Kampf Dem Chaos
übernehmen.«
»Der Autarch hat dich geschickt? Also gut.«
Ich krempelte die Ärmel hoch. »Ich verlange nichts. Ich will gar nichts. Sie bezahlt meinen Lohn und gibt mir zu essen. Ich will euch nur helfen, das Hafenviertel wieder aufzubauen.«
»Warum?«, fragte ein kahler Bursche, noch jung an Jahren.
»Sie sagte mir – nun ja, nicht sie selbst, aber eine Frau mit Namen Krystal sagte mir –, je eher der Hafen wieder aufgebaut ist, desto eher wird der Handel wieder florieren und sie wieder Zölle erheben können. Aber ich bin kein Steinmetz oder Zimmermann.«
Die zwei Männer sahen sich an. Der Ältere der beiden zuckte mit den Schultern. »Also gut. Wie willst du den wieder richten?« Er zeigte auf den zerbrochenen Rahmen, der halb aus der Mauer gerissen war.
Ich studierte den Schaden. »Die Holzteile sind noch brauchbar, nur die untere Leiste nicht und die Mittelstrebe. Ich könnte ein Stück aus den kurzen Holzstücken dort herausschneiden, sie mit diesen stützen ... Aber es wäre vermutlich besser, ich nähme das Fenster zum Reparieren ganz heraus.«
»Wo?«
»Gleich hier?«
»Dann fang an.«
Das tat ich auch. Ich konnte die Holzteile zwar nicht so genau auf Gehrung zurichten wie in meiner Werkstatt, aber das Pinien- und Kiefernholz ließ sich leicht sägen. Der erste Rahmen war schnell fertig. Der zweite stellte mich schon vor größere Schwierigkeiten, weil die seitlichen Rahmenteile zerbrochen waren, was ich erst später bemerkte. Ich ersetzte die Holzstücke also und musste zusätzlich die Nut für den Glaser ausmeißeln. Auch musste ich meist Nägel verwenden, denn alle Teile mittels Schwalbenschwanzverbindungen zusammenzufügen hätte eine Ewigkeit gedauert.
»Saubere Arbeit, mein Freund.« Ein weißbärtiger Mann blieb neben mir stehen. Er hatte die Vorderfront des Schiffsausrüsters gemauert. »Kenne dich gar nicht.«
»Ich komme aus Kyphrien«, verriet ich ihm.
»Hilfst du mir als Nächstes?«
»Gern. Ich kann aber immer nur eine Sache machen und außerdem könnte man mich jederzeit in die Kaserne zurückrufen.«
»Also ... wenn es geht ...«
Ich nickte nur, denn ich musste mich auf die Nut konzentrieren.
Der weißhaarige Mann rieb sich die Stirn. »Fürchterliches Durcheinander. Nichts bleibt uns erspart ... auch gar nichts ... aber immer noch besser, als die Sonnenteufel hier zu haben.«
»Manchmal wundert man sich.« Ich war mit der ersten Nut fertig und begann mit der zweiten, sodass die Nuten des Ersatzrahmens, den ich durch eine Schwalbenschwanzverbindung mit dem Rest des Rahmens verbunden hatte, sich genau an die Nuten des alten Rahmens fügten. Das Holz passte nicht zueinander, denn ich arbeitete an einem alten Stück Zedernholz und der ursprüngliche Rahmen bestand aus Pinie, aber es würde ohnehin gestrichen werden.
»Mich wundert überhaupt nichts mehr. Mein Großvater ist vom Schiff gesprungen, so wie jeder vom Schiff springen würde, von einem kaiserlichen Schiff, einfach über die Reling ins Meer. Andernfalls schicken sie dir die Wachen nach und sperren dich noch auf der Pier ein. Er behauptete, er könne nicht schwimmen, und sie ließen ihn. Er hätte es beinahe nicht geschafft, doch nur beinahe, sonst wäre ich nicht hier.« Er schüttelte den Kopf. »Keine Stelle des Meeres eignet sich zum Hineinspringen ... Aber ich möchte auch nicht dort leben und ich möchte mir auch nicht sagen lassen, wie ich leben soll. Muss zurück an die Arbeit. Die Ziegel gehen nicht allein zurück an ihren Platz. Ich habe deinen Namen nicht verstanden, Junge.«
»Lerris.« Ich hatte bereits mit dem dritten Rahmen angefangen, da ich Hilfe brauchen würde, um die ersten beiden mit Hilfe von Keilen wieder einzusetzen.
»Lerris? Das ist kein kyphrischer Name.«
»Nein«, gab ich zu.
»Bist du ein Zimmermann?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich bin Schreiner. Ich stelle Dinge wie Tische, Stühle und Schreibtische her ... aber wo ich schon einmal hier bin, dachte ich, ich könnte beim Wiederaufbau helfen.«
»Du hast gesagt ...«
Die zwei Männer auf dem Dach hörten uns nun zu.
»Das war nur die halbe Wahrheit. Ehrlich gesagt bin ich der Gemahl der Kommandantin und Schreiner.«
Der Weißhaarige starrte mich an. »Du bist nicht zufällig der Magier, oder?«
»So sagt man, aber eigentlich bin ich Schreiner.«
»Goodsa, hör endlich auf, ihn von der Arbeit abzuhalten«, rief der Mann mit dem lockigen Haar vom Dach herunter. »Es ist mir völlig egal, wo er herkommt. Er hat schon zwei
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