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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Ich stand mit Hilfe des Stabes auf, sodass es halbwegs würdevoll aussah.
    »Ich bin Nusert, Ser. Ich wollte Euch sagen, dass wir alle in Eurer Schuld stehen, Ser.«
    In meiner Schuld? Ich versuchte verzweifelt, meine Zunge nicht zu verschlucken. »Ich schätze Eure Worte, Nusert.« Was sollte ich sagen? »Aber ... Ihr und Eure Truppen tatet, was getan werden musste. Und ich freue mich, dass ich dabei helfen konnte.«
    »Ihr seid sehr freundlich, Ser.« Er verbeugte sich. »Ich muss gehen.«
    Er ging zurück und stellte sich vor die Reihe, die der Tür am nächsten stand.
    Eine Glocke erklang und die Türen öffneten sich ein weiteres Mal.
    Einige Dutzend Diplomaten und Funktionäre strömten in den Raum und blieben im hinteren Teil stehen. Die Elitegarde hielt den Platz zwischen dem Podium und den Zuschauern frei. Einige der Ankommenden erkannte ich, so zum Beispiel Liessa, Schwester des Autarchen und Thronfolgerin, Murreas und den Minister für öffentliche Arbeiten, Zeiber. Die meisten anderen waren mir unbekannt.
    »Es wird Zeit für uns.« Tamra machte eine Handbewegung.
    Ich stützte mich auf den Stab und ging langsam und steif hinter Tamra und Justen her. Die vier Stufen waren nur schwer zu bewältigen, doch der Stab half mir und wir stellten uns links hinter Kasees Stuhl.
    »Du stehst neben dem Autarchen«, zischte Tamra.
    Widerspruchslos befolgte ich ihren Befehl.
    Eine kleine Tür neben dem Podium, die ich bisher noch nicht bemerkt hatte, öffnete sich, Krystal und Kasee traten heraus. Der Autarch trug grüne Seide und eine einfache, aber glänzende kleine Krone. Krystal war bis auf die mit Goldtressen verzierte Weste in düsteres Grün gekleidet. Sie trug ihr Kampfschwert, wie immer.
    Ich versuchte, bequem zu stehen, und sah zu Krystal hinüber. Sie schenkte mir ein kurzes Lächeln, von Kasee bekam ich ein noch kürzeres. Die Glocke ertönte erneut und beide richteten ihren Blick streng geradeaus auf die Tür. Kasee saß aufrecht in ihrem Stuhl und Krystal hatte die Hand ans Heft ihres Schwertes gelegt.
    »Achtung!«, rief Nusert. Die Elitegarde nahm Haltung an.
    Eine einzige dumpfe Trompete erklang und die Türen des Audienzsaales öffneten sich.
    »Der ehrenwerte Thurna, Gesandter des Herzogs Berfir von Hydlen.«
    Thurna, ein breitschultriger, bulliger Mann mit struppigem blondem Haar, marschierte über den grünen Teppich. Die mitgebrachte Schriftrolle hielt er wie ein Schwert in der Hand. Drei Soldaten in karminroten Uniformen folgten ihm.
    Die hydlenischen Soldaten blieben bei Nusert stehen, Thurna hingegen trat vor bis an den Sockel des Podiums. Dort verbeugte er sich tief vor dem Autarchen, so tief, dass es schon fast komisch wirkte. »Euer Diener, hochverehrter Autarch.«
    »Ihr zeigt zuviel Demut, Ser«, bemerkte Kasee trocken.
    »Ganz wie es Euch gebührt.« Thurna richtete sich auf. Seine Augen wanderten zu Krystal.
    Krystals Gesicht blieb ausdruckslos. Sie stand einen halben Schritt rechts vom Autarchen, so bewegungslos und gefährlich wie ein Schwert.
    Schließlich sah Thurna in unsere Richtung, wie auch die drei Soldaten, die auf der Höhe Nuserts standen.
    Thurnas tiefliegende Augen musterten Justen, Tamra und mich – dann richtete er sie wieder auf Kasee.
    »Eure ehrenwerten Berater?«, fragte er höflich.
    »In der Tat, das sind sie.« Kasees Augen funkelten. »Darf ich vorstellen, der Graue Magier Justen, Magierin Tamra und Lerris. Lerris ist der Jüngste, wie Ihr vielleicht bemerkt habt, aber er hat bei den Schwefelquellen gezeigt, dass seine Fähigkeiten seinem Alter weit voraus sind.«
    Einer der Soldaten sah mich an und ich erwiderte fest seinen Blick. Es war ein Schrank von einem Mann, gut einen halben Kopf größer als ich und Thurna. Doch ich hielt seinem Blick stand. Dazu fühlte ich mich trotz meines verletzten Beines noch im Stande. Sein Blick fiel schließlich auf den Stab und er wurde blass, seine Beine gaben nach. Er kippte nach vorne wie eine Statue und das Metall seiner Uniform klirrte, als er auf dem Teppich aufschlug. Ich zuckte zusammen. Der Marmor unter dem dünnen Teppich war hart.
    »Autarch ... ich protestiere ...«, stammelte der hydlenische Gesandte.
    »Eurem Soldaten ist nichts geschehen«, sagte Justen. »Ich glaube, er hat den jungen Lerris hier nicht erwartet.«
    Gesandter Thurna betrachtete den Soldaten eingehend. Offenbar wollte er feststellen, ob er noch atmete, dann lächelte er höflich. »So etwas kommt vor.«
    »Das stimmt«, antwortete Kasee darauf.

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