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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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schallend. Justen grinste schelmisch.
    Obwohl Justen auf verschiedene Weise freundlich zu mir gewesen war, hatte er mich doch auch oft im Stich gelassen. Freundlichkeit war wie ein Gewürz – sie machte das Leben viel schmackhafter –, aber sie ging nicht sehr weit, besonders da ich derjenige gewesen war, der dem Weißen Magier Gerlis hatte gegenübertreten müssen.
    »Das bin ich doch. Ich habe Rissa gerade gebeten, warmes Brot und Käse aufzutragen.«
    »Gut. Ich bin hungrig.« Der Rotschopf brachte sein Pferd in eine der Boxen, die normalerweise für Krystals Wachen reserviert waren. Aber da Krystal derzeit die Befestigungsanlagen im Hafen von Ruzor begutachtete und nicht vor einem Achttag zurück sein würde, konnte Tamra die Box ruhig nehmen.
    Als wir den Hof zum Haus überquerten, deutete Justen auf die Werkstatt. »Hast du etwas dagegen, wenn ich einen Blick hineinwerfe? Ich möchte gern sehen, wie du vorwärts kommst.«
    Er schüttelte den Kopf, als er die Werkstatt sah. »... diese Jugend ... so extravagant ...«
    Hart zu arbeiten, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, galt als extravagant?
    »Bevor wir deine Gastfreundschaft in Anspruch nehmen, will ich einen letzten Blick auf dein Bein werfen«, meinte Justen. »Wir sind nämlich auf dem Weg nach Vergren.«
    »Hier?«
    »Warum nicht? Setz dich auf den Hocker.«
    Widerspruchslos setzte ich mich. »Ich glaube, der Knochen ist fast zusammengewachsen, nur die Muskeln sind noch schwach. Wirst du wieder Schafe heilen?« Ich rutschte unruhig auf dem Hocker herum. »Aber zum Abendessen kannst du doch noch bleiben, oder?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass wir durch Candar hetzen werden. Das überlasse ich den Jüngeren.«
    Tamra besah sich die Stühle. Die helle Beize hatte ihnen die endgültige Farbe gegeben. »Die sind eigentlich ganz passabel, Lerris.«
    »Sie sind besser als ganz passabel. Nicht ausgezeichnet, aber besser als passabel.« Tamra ging mir auf die Nerven, immer noch versuchte sie alles schlecht zu machen, was ich auch tat. Oder sie stellte meine Arbeit als völlig unwichtig hin.
    »Diese Stühle sind wirklich besser als passabel, Lerris.«
    »Danke. Deine Kampftechnik mit dem Stab ist auch ganz passabel.«
    »Aber nicht gegen alle«, murmelte Justen, als seine Finger über mein Bein strichen.
    War Tamra eben rot geworden?
    »Hilfst du immer noch, die Rekruten zu trainieren?«, fragte ich sie.
    »Ja.«
    Justen grinste, dann runzelte er die Stirn, als seine Finger über dem unteren Bruch verharrten. Ich fühlte den Ordnungs-Fluss. Ich verfolgte nicht, was er tat, sondern konzentrierte mich ganz auf ihn. Ich wollte herausfinden, wie er sich selbst wieder Ordnung einflößte.
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Das birgt gewisse Gefahren in sich, musst du wissen.«
    »Was birgt Gefahren?«, unterbrach ihn Tamra.
    »Selbstheilung«, antwortete ich. »Ich war vorsichtig. Ich habe keine Ordnung darauf verwendet, die Knochen zusammenzuhalten.«
    »Das habe ich bemerkt. Aber bemüh dich, verhaltener vorzugehen. Brutale Gewalt – auch Ordnungs-Gewalt – kann nicht heilen oder Dinge zusammenhalten. Wir alle brauchen etwas Chaos in unserem System. Man muss nur das Chaos so zurechtbiegen, dass seine Kraft mithilft, die Ordnung zu stärken.«
    Nun war ich dran mit Stirnrunzeln.
    »Eines Tages möchte ich auch so einen Schreibtisch haben – wenn ich jemals einen Platz haben sollte, wo ich ihn hinstellen kann. Baust du mir dann einen?« Tamras Augen blieben auf Werfels Schreibtisch haften.
    »Wenn es so weit ist, wird es mir eine Freude sein.« Das war das Netteste, was Tamra jemals zu mir gesagt hatte. »Ich spiele mit dem Gedanken, die Schiene abzunehmen. Was hältst du davon?«, fragte ich Justen.
    Er schürzte die Lippen und dachte nach. »Wenn es mein Bein wäre, würde ich noch einen Achttag warten, aber du bist jünger. Lass sie noch einige Tage dran und unternimm ein paar längere Spaziergänge, dann wirst du sehen, wie es sich anfühlt.«
    »Das erscheint mir sinnvoll.«
    Justen stand auf. »Du erwähntest einen heißen Wasserkessel?«
    »Kommt mit.« Ich schloss die Werkstatttür hinter mir, nachdem ich noch einen Holzscheit aufs Feuer gelegt und nach dem Wassertopf gesehen hatte. Es waren nicht Kälte oder Hitze, die dem Holz zu schaffen machten, sondern vielmehr die Temperatursprünge und die Veränderung der Luftfeuchtigkeit.
    Tamra und Justen wuschen sich und auch ich hatte es nötig.
    Rissa hatte schon drei Becher dampfenden Apfelwein auf den

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