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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Herbst wahrscheinlich auch, sagt unsere altehrwürdige Großmutter.«
    »So alt bin ich noch lange nicht«, schnauzte die ältere Frau in Gelb Barrabra an. »Man muss schon ein rechter Dummkopf sein, wenn man nicht weiß, dass auf einen langen Winterregen immer ein trockener Sommer und ein noch trockener Herbst folgen. Die Wolken können nicht mehr Regen tragen.« Sie wandte sich an mich. »Hab ich nicht Recht, Meister Magier?«
    »Jede Wolke kann nur eine bestimmte Menge an Wasser aufnehmen, aber die Winde und Ozeane bestimmen, wie viele Wolken entstehen.« Ich wollte ihr nicht widersprechen, aber die Wolken allein konnten die Antwort nicht liefern.
    »Die Winde, sie kommen aus dem trockenen Norden und nicht aus dem feuchten Süden. Also gibt es keinen Regen.« Rechthaberisch nickte die Alte in die Runde.
    Nach dem Essen saß ich allein im dunklen Säulengang.
    »Meister Magier?« Barrabra stand unter einem Bogen hinter mir.
    Ich deutete auf die Bank mir gegenüber. »Bitte, setz dich doch.«
    »Ich störe nur ungern ...«
    »Bitte, setz dich.«
    Ein Vogelruf hallte durch die Nacht, ich lauschte, doch der Vogel verstummte.
    »Du bist traurig?« Sie strich sich das Haar zurück und ich bemerkte, dass sie die grünen Kämme nicht mehr trug. »Die Kämme – Niklos hatte sie mir geschenkt.«
    Nach einer Pause antwortete ich. »Es tut weh, hierher zurückzukommen. Als ich das letzte Mal hier war, sangen die Menschen und lachten. Und jetzt ... Du bist unglücklich und ich habe nicht unwesentlich zu dieser Traurigkeit beigetragen.«
    »Aber du bist gekommen.«
    »Ich hätte schon früher kommen sollen.«
    »Du bist so früh wie möglich gekommen, mehr können wir von einem großen Magier nicht erwarten.« Erneut strich sie sich das lange Haar aus dem Gesicht und ich dachte an die grünen Kämme von Niklos; ich wusste, sie würde sie nie wieder tragen.
    »Ich bin kein großer Magier. Ich bin nur ein Mensch – noch nicht einmal sehr alt –, der das Richtige tun will. Das ist schwierig, weil niemand mir sagen kann, was richtig ist. Wenn wir ehrlich sind, stellt jeder seine eigene Vorstellung von Richtig und Falsch ständig in Frage.« Ich schnaubte. »Doch ich muss handeln und damit beginnt der Schmerz für die anderen.«
    »Du bist älter, als du denkst. Das, was du tust, wird dich noch vor deiner Zeit älter und weiser machen. Niklos und ich hatten Zeit, jung zu sein. Ich fürchte, diese Zeit wirst du nie haben.« Sie seufzte. »Ich war wütend auf dich, doch dann sah ich dich und die Gesichter derer, die mit dir gekommen sind. Jetzt ist meine Wut verflogen und ich bin froh, dass ich so lebte und liebte, wie ich es getan habe, und ich bin sogar froh, dass Shervan bei dir war.« Sie stand auf und strich sich die Bluse glatt. »Und Pendril. Und auch Niklos. Sie mussten nicht die Last tragen, die du zu tragen hast.« Sie lachte sanft und leise. »Ich hoffe, du weißt noch, was es bedeutet, jung und verliebt zu sein. Die Jahre sind kurz und für die Mächtigen noch kürzer.« Sie machte einen Schritt nach vorn und fügte hinzu: »Schlaf, so lange du noch Zeit dazu hast, großer Magier.«
    Lange saß ich noch in der Dunkelheit und dachte über ihre Worte nach. Ich – ein großer Magier? Barrabra verhielt sich, als lastete das Schicksal Candars auf meinen Schultern. Ich musste aber doch nur die Magierstraßen versperren, um Kasee und Krystal Zeit zu verschaffen, damit sie einen neuen Plan ersinnen konnten, um die Eroberung Candars zu verhindern. Mehr nicht.
    Als ich mich auf der schmalen Pritsche in der kleinen Kammer niederlegte, spürte ich wieder das Rumoren des unterirdischen Chaos und den näher rückenden Chaos-Magier. Sogar die Berge schienen sich in der Dunkelheit zu bewegen. Bald fiel ich in einen traumlosen Schlaf; keine silberhaarige Druidin bot mir Rat an, das Chaos verschonte mich und darüber war ich froh.

 
LXXXVIII
    Östlich von Yryna, Gallos [Candar]
     
    D as leise Gemurmel und Waffengeklirr der wartenden Soldaten hallt gedämpft durch die tiefe Schlucht. Riesige Felsen, herabgestürzt von der Steinwand links neben der Straße, blockieren die Schlucht. Die alte Pflasterstraße verschwindet unter dem Steinhaufen.
    Hinter den Truppen erstreckt sich über etwa fünfzig Meilen die Schlucht, durch die die große Osthorn-Straße verläuft. Behauene Steine pflastern den Weg zwischen den Fundamentsteinen, die die jeweiligen Straßenabschnitte markieren. Jeder Abschnitt zieht sich gerade wie ein Pfeil hin und viele

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