Kammerflimmern
laut sprach.
Die PJlerin bei der Tür atmete fast nicht mehr. Dr. Zuckerman trat zu ihr und legte der jüngeren Frau die Hand auf den Arm. »Das geht schon gut.«
Etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
Aus Karita Solheim würde nie eine Kardiologin werden, auch wenn es ihr größter Traum war. Wie sie überhaupt auf die Idee gekommen war, Ärztin zu werden, war für Dr. Zuckerman ein Rätsel. Karita versuchte heute zum dritten Mal, die Implantation eines ICD, eines Implantable Cardioverter Defibrillators, zu begleiten. Bei diesem Eingriff ging es darum, einen kleinen Computer unter der Haut am linken Schlüsselbein anzubringen. Ein relativ einfacher Eingriff für eine erfahrene Kardiologin.
Karita Solberg konnte nicht einmal zusehen.
Beim ersten Versuch, sechs Monate zuvor, war Karita Solberg bereits in dem Moment in Ohnmacht gefallen, als Sara Zuckerman das Skalpell gesenkt hatte. Im Fallen riss die junge Frau ein Tablett mit sterilen Instrumenten mit, was einen Höllenlärm verursachte. Der Patient, der bei einer solchen Operation nur örtlich betäubt wird, geriet in Panik, und der Eingriff musste abgebrochen werden.
Beim zweiten Versuch hatte Karita den OP nach zehn Minuten verlassen.
Heute war ihre letzte Chance, und das wussten sie beide.
Psychologin, dachte Sara Zuckerman, als sie mit raschen Schritten zum Umkleideraum ging, während Karita wie ein ängstliches Hundebaby hinter ihr herwuselte. Du solltest es mit der Psychiatrie versuchen, mein Mädel, dann bist du vor der echten Medizin gefeit.
Das war ihre Ansicht, aber sie war lange genug in Norwegen, um zu wissen, dass sie so etwas niemals laut sagen dürfte.
Vom Umkleideraum aus konnte sie durch eine Glaswand in den OP blicken. Erik Berntsen hatte endlich resigniert und sich flach auf den Tisch gelegt. Während Sara Zuckerman den schweren Röntgenkittel anzog, bemerkte sie, dass seine Finger zitterten. Energisch schrubbte sie sich Hände und Unterarme mit einer sterilen Bürste, länger als die üblichen fünf Minuten. Erst als Sivert Sand, der Programmierer von Mercury Medical, demonstrativ auf die große Wanduhr schaute, trat sie zum Operationstisch.
»Geld oder Leben«, murmelte Sivert Sand.
Der Mann ging ihr auf die Nerven.
Aber er war tüchtig, und sie brauchte einen Assistenten von Mercury Medical, um die Herzstarter zu programmieren und zu testen, sowie sie in den Körper des Patienten eingesetzt worden waren.
Die Krankenschwester hatte die Packung mit steriler Kleidung bereits geöffnet. Ganz oben lagen zwei Papierhandtücher, und Sara rieb sich gründlich Hände und Arme damit ab. Die Operationsschwester schloss Sara den sterilen Kittel im Rücken und reichte ihr erst die grünen Handschuhe, dann die grauen.
Abteilungsoberärztin Sara Zuckerman war bereit für den ersten Eingriff des Tages.
Erik Berntsen schloss die Augen. Sein Körper war bedeckt, bis auf ein gründlich gereinigtes Feld von vier mal zehn Zentimetern gleich unter dem linken Schlüsselbein.
Die Narkoseschwester fragte mit tonloser, fast mechanischer Stimme: »Keflin?«
»Ja«, antwortete Dr. Zuckerman. »Zwei Gramm intravenös.«
Sie warf einen Blick auf die Bildschirme. Normaler Blutdruck, regelmäßiger Sinusrhythmus, zufriedenstellende Sauerstoffsättigung.
»Was macht denn der Hund?«, fragte Sara Zuckerman und schaute über den Vorhang, der dem Patienten den Blick auf die OP verwehrt, ehe sie kurz Anweisung gab, die beiden Lampen auf den Operationsbereich einzustellen. »Kommt er mit einem Drittel Schwanz auch zurecht?« Erik Berntsen gab keine Antwort.
Narkoseschwester Frid Moelv saß bewegungslos vor ihren Bildschirmen.
Karita Solheim wich vom Operationstisch zurück, mit einem winzigen Schritt nach dem anderen.
»Das geht gut, Erik.«
Dr. Zuckerman beugte sich über sein Ohr und flüsterte jetzt: »Ich habe das schon zahllose Male gemacht. Sei jetzt ganz locker, ja?«
Er öffnete ein wenig die Augen. Versuchte zu lächeln. Räusperte sich leise. »Fang an«, sagte er, ohne dass seine Stimme so richtig trug. »Rede mich über alles hinweg. Das hilft. Dann ist es fast, als ob ... als ob ich es selbst machte.«
»Klar doch«, sagte sie und holte so tief Luft, dass sich unter dem Mundschutz die Umrisse ihrer Lippen abzeichneten. »Zuerst gebe ich zwanzig Milliliter Xylocain unter die Clavicula ... so.«
Es blutete leicht, als sie die Kanüle aus dem Punkt gleich unter dem Schlüsselbein zog, nachdem sie selbst die örtliche Betäubung gesetzt
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