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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Tür zum Arbeitszimmer und schloss sie sofort wieder, nachdem wir eingetreten waren.
    »Seid gegrüßt. Wir haben nur wenig Zeit, ich muss mich noch herausputzen für unseren hochverehrten Gast.« Kasee steckte den Federkiel in den Halter und beugte sich über den mit Verzierungen überladenen Schreibtisch. Eines Tages würde ich meinen ganzen Mut zusammennehmen und ihr vorschlagen, einen angemessenen Schreibtisch für sie zu schreinern. Doch der Tag war noch nicht gekommen und da sie erst vor kurzem den Schrank bekommen und bezahlt hatte, wollte ich nichts überstürzen.
    Wie üblich, wenn uns Kasee in ihren Privatgemächern empfing, waren auch diesmal ihre schwarzsilbernen Haare ungekämmt und ein Tinten- oder Holzkohlefleck zierte die linke Seite ihrer Stirn. Ich vermutete, ihre Hofdamen und Kammerdienerinnen waren oft der Verzweiflung nahe, wenn sie sie für offizielle Anlässe herrichten mussten.
    »Ich bat dich herzukommen, Lerris, weil du den Ereignissen in Hydlen am nächsten standest und weil ...«, sie zuckte die Schultern, »ich glaube, dass du der Einzige bist, der wirklich helfen kann. Also, wir wissen nicht viel über diesen Gesandten. Es geht das Gerücht um, dass er ein Verbannter aus Recluce ist. Das könnte sogar stimmen, denn er ist nicht der einzige Gesandte, den der Kaiser nach Candar geschickt hat.«
    »Ist es nicht komisch, dass zwei Gesandte um den halben Globus reisen?«, fragte Krystal.
    »Candar ist groß«, erklärte Kasee.
    Das stimmte wohl, aber ich befürchtete, dass sehr bald noch sehr viel mehr Menschen hereindrängten.
    »Dann ist da noch die Sache mit Freistadt ...«, fügte Krystal hinzu.
    »Ich hatte eigentlich gedacht, dass Berfir mit seinen Raketen Colaris einfach überrollen würde«, gab Kasee zu, »besonders nachdem er auch noch Truppen aus dem Süden heranziehen konnte. Wahrscheinlich wäre es ihm auch gelungen, wenn nicht diese Langstreckenkanonen plötzlich ins Geschehen eingegriffen hätten, und dieses Ding, das einen Beobachtungskorb in der Luft schweben lässt, der die Kanonenkugeln zu lenken scheint.« Sie nahm die Schreibfeder und kaute darauf herum.
    »Die Beschreibung klingt nach einem Ballon. Solch ein Ballon wurde in den alten Büchern erwähnt.« Ich sah zu, wie ein Tropfen Tinte auf der Kladde landete, und wunderte mich, dass die grüne Seide des Autarchen verschont blieb.
    »Die Truppen von Colaris schießen nun auch mit Gewehren«, fügte der Autarch hinzu.
    »Gewehre? Aber kann nicht jeder drittklassige Magier das Pulver entzünden?«
    »Sie verwenden Stahlpatronen. Es braucht schon einen erstklassigen Magier, um sie explodieren zu lassen, und da jede einzeln in Stahl verpackt ist ...«
    Jetzt verstand ich. Es handelte sich praktisch um Miniaturraketen. Ein Kampf mit Schwertern gestaltete sich schwierig, wenn man gegen Truppen kämpfte, die aus der Entfernung angreifen konnten. »Was ist mit Bogenschützen?«
    »Ein guter Bogenschütze ist genau so viel wert wie ein Soldat mit Gewehr und vielleicht sogar der bessere Schütze. Aber es dauert länger, viel länger, um einen Bogenschützen auszubilden«, erklärte Krystal. »Außerdem kann ein Einzelner viel mehr Patronen als Pfeile mit sich führen.«
    »Kommen die Gewehre aus Hamor?«
    »Von wo sonst? Sie stellen die Patronen mit Hilfe von dampfbetriebenen Maschinen her.« Kasees Blick fiel auf eine Schriftrolle, die auf dem Schreibtisch lag. »Das habe ich von den Händlern erfahren.«
    »Woher stammt der Ballon?«
    »Von dem neuen Magier aus Sligo. Dieser Sammel wohnt nicht weit von Freistadt und Montgren entfernt – auch nach Certis ist der Weg nur kurz. Alle möglichen neuen Formeln sind ans Tageslicht gekommen, alles ist sauber und ordentlich mit Tinte niedergeschrieben. Viel Gold ist in seine Taschen geflossen und wir wissen, dass einige dieser Formeln sogar bis nach Hamor gelangt sind – unter anderem auch die Formel für die Verbesserung der Kanonen. Die Patronen hat Hamor selbst entwickelt.«
    Krystal sah mich an. »Wie kann so etwas geschehen? Warum zerreißt das Chaos sie nicht in tausend Stücke?«
    Ich konnte nur ahnungslos die Achseln zucken. »Ich weiß es nicht. Wenn man geordnetes Material klein genug zerstückelt, kann das Chaos es nicht so leicht sprengen. Bei den Patronen haben die Hamoraner sich dieses Prinzip zunutze gemacht. Vielleicht kann auch gute Bearbeitung, wie zum Beispiel solide Schreinerarbeit, das Chaos abhalten. In der Theorie mag das zutreffen. Aber ich kann es nicht mit

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