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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Käse und Trockenkekse. Dayala teilte mit uns getrocknete Früchte, die ich noch nie gesehen hatte.
    Dann wanderten Justen, Weldein, Dayala und ich die Straße hinunter. Justen blieb nach jedem zweiten Schritt stehen und studierte jeden Grashalm eingehend. Wir gingen fast drei Meilen hinunter und wieder zurück.
    Alle hundert Ellen ließ Justen mich Tiefe und Stärke des Chaos überprüfen. Danach sah ich mich nicht mehr in der Lage zu unterscheiden, was anstrengender für mich war – das Fühlen oder der Marsch. Als wir schließlich unseren Lagerplatz wieder erreichten, ließ ich mich erschöpft ins Gras fallen.
    Dayala sank neben mir nieder. Noch immer konnte ich kaum glauben, dass sie nur barfuß ging und es ihr nichts ausmachte.
    »Krystal riet mir, mit Euch zu reden.«
    Sie lächelte und ließ mir Zeit, so wie ich es von einer Druidin erwartet hatte.
    »Sie glaubt, ich verfange mich zu sehr in dem Wunsch nach Heldentum; aber ich möchte gar kein Held sein. Zumindest glaube ich das.«
    Nach langem Schweigen sprach Dayala schließlich.
    »Oft begreife ich die Menschen nicht, Lerris. Das mag daher rühren, dass ich das Lebensgefüge sehe, und das kann nicht lügen. Die Menschen täuschen sich lieber selbst, als dem Schmerz ins Gesicht zu sehen, und diese Täuschung führt zu Gewalt. Gewalt führt zu Schmerz und Schmerz wiederum zu noch mehr Täuschung und Gewalt.« Dayala erhob sich, noch bevor ich etwas sagen konnte. »Ich muss nachdenken und das solltest du auch tun. Deine Fragen werden erst mit Sinn erfüllt, wenn wir Erfolg haben.«
    Während ich noch über Dayalas Worte grübelte, rief mich Justen. »Lerris? Kannst du einen niedrigen Damm dort errichten?« Justen zeigte hinunter auf die Verengung der Schlucht.
    »Vielleicht. Wie hoch?«
    »Nur so hoch, dass es ohne Chaos machbar ist – auch nicht durch Ordnungs-Kanäle heraufbefördert.«
    Ich runzelte die Stirn. Das gestaltete die Sache schon schwieriger. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Das bedeutete, ich musste das Ordnungs-Gefüge in den Felsen an die richtige Stelle verlagern. Dennoch, wenn ich eine Kraft verstärkte, veränderte das die andere ...
    Ich ließ meine Sinne durch Gestein und unterirdische Pfade wandern, versuchte, ein Gefühl für die Bodenbeschaffenheit zu bekommen. Schließlich entdeckte ich einige Wasseradern und unterirdische Höhlen. Ich beherzte Justens Rat, behutsam vorzugehen, und stupste nur hier und dort ein wenig an, zwang mich zu geringen Bewegungen. Es dauerte eine Weile, doch dann glitten die Steine in die Schlucht. Größere Felsen folgten, dann Lehm und noch mehr Gestein.
    Schließlich sammelte ich meine Sinne wieder und setzte mich auf einen Stein, schwitzend.
    »Hier.« Dayala reichte mir eine Wasserflasche und einige Kekse. »Es ist fast Mittag.«
    Ich fragte nicht, woher sie das wusste. Ich trank einfach und aß.
    »Du bist sehr sanft vorgegangen«, sagte sie. »Justen ist sehr zufrieden. Das Wasser steigt bereits und noch bevor sie kommen, wird sich dort unten ein kleiner See gebildet haben.«
    »Aber es ist nicht genug Wasser, um sie zu ertränken.«
    Ein düsterer Schleier legte sich über ihr Gesicht. »Derartige Freundlichkeiten können wir uns nicht leisten.« Sie schauderte.
    Auch mir lief ein kalter Schauder über den Rücken. Dann aß ich ein großes Stück Käse und unternahm einen kurzen Spaziergang in den Wald.
    Justen wartete bereits auf mich, als ich zurückkam.
    »Vielleicht kannst du feststellen, wann sie diese Kurve dort erreichen werden.«
    Ich setzte mich wieder auf den Felsbrocken und dehnte meine Sinne aus. Viele tausend Schritte hallten durch den Boden bis zu den Hufen ihrer Späher, die das Heer anführten. Wie viele Züge? Mehrere hundert, so schien es, denn die Truppen marschierten auf einer Strecke von zwei Meilen auf der verschlungenen Straße vorwärts.
    Justen sah mich erwartungsvoll an, als ich die Augen aufschlug.
    »Am frühen Nachmittag. Die Truppen reihen sich auf einer Länge von zwei Meilen aneinander.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Wirst du den See in kochendes Wasser verwandeln?«
    »Etwas in der Art«, gab Justen zu, »vielleicht noch schlimmer.« Er hielt inne. »Lerris, lass mich das erledigen. Sieh mir zu – mit deinen Sinnen –, aber unternimm nichts. Greif erst ein, wenn ich versagen sollte.«
    »Woher weiß ich das?«
    »Ich werde tot sein; selbst du wirst das erkennen.«
    Ich erwiderte nichts darauf, ich erkannte, dass die Bitterkeit der Worte seiner eigenen Angst

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