Kampf Dem Chaos
Nachrichten ...«
»Es ist unser Freund Sammel.«
»Sammel? Aus Recluce? Er schien nicht das Zeug zu einem Chaos-Magier zu haben. Nie hätte ich das gedacht – mich erinnerte er eher an einen Einsiedler oder Pilger.« Ich rief mir Sammel ins Gedächtnis, mit Sandalen und brauner Kutte. Seine Stimme hatte immer sehr sanft geklungen. Er war älter als wir anderen gewesen, fast vierzig, und irgendwie hatte er immer einen leichten Befehlston an sich gehabt.
»Wie hat Tamra am Anfang über Antonin gedacht, als er sich um die Armen kümmerte?«, fragte Krystal.
Ich atmete tief durch. »Das beunruhigt mich. Warum hat er sich dem Chaos zugewendet?«
Krystal nahm einen Schluck Bier und brach ein Stück Brot ab. »Das wissen wir nicht. Wir haben nur erfahren, dass er bestimmte Schriftrollen verteilt – nicht nur an Colaris, sondern auch an den Vicomte und sogar an Berfir. Kasee glaubt, dass einige sogar bis nach Hamor gelangt sind.«
»Das klingt nach Chaos – oder nach den Anfängen davon.«
»Vielleicht verkauft er das Wissen, um davon zu leben. Justen tut das doch auch.« Sie sah mich amüsiert an.
»Bei Justen ist es etwas anderes.« Ich schmierte Grünbeerenmarmelade auf eine Scheibe Schwarzbrot.
»Wahrscheinlich ist es das.« Krystal blickte angewidert auf das Brot. »Wie kannst du nur so etwas essen ...«
»Manchmal schmecken mir süße Sachen einfach.«
»Ich wünschte, du würdest es nicht so direkt sagen.«
Ich verschluckte mich und musste husten.
»Der Vicomte von Certis hat der Herzogin seine Unterstützung zugesichert«, fuhr Krystal munter fort. »Er will im Frühjahr Truppen ausheben.«
»Verdammt ...«, mehr brachte ich mit einem Hühnerbein im Mund nicht heraus. Je mehr ich erfuhr, desto weniger gefielen mir die Neuigkeiten. Und ich dachte, der Krieg zwischen Gallos und Kyphros wäre schon schlimm gewesen.
»Kasee möchte, dass du zu einer Audienz kommst, die in etwa einem Achttag stattfindet.«
»Ich. Ein kleiner Schreiner?«
»Sie will, dass du wieder Grau trägst.« Krystal schnaubte. »Du bist schon seit Jahren nicht mehr nur ein kleiner Schreiner und jeder in Kyphros weiß das seit Jahreszeiten.« Sorgfältig schnitt sie ein weiteres Stück vom Hühnchen ab und füllte ihren Becher erneut.
»Und warum schufte ich mich dann mit Banalitäten wie Werfels Tisch ab?«
»Weil man mit Zauberei nicht so viel verdient wie mit guter Schreinerarbeit.«
»Ich weiß nicht, ob man mit Zauberei überhaupt etwas verdienen kann.«
»Kasee hat dich bezahlt.« Krystal hielt inne. »Ich wünschte fast, sie hätte es nicht getan.«
»Warum?«
»Weil ...« Sie zuckte mit den Schultern. »Du willst es immer allen recht machen und ich habe Angst, dass du eines Tages umkommst, nur um mich oder sie zufrieden zu stellen.«
»Sie nicht.«
»Nun ... mich darfst du natürlich anderweitig zufrieden stellen ...«
Ich stöhnte. »Warum möchte sie, dass ich an der Audienz teilnehme?«
»Ein Gesandter aus Hamor wird kommen. Ein echter diesmal. Deshalb bittet sie dich, Grau zu tragen.«
Am liebsten hätte ich nun laut gestöhnt, aber ich hatte meinen Unmut schon zur Genüge geäußert. Das war das Problem, wenn man sich zu oft beschwerte. Wenn es wirklich einen Grund gab, wurde man nicht mehr ernst genommen. »Muss ich wirklich wieder diese grauen Sachen anziehen?«
»Ja.«
»Was ist mit Tamra und Justen?«
Krystal zuckte die Achseln und ich wusste, was das bedeutete. Sie waren irgendwo in Montgren oder Certis unterwegs, doch niemand wusste, wo genau.
»Dann muss ich also den Hofmagier spielen?«
»Musst du den denn spielen?«
Sie hatte Recht.
Ich schaute ihr zu, als sie einen weiten Schluck Bier nahm.
»Du trinkst eine Menge Bier.«
»Ich weiß.« Sie lächelte mich an. »... dachte, es könnte helfen ...«
Ich fragte nicht, wobei es helfen sollte, aber ich erfuhr es trotzdem – später.
L
T amra hielt ihr Pferd am Waldrand an und wartete auf Justen. Der Mann in Grau kam mit seinem Bergpferd neben ihr zum Stehen, als ungefähr zwei Einheiten Kavalleristen die Straße hinunterritten und hinter der nächsten Kurve verschwanden. Das Klappern der Hufe auf den alten Steinen war noch lange zu hören.
Hinter der berittenen Vorhut folgte eine Kolonne von Soldaten. Sie trugen graublaue Uniformen und marschierten auf der alten Straße Richtung Süden. Ein einziges blaues Banner – worauf eine Falkenkralle eine Getreidegarbe umklammerte – flatterte in der leichten, aber kalten Brise.
Die Gipfel
Weitere Kostenlose Bücher