Kampf Dem Chaos
kamen auch gleich der Beitel dran und die Messer. Der Vormittag ging vorbei und ich war noch nicht weiter als am Vortag, aber die Werkstatt glänzte und die Werkzeuge waren geschliffen, nur die Sägen konnte ich nicht selber schärfen, das überließ ich Ginstal. Unfachmännisches Schleifen konnte eine gute Säge schneller als alles andere ruinieren, dazu waren mir meine Sägen zu wertvoll und ich hatte kein großes Vertrauen in meine Fähigkeiten.
Als ich dann endlich mit Werfels Stuhl angefangen hatte, klopfte es an die Tür.
Rissa stand draußen mit einem jungen Mann. Der Matsch klebte an seinen abgetragenen Stiefeln.
»Das ist Turon ...«
Ich seufzte. »Er soll seine Stiefel abputzen.«
Rissa schüttelte den Kopf und drückte dem Jungen die Schuhbürste in die Hand. Er betrachtete die Bürste und wusste offensichtlich nicht, was er damit anfangen sollte. Rissa führte ihm eine bürstende Handbewegung vor.
»Ah ... die Stiefel putzen.« Turon grinste breit und nahm die Bürste.
Ich musste mich zusammenreißen, als er damit den Schlamm fast in der ganzen Werkstatt verteilte. Ich zuckte nicht einmal zusammen, als ein Klacks auf meiner guten Firnisbürste landete. Behutsam legte ich den Hobel nieder und ging zu ihm hinüber.
Rissa lächelte, sie ging hinaus und schloss die Tür hinter sich, ließ mich mit dem Jungen allein. Turon war groß gewachsen für einen kyphrischen Burschen, fast so groß wie ich.
»Du willst Schreiner werden?«
»Ja, Meister.« Er grinste, es war ein breites, williges Grinsen ... und ein leeres.
»Woher weiß du, dass du mit Holz arbeiten willst?«
»Ich mag Holz. Es riecht so gut, wenn es geschnitten wird, und so glattes Holz wie das da ist weich wie Mädchenhaut.« Er zeigte auf den Schreibtisch.
Ich gab ihm das Kirschholzstück und seine Finger strichen darüber. »Was ist das?«
»Gutes Holz, hartes Holz, man kann viele Dinge daraus machen?«
»Es ist zu klein, um viele Dinge daraus machen zu können.«
»Man könnte eine Flöte daraus bauen. Ich habe eine geschnitzt. Seht her.« Er holte eine grobe, hölzerne Flöte heraus und wedelte damit herum.
»Gewöhnlich fertige ich größere Sachen an.«
»Ja, ich sehe die Stühle.« Seine schmutzigen Finger berührten sanft die Rundungen von Werfels Stuhl und ich versuchte, nicht zusammenzufahren. »Der ist schön. Stasel hat keine solchen Stühle.«
»Die meisten Menschen besitzen keine solchen Stühle. Sie sind nicht ganz einfach herzustellen.«
Turons Blick verweilte auf dem Stuhl. Dann legte er die Flöte beiseite und seine Augen wanderten über den Holzboden. »Sogar der Boden ist sauber.«
»Eine Schreinerei sollte immer sauber sein.«
Er lächelte traurig. »Es tut mir Leid.«
Auch mir tat es Leid. Turon hatte zwar das Gefühl für Holz, aber nicht den nötigen Verstand. Wie konnte ich nur einen Lehrling finden, der Gefühl und Verstand besaß?
Nachdem Turon wieder hinausgestapft war, holte ich den großen Besen heraus und fegte den ganzen Dreck hinaus in den Hof. Dann fegte ich auch noch die Holzplanken, die zur Werkstatt führten. Ich hasste Schmutz im Haus oder in der Werkstatt – auch das hatte ich aus Recluce mitgebracht.
Rissa kam zu mir herein, als ich mit dem Fegen fertig war. »Er ist ein guter Junge.«
»Das ist er ohne Zweifel. Und er kann bestimmt hart arbeiten. Aber ...« Ich hielt inne. »Er könnte nie alles lernen, was er wissen müsste.«
»Es ist wohl nicht so einfach, Schreiner zu werden.«
»Nein.« Es ist niemals leicht, einen Beruf zu erlernen, geschweige denn gut darin zu sein. Ich leistete gute Schreinerarbeit. Nicht so gut natürlich wie Onkel Sardit und auch nicht immer so gut wie Perlot in Fenard, aber gut genug, dass es sich bereits herumgesprochen hatte. Gab es in der Welt so wenige Handwerker, die gute Arbeit leisteten und auch bereit waren, hart zu arbeiten, um vernünftige Ware herzustellen?
»Es ist schon traurig«, sagte Rissa langsam. »Die Guten besitzen keinen Verstand und die Schlauen wollen nicht arbeiten.«
»Manchmal erkennen die Schlauen erst später, dass sie arbeiten müssen.«
»Bestimmt nur die wenigsten.«
»Ich wollte früher auch nicht arbeiten.«
»Das glaube ich Euch nicht, Meister Lerris.« Sie runzelte die Stirn. »Armer Turon ... es ist traurig.«
Mir tat der Junge auch Leid, aber all mein Mitleid würde ihm nicht helfen, den Verstand zu erlangen, den er für diese Arbeit brauchte. Er hätte grobe Bänke bei Destrin herstellen können, aber ich
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