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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sind.«
    »Wunderbar.« Ich konnte nur langsam zum Audienzsaal schlurfen und der Stab musste mir dabei helfen. Es war schon mein dritter Stab, seit ich in Candar eingetroffen war. Den meisten Menschen reichte ein Stab für ein ganzes Leben, aber ich war bereits bei Nummer drei angelangt, und das innerhalb weniger Jahre. »Wo kann ich meinen Umhang ablegen?«
    »Dort in der Nische neben dem Saal sind einige Haken.«
    »Du gehst auch nicht sehr viel schneller als ich. Wir würden ein gutes Paar abgeben.«
    »Du liebst sie, nicht wahr?«
    Die Frage traf mich unvorbereitet. »Was?«
    »Die Kommandantin. Du liebst sie. Ich habe dir zugehört, als du auf dem Karren lagst. Du hast immer nur davon gefaselt, dass du die Raketen und den Magier aufhalten musst.« Jylla blieb stehen und deutete auf die dunkle Nische im Flur. »Sie liebt dich auch. Sie ritt auf dem ganzen Rückweg nach Kyphrien neben dem Karren her. Sie gab alle Befehle von dort aus.«
    Ich nahm den Umhang ab und wollte gerade in die Nische treten.
    »Ich nehme ihn.«
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden.
    »Deshalb«, fuhr Jylla fort, als sie zurückkehrte, »sind alle bereit, für sie zu sterben.«
    »Weil sie mich liebt?« Das verstand ich nicht.
    Jylla schüttelte den Kopf. »Nein, weil ihr euch so sehr liebt und weil ihr beide auf eure eigene Art kämpft. Ihr hattet mehr zu verlieren als jeder andere hier. Und ihr kommt von weit her. Wie kann da jemand widerstehen?«
    Ich konnte nur den Kopf schütteln. Einerseits glaubte ich es, doch andererseits fand ich es verrückt. Vielleicht waren wir wirklich verrückt. Verrückte, die auch noch ineinander verliebt waren, sollten keine Truppen anführen. Ich fühlte mich ohnehin nicht als Anführer. Krystal schien dazu geboren, doch ich nicht. Vielleicht hatte auch Tamra das Zeug dazu.
    »Ich bin kein Mensch, der andere führen kann.«
    »Doch, das bist du. Du wirst es lernen. Wer hat den letzten Angriff angeführt?«
    Das bestätigte nur, dass ich wirklich verrückt war.
    Ich ging auf die Doppeltür zu. Jylla öffnete sie und ich versuchte, nicht zu sehr zu humpeln. Im Audienzsaal brannten Öllampen an der Wand. Die Regenwolken ließen es draußen nicht recht hell werden, sodass nur wenig Licht durch die hohen, schmalen Fenster drang, die hinter den Säulen an den Außenmauern angebracht waren. Wir waren die ersten in dem großen Raum; der Abstand von der Tür bis zum Stuhl des Autarchen betrug mindestens sechzig Ellen.
    Die Innenwände waren mit dunklem Holz vertäfelt. Am Ende des Saales erhob sich ein etwa zwei Ellen hohes Podium über den glatten grünen Marmorfliesen. Ein langer grüner Teppich bedeckte den Gang von der Mitte der Halle bis zu den vier Stufen, die zum Podium hinaufführten. Das Podium war ebenfalls mit grünen Teppichen ausgelegt. Der Stuhl des Autarchen war das einzige Möbelstück auf dem Podium – helles Holz, vielleicht Weißeiche oder junge Kirsche, grün gebeizt. Die Arm- und Rückenlehnen des Stuhls zierten zu viele Schnitzereien, als dass man ihn als einfachen Stuhl hätte bezeichnen können, aber er wirkte auch nicht groß und eindrucksvoll genug, um der Bezeichnung Thron gerecht zu werden. Das Einfachste an dem Stuhl schien das flache grüne Kissen zu sein.
    Ich setzte mich hinter den Säulen auf eine Bank und streckte mein geschientes Bein aus. »Wann geht es los?«
    »Wer weiß?« Jylla zuckte die Achseln und fuhr dabei vor Schmerz zusammen.
    Ich kannte dieses Gefühl.
    Die Tür öffnete sich und ich spähte hinter der Säule hervor; zwei graue Gestalten traten ein. Justen und Tamra durchquerten den Raum. Justens Mundwinkel zeigten nach unten und seine Augen wirkten ausdruckslos.
    »Wie geht es dir?«, fragte er. »Du brauchst nicht aufzustehen.«
    »Es wird schon gehen.« Ich stand nicht auf.
    »Du hättest wirklich nicht kommen sollen.« Er funkelte seinen Lehrling an.
    Tamra lächelte. »Lerris ist stärker als Ihr denkt.«
    »Hmmmmm.« Er betrachtete mich nachdenklich. »Wir müssen bald miteinander reden. Wenn du dich völlig erholt hast.«
    Die Türen öffneten sich erneut und eine ganze Einheit der Elitegarde marschierte herein, angeführt von dem dünnen Unteroffizier, der auch die erste Einheit von Yelenas Truppe befehligt hatte.
    Nachdem er sie zu beiden Seiten des Podiums hatte Aufstellung nehmen lassen, durften sie sich rühren und er steuerte geradewegs auf mich zu. Justen und Tamra erhielten nur ein Nicken.
    »Seid gegrüßt, Ordnungs-Meister.«
    »Seid gegrüßt.«

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