagte er und zeigte auf ein USB-Portal. »Ola hat erzählt, dass sie immer wieder aktualisiert werden. Ich tippe erst mal, dass dieses Gerät hier absolut okay war, bis irgendwer es infiziert hat. Das kann zum Beispiel in der vergangenen Woche passiert sein. Hat da nicht hier bei euch das große Sterben eingesetzt?«
»Aber ...«
»Hör mal«, sagte Skule Holst und schob seinen Stuhl vom Tisch weg. »Ich habe einen halben Tag gebraucht, um eine Scheißdatei unter Millionen zu suchen. Ola sagt, es wird schwer werden, irgendwen zu finden, der mich dafür bezahlt. Mit anderen Worten ist das hier ein Freundschaftsdienst. Wenn du wüsstest, was ich wert bin, würdest du kapieren, was für ein gewaltiger Freundschaftsdienst das ist. Aber ich hab keinen Bock, meine Zeit mit Überzeugungsversuchen zu verschwenden.«
»Das ist auch nicht nötig«, sagte Ola rasch. »Ich will nur sichergehen, dass ich dich richtig verstanden habe.«
Skule Holst zuckte wieder mit den
Weitere Kostenlose Bücher