Kampf Dem Chaos
Stürme erheben und dass Lerris mit Hilfe der Ordnung Chaos entfesselt, um damit Recluce zu verteidigen.«
Tamras Mund klappte auf und sie schloss ihn wieder. Sie wurde blass.
Ich sah meinen Vater an und er reichte mir den Brief. Der Kern der Bitte stand am Ende des Briefes in wenige Wörter gefasst, unter all den blumigen, leeren Floskeln.
... Wir können nicht von Euch verlangen, nach Recluce zurückzukehren, um uns bei der Verteidigung der Ordnung zu helfen, aber der Rat würde es hoch zu schätzen wissen, wenn Ihr, und alle anderen, die Ihr vielleicht dafür gewinnen könntet, wie den Magier Justen und Lerris und Tamra, Euch dazu entschließen könntet, die letzte Bastion der Ordnung gegen den Ansturm der dunklen Schiffe aus Hamor zu verteidigen ...
»Du musst nicht gehen. Auch Tamra nicht«, sagte mein Vater. »Weder Recluce noch ich haben euch gut behandelt.«
Ich betrachtete sein Gesicht, das Alter und die Anspannung darin, und fragte mich, wie ich der Meinung gewesen sein konnte, dass ich ihm gleichgültig wäre.
»Das ist nun nicht mehr wichtig«, antwortete ich schließlich und mir wurde plötzlich klar, dass die Vergangenheit nicht zählte. Trotz der Fehler, die Recluce begangen hatte, trotz der Fehler meines Vaters – ich fragte mich bereits, ob es wirklich Fehler gewesen waren – sah ich mich nicht wirklich vor eine Wahl gestellt. Wenn Recluce Hamor nicht besiegte, würde Kyphros fallen und all das Gute zunichte gemacht werden, das Kasee und Krystal vollbracht hatten.
Recluce hatte sich früher auch in Candar eingemischt, meist, um wirklich böse Herrscher zu stürzen, und Justen hatte getan, was er konnte. Nein ... vollkommen richtig hatte Recluce noch nie gehandelt, manchmal noch nicht einmal gut, und dann wieder hatten sie es gar unterlassen, etwas zu unternehmen ... doch verglichen mit dem, was ich bereits erlebt hatte ... blieb mir keine Wahl.
Ich wandte mich an Krystal. »Wie denkst du darüber?«
»Du hast Recht, ich gehe auch«, sagte Krystal.
»Hältst du es für gut?« Ich wollte sie nicht verletzen, und schon gar nicht verlassen.
»Ich denke genauso wie du – und«, fügte sie sanft hinzu, »von jetzt an werden wir beide leben oder beide sterben.«
Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich fühlte ihre innerliche Zerrissenheit genauso stark wie meine und ich ergriff ihre Hand. Da spürte ich es noch stärker. Wir sahen einander nur an.
Im Speisesaal herrschte Stille.
»Wenn wir gewinnen«, beeilte sich Krystal zu sagen, während sich unsere Hände noch immer berührten und ich ihre Leidenschaftlichkeit fühlte, »dann hat Kasee keine ernsthaften Sorgen mehr. Wenn wir verlieren, wird Hamor nichts mehr aufhalten.«
»Gar nichts?«, fragte Tamra, während sie sich Justen zuwendete.
Krystal beugte sich zu mir herüber und flüsterte: »Ich liebe dich. Das Erste, was du für mich getan hast, brachte dich fast ums Leben. Das Zweite ließ dich um mehr als zehn Jahre altern. Ein drittes Mal werde ich dich nicht allein gehen lassen.« Sie hielt für einen Augenblick inne und blickte mir in die Augen. Dann sprach sie in normaler Lautstärke weiter. »Sogar dein Vater hat verstanden. Er wollte mich hier haben.« Sie lächelte. »Du wirst nicht mehr der einzige Held sein.«
Nach einem Augenblick der feierlichen Stille fragte Tamra: »Wie werden wir nach Recluce gelangen?«
Mein Vater räusperte sich und das einsetzende Gemurmel verstummte sogleich wieder. »Ich habe den Kapitän gefragt, ob er uns mitnimmt, aber er schien nicht sehr erpicht darauf zu sein. Er sagte, dass der Rat bereits ein nordlanisches Schiff angeheuert hätte, das hier anlegen und uns nach Recluce bringen würde.«
»Noch immer ängstlich, selbst nach all den Jahren«, schnaubte Justen, »als könnte ich nicht einen genauen Plan der Dylyss aus dem Gedächtnis aufzeichnen. Viel hat sich in all der Zeit an den Schwarzen Schiffen nicht geändert.«
Manchmal konnte ich es kaum glauben, dass Justen einmal ein Schwarzer Ingenieur gewesen war, besonders wenn er sich wie ein nörglerischer Onkel aufspielte und nicht wie ein Magier, der Schwarze Kriegsschiffe gebaut hatte. Er hatte schließlich die Maschinen entwickelt, die Fairhaven zerstört hatten, Maschinen, die bis jetzt noch niemand nachbauen konnte, wofür ich sehr dankbar war. Und doch hätte ich nie gedacht, dass solche Fähigkeiten in ihm schlummerten, als ich ihn in der Schenke in Howlett getroffen hatte.
»Wir müssen Kasee aufsuchen«, sagte Krystal
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