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Kampf Dem Chaos

Titel: Kampf Dem Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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maße mir gar nichts an.« Dyrsse richtet sich auf. »Wir werden all Eure Schiffe brauchen, um die wenigen Schwarzen Schiffe und die Stadt Nylan zerstören zu können. Aber wenn das erledigt ist ...«
    »Und mit welcher Taktik werden wir solch eine schwierige Großtat angehen?« Stupelltry hält für einen kurzen Augenblick inne, bevor er Dyrsse weiter bedrängt. »Ihr seid so verbissen ...«
    Dyrsse ignoriert die Ironie, die in den Worten mitschwebte, und beugt sich vor. »Seine Majestät Stesten ist der Lehnsherr von Afrit, Herrscher über die Meerespforten und Kaiser von Hamor, dem mächtigsten Kaiserreich in der Weltgeschichte. Und trotz dieser Macht wurden wir zwei Mal in Candar und zuvor in Recluce gedemütigt. Unsere Händler müssen sich noch immer Handelsgesetzen unterwerfen, die Recluce sich ausgedacht hat. Diese unsichtbaren Schwarzen Schiffe haben über die Jahre hinweg zahllose Handelsschiffe versenkt, die nur geringfügig gegen Gesetze verstießen, welche von einer winzigen Insel erlassen wurden. Zu wessen Vorteil wurden diese Gesetze wohl ausgelegt? Zum Vorteil der Schwarzen Insel natürlich.
    Candar ist voller Streit, Weißer Chaos-Magie und Gewalt. Die Menschen leben in panischer Angst vor ihren Herrschern. Vergleicht das mit Afrit, wo niemand Krieg oder Invasion fürchten muss. Und wer schürt diese Angst? Kein Geringerer als die Schwarze Insel.«
    Dyrsse hält inne. »Seid Ihr sicher, dass Ihr keinen Wein mögt?«
    »Nein, danke.«
    »Wie Ihr wollt.« Der Marschall beugt sich wieder vor. »Ihr fragt nach Taktiken. Auch die raffinierteste würde hier nichts nützen. Das einzig wirksame Mittel sind tausende von Eisengeschossen, die gleichzeitig auf Nylan niedergehen. So einfach ist das ... oder so kompliziert. Seht Ihr Euch dazu in der Lage, Flottenkommandant Stupelltry? Könnt Ihr Eure Schiffe nach Nylan bringen, durch die schwersten Stürme, die Ihr je erlebt habt, und die Stadt mit Kanonenkugeln in Grund und Boden stampfen, zu Stein und Kiesel zertrümmern?« Dyrsse holt Luft. »Das ist es, was der Kaiser braucht. Das ist unsere Pflicht, die Pflicht, die mir Seine Majestät, Kaiser Stesten, persönlich auferlegt hat – Nylan zu schwarzem Kies zu zermalmen.«
    »Ich bin Flottenkommandant und kein Steinbrecher.«
    »Nein ... Ihr und ich, wir sind die Steinbrecher des Kaisers ... und wenn wir versagen, werden wir zermalmt werden.«

 
CX
     
    I ch kehrte noch am selben späten Nachmittag zu Dayala zurück. Wieder saß ich auf dem Hocker und sah die Druidin an, die es sich im Schneidersitz auf dem Fußboden bequem gemacht hatte und mir ihr offenes Gesicht zuwandte.
    »Ich habe keine Wahl.« Bei all dem Gerede um Ehrlichkeit war mir bewusst geworden, dass ich ohnehin nicht lügen konnte. Ich hatte wirklich keine Wahl, wenn ich mit mir selbst leben wollte.
    Sie blickte mich mit ihren tiefgründigen Augen an und meine Zunge schien anzuschwellen.
    »Na schön, sogar Bergpferde haben eine Wahl. Aber ich will nicht enden wie Sammel, er hatte es sich nicht mehr aussuchen können.«
    Dayala wendete ihren Blick nicht ab von mir und schwieg.
    »Was soll ich denn tun? Ich habe gesehen, was eine derartige Macht anrichten kann. Ich weiß, dass ich die Fähigkeit besitze, eine große Macht anzuzapfen. Soll ich Euch, Krystal und Justen auf Knien anflehen und anbetteln? ›Bitte rettet mich. Rettet mich vor mir selbst.‹ Ich wette, Justen bettelte nicht.«
    Ich fühlte eine tiefe Traurigkeit in der Druidin, aber ich wartete.
    »Nein. Er und Creslin wurden gezwungen. Sie hatten keine Wahl.«
    »Und Ihr? Habt Ihr Justen gezwungen? So wie Ihr jetzt mich zwingen wollt?«
    »Ich konnte wählen. Justen musste ein Lebensband knüpfen. Ich wollte diejenige Druidin sein.«
    »Sie hat mir auch das Leben gerettet«, fügte Justen hinzu, der gerade das Zimmer betrat. »Mehr als ein Mal. Und sie musste viel Schmerz erleiden, weil ich nicht verstehen wollte.« Er lachte. »Wie du, Lerris. Es muss in der Familie liegen. So wie der eigennützige Stolz.«
    Er sah mich an und ich musste meinen Blick abwenden.
    »Du redest dir ein, dass du so handelst, weil du gut bist, Lerris. Du hast ein gutes Herz, aber du tust es auch, um dafür gelobt zu werden, was Gunnar nie getan hat, weil du nicht vollkommen warst. Gunnar konnte dich nicht loben, weil er selbst nie vollkommen war, und ich habe ebenfalls Schwierigkeiten damit, weil ich es auch nicht bin. All das bezeichnet man als Selbsttäuschung. Warum kannst du Krystal nicht sagen, dass

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