Kampf Dem Chaos
ihnen plätscherte das Wasser sanft an die Grundmauern des Turms.
Hinter ihnen stand nur eine Handvoll Soldaten. Krystal hatte den Rest der Truppen hinauf zum Steilufer abkommandiert, von wo aus sie bei Bedarf schnell angreifen konnten. Gunnar hätte seine Stürme auch von den Klippen dirigieren können, doch die Festung bot einen besseren Aussichtspunkt. Sollte die hamorische Flotte entdecken, von wo aus Gunnar und Tamra die Winde lenkten, würden auf diese Weise Truppen nicht gefährdet, die sich hinter soliden, mit Grassoden getarnten Erdwällen verbargen. Es gab ohnehin nicht genug kyphrische Truppen.
Keiner der beiden Magier sprach ein Wort. Die Sinne nach Süden ausgedehnt, fühlten sie die Winde und Luftströme, versuchten, die Anzahl der Stahlschiffe auszumachen, die mit voller Kraft auf Ruzor zuhielten.
»Sie sind noch gut fünf Meilen entfernt«, sagte Tamra und musste ihre Augen erst wieder an das normale Sehen gewöhnen. »Sie richten die Breitseiten noch nicht auf den Hafen. Wie weit reichen ihre Kanonen?«
»Fünf Meilen, vielleicht auch weiter.«
»Oh ...«
Gunnars Augen wurden abermals glasig. Tamra wartete zuerst, dann folgte sie Gunnar mit ihren Sinnen.
Nach einer Weile berührte Gunnar ihre Schulter. »Jetzt drehen sie bei.«
»Wie lange wird es noch dauern bis zum Angriff?«
»So lange bis sie sicher sind, dass die Kugeln treffen.« Gunnar lächelte schief. »Es wird Zeit.«
»Für was?«
»Die großen Winde zu rufen, sozusagen.« Gunnar streckte seine Schultern.
»Wie unterscheiden sie sich von den normalen Winden?«, fragte Tamra und versuchte, einen Blick von Gunnar zu erhaschen.
»Folge mir einfach. Ich kann es nicht mit Worten erklären. Das konnte ich noch nie. Nicht einmal bei Lerris und Martan.«
Tamra runzelte die Stirn, nickte jedoch.
»Wir müssen die Stürme erheben, noch bevor die Schiffe uns zu nahe kommen. Ich möchte nicht mitten im Kanonenfeuer stehen.« Gunnar fuhr sich mit der Hand durch das blonde Haar, der leichte Wind brachte es jedoch sofort wieder in Unordnung.
»Könnt Ihr einen Sturm auf sie lenken, bevor sie nahe genug herangekommen sind, um zu schießen?«, fragte Tamra.
»Nein. Ein solcher Sturm besäße nicht die Gewalt, um das zu tun, was nötig ist. Die Bucht wird ihr Gefängnis sein. Sieh mir nur zu und gebrauche deine Sinne. Auch du wirst das eines Tages tun müssen.«
Der Luft-Magier lehnte sich nach vorn, sodass seine verschränkten Arme auf der uralten Steinbrüstung ruhten, und schickte seine Sinne hinaus aufs Meer und gen Himmel.
Tamra stützte sich gleichermaßen auf die Mauer und folgte dem älteren Magier. Selbst die niedrigeren Winde schienen gegen ihre Gedanken anzukämpfen, wollten sie niederdrücken auf die Schaumkronen.
Mit aller Kraft gelang es ihr, Gunnar bis hinauf in die Kälte hoch über dem Hafen zu folgen, weit über die warmen Lüfte Kyphros' hinaus. Die Kälte des Himmels drang in sie ein wie eine Eisklinge und ihr Körper zuckte zwei Mal; einmal, als sie die eiskalte Macht der Winde spürte, und das zweite Mal, als Gunnar seine Sinne um diese Windkräfte schlang.
Ihre Gedanken drohten über ihr zusammenzuschlagen, als sie versuchte, diese kalte Macht damit zu umfassen. Ihr Verstand fühlte sich taub an, so taub wie ein Arm, der von einem Stab getroffen wurde. Immer wieder zwang sie sich hinauf und langsam gelang es ihr, ihre Macht in die frostigen Luftströme einzuschleusen.
Unter Gunnars Einfluss tauchten die Winde ab, bäumten sich noch einmal gen Himmel auf, und fielen schließlich hinunter aufs Meer. Tamra brachte die eigenen Winde zusammen mit Gunnars Stürmen zur Erde.
Die ersten kühlen Windstöße kräuselten das Wasser des inneren Hafens, die ersten Schaumkronen entstanden. Das leichte Plätschern schwoll an zu ellenhohen Wellen, die gegen den Wellenbrecher tosten. Salziger Nebel umgab die schweigenden Gestalten auf dem Turm. Keiner bewegte sich, keiner sprach und die Winde wurden stärker und stärker.
Hinter dem Wellenbrecher türmten die Stürme die niedrigen Wellen zu vier Ellen hohen Ungetümen auf. Die Gischt sprühte über den Wellenbrecher auf den Hafen und die wartenden Truppen.
Der erste hamorische Kreuzer stampfte durch die schweren Wellen der äußeren Bucht auf den Wellenbrecher zu, noch immer einige Meilen entfernt. Ein Geschützrohr hob sich und eine Rauchwolke folgte. Ein zweiter Dampfer folgte dem Beispiel, dann ein dritter.
Die erste Kugel landete eine halbe Meile vor der Festung, die auf
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