Kampf Dem Chaos
nur wenig, für ihn war Essen nichts als eine Notwendigkeit.
»Diese Suppe schmeckt fast so gut wie die meiner Mutter.« Rissa strahlte.
»War sie eine gute Köchin?«, fragte Tamra.
»Eine gute Köchin? Sie war eine wunderbare Köchin. Wie hätte ich sonst so kochen gelernt.«
Was hatte ich von meinen Eltern gelernt? Das Schreinern hatte mir Onkel Sardit beigebracht, alles andere Lehrer wie Magister Kerwin.
»Sie muss wirklich sehr gut gewesen sein«, sagte Tamra.
»Gut – das ist gar kein Ausdruck. Sogar aus Steinen kochte sie eine wunderbare Suppe und aus ein paar Knochen einen fabelhaften Eintopf, gut genug für jedes Festessen. Eine Köchin wie meine Mutter hatte die Welt noch nicht gesehen.«
»Das hört sich geradezu nach Zauberei an«, bemerkte Justen trocken.
»Und Eure Mutter, Magierin?«, fragte Rissa.
»Ich weiß nicht. Sie hat uns verlassen, als ich noch klein war«, erzählte Tamra.
»Wer hat Euch dann das Kochen beigebracht?«
»Niemand. Ich kann nicht kochen – nicht sehr gut jedenfalls.«
»Oh, das ist ja schrecklich. Es ist schon nicht gut, wenn ein Mann nicht kochen kann, aber eine Frau ... Für was hat man denn Eltern? Sie müssen ihr Wissen weitergeben.« Rissa schniefte. »Es ist schlimm genug, wenn man seine eigenen Kinder überlebt und nicht weitergeben kann ... was man weiß ...«
»Du kannst doch noch gar nicht so alt sein«, stellte Justen fest.
»Vielleicht kann mir Eure Zauberei helfen, wieder einen Mann zu finden?« Rissa zog die Augenbrauen hoch. »Was ist mit Euch, Meister Magier? Würdet Ihr nicht jemanden wollen ...?«
Justen fühlte sich sichtlich unwohl bei der Frage, doch ich sah den Schalk in Rissas Augen.
»Meine Dame ist zwar weit weg, aber ich bezweifle, dass sie damit einverstanden wäre ...«
»Ach, ihr Magier seid so humorlos.« Rissa lachte laut. »Eines Tages wird mich Kilbon schon fragen. Aber es ist schade, dass Ihr, Magierin, Eure Mutter nicht kennt. Und auch, dass sie nicht weiß, dass Ihr nun erwachsen und mächtig seid.«
Ich wusste nicht einmal, wer Kilbon war und ich fragte mich auch, ob Tamras Mutter wie Tamra gewesen war – nicht bereit, sich an einen Mann zu binden, so lange sie nicht die Oberhand hatte. Am meisten würde mich jedoch interessieren, wo sich Justens Dame befand.
»Ich weiß nicht, ob sie das überhaupt kümmern würde«, sagte Tamra langsam. »Oder ob sie noch am Leben ist. Manchen Eltern ist es wohl einfach egal.«
»Das ist schrecklich.«
Hatten sich meine Eltern sehr um mich gekümmert?
»Hast du deine Eltern je wissen lassen, dass es dir gut geht?«, fragte mich Justen. Wieder hatte er meine Gedanken gelesen.
»Ich bin sicher, dass sie es wissen.«
Justen nickte.
»Das ist nicht das Gleiche«, wendete Tamra ein. »Du hast Eltern. Es gibt Schiffe, die von Ruzor nach Nylan fahren, eines Tages vielleicht sogar nach Landende. Wie lange ist es nun her – mehr als drei Jahre?«
Ich nickte.
»Diese Entscheidung musst du fällen.« Justen lachte, eine Spur Bitterkeit klang jedoch darin mit. »Ich kann es dir nur vorschlagen.«
Für eine Weile war es still in der Küche, nur das Klappern der Löffel und das leise Pfeifen des Windes, der den Nieselregen vertrieben hatte, waren zu hören.
Nach dem Abendessen saßen Tamra, Justen und ich noch am Tisch. Rissa machte den Abwasch und schlüpfte dann nach nebenan, sie murmelte etwas wie: »... will gar nicht zu viel wissen über das ›Magiergeschäft‹.« Natürlich saß sie dort und strickte und versuchte, jedes Wort durch die offene Tür zu erhaschen.
»Lerris?«, fragte Tamra. »Hast du jemals herausgefunden, wie dieser Magier an die Formel für die Raketen kam?«
»Gerlis? Nein.« Ich strich über mein Kinn. »Ich weiß nicht genau, aber ich glaube, er hatte mit den Raketen nichts zu tun. Er schien zu sehr mit dem Chaos beschäftigt und nur das setzte er auch ein – und keine Raketen. Die hydlenischen Truppen schossen damit.«
»Raketen, die von normalen Truppen verwendet werden – das ist nicht gut«, überlegte Justen. »Seit dem Fall von Fairhaven ist das nicht mehr geschehen.«
»Fairhaven?« Tamra zog die Augenbrauen hoch.
»Frven«, erklärte ich.
»Was sind schon Namen?« Sie schnaubte. »Die alten Chaos-Meister sind tot – Fairhaven oder Frven.«
»Warum nicht?«, fragte ich Justen. »Sie scheinen einfach zu bedienen zu sein. Guter Stahl hält das Chaos von ihnen fern.«
»Jetzt ... doch Chaos und Ordnung waren früher viel stärker.«
»Wenn sie
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