Kampf Dem Chaos
gemauert worden zu sein. Um wessen Kette es sich wohl handeln mochte? Wie lange lag sie schon zwischen den Steinen? Ich betrachtete nachdenklich die Mauer, fühlte das Alter und fragte mich, ob von uns allen nur Kettenglieder oder noch weniger übrig blieb. Ich schluckte und ging weiter.
Die Festung erwies sich als nicht so ruhig wie in meiner Erinnerung. Der Eisenhändler aus Spidlar hatte die heruntergefallenen Steine weggeschafft, um den Wellenbrecher für seine Wagen und Arbeiter zugänglich zu machen. Wie Ameisen krochen sie auf dem hamorischen Schiffsrumpf herum. Klirrende Hammerschläge hallten durch den Hafen.
Ich stieß mit dem Fuß gegen einen zerborstenen Stein und er klatschte ins Wasser. Was konnte ich tun? Ich meinte, was konnte ich wirklich unternehmen? Die Steine häuften sich auf dem Wellenbrecher und veranschaulichten das Leistungsvermögen der hamorischen Kanonen. Hunderte von Schiffen konnten genug Kugeln auf Nylan abfeuern, um die Stadt in einen Kieshaufen zu verwandeln. Draußen in den Osthörnern war ich nicht einmal in der Lage gewesen, einen Felsblock abzulenken, ohne beinahe zermalmt zu werden. Ich konnte es mir nicht vorstellen, Kanonenkugeln aufzuhalten.
Ich stieß einen weiteren Steinsplitter ins Hafenwasser und betrachtete den dunklen Schiffsrumpf, den die Mannschaft des spidlarischen Eisenhändlers auseinander nahm.
Bereits durch die Luft fliegende Kanonenkugeln konnte ich nicht aufhalten, das bedeutete, dass ich die Schiffe davon abhalten musste, die Kugeln abzufeuern. Aber wie?
Wieder ertrank ein Stein im Wasser. Ich schickte meine Sinne zu dem Schiffsrumpf im kalten Wasser. Ich zitterte. Die letzten Tage vor unserem Aufbruch schienen nicht auszureichen für das, was ich noch lernen musste.
CXVI
W ie vom Kapitän der Dylyss angekündigt, lief drei Tage später ein nordlanisches Schiff im Hafen von Ruzor ein. Bei der Königin Feydr handelte es sich wie bei der Eidolon, die uns nach Candar gebracht hatte, um ein älteres Schiff mit Schaufelrädern und blinkenden Messingtafeln.
»Unsere Schiffspassage wird vom Rat bezahlt«, sagte mein Vater, als wir die Pier entlanggingen.
»Sehr großzügig von ihnen«, nörgelte Justen. »Sie haben uns ja schließlich um Hilfe gebeten.«
»Das Schiff bringt uns allerdings nach Landende und nicht nach Nylan.«
»Das ist eine Fünftagesreise von hier, sie warten doch auf uns ...« Tamra ließ sich entrüstet darüber aus, wie dumm es vom Rat wäre, uns nicht einfach auf der Dylyss mitfahren zu lassen. Ich konnte die Entscheidung des Rates vollkommen verstehen, hielt sie zwar nicht für sonderlich weise, aber verständlich in Anbetracht ihrer Befürchtungen.
Ich dachte kurz an Gairloch, der im Stall der Kaserne in Ruzor zurückbleiben musste, da die Königin Feydr über keine Boxen verfügte und auch sonst über keinerlei Vorrichtungen für die Verschiffung von Pferden. Berli hatte versprochen, sich um Gairloch und Rosenfuß zu kümmern, mehr konnte ich nicht für ihn tun.
Als wir die Laufplanke hinaufgingen, begrüßte der Kapitän jeden Einzelnen von uns, doch die unterhaltsameren Bemerkungen bekam ich von der Mannschaft zu hören.
»... so viele verfluchte Magier habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen ...«
»... auf dieser Überfahrt verdienen wir uns eine extra Prämie ...«
»... sie ist eine Druidin ...«
»... eine Druidin? Oh, Mist ...«
»... drei Graue Magier.«
»... schlimmer als Mist, Murek.«
Es gefiel mir nicht sonderlich, schlimmer als Mist eingestuft zu werden, bestenfalls eine sehr zweifelhafte, Unterscheidung.
Tamra, Krystal, Haithen und ich teilten uns eine Kabine, während Justen und Dayala die kleinste für sich beanspruchten; Weldein, mein Vater und die zwei anderen Gardisten, Dercas und Jinsa, wurden in der dritten Kabine untergebracht.
Kaum standen wir an Bord, ließ der Kapitän die Leinen losmachen und die Schaufelräder begannen zu arbeiten. Mit tosendem Stampfen der Räder lief die Königin Feydr aus.
Seite an Seite standen Krystal und ich an der hölzernen Reling. Ruzor verschwand langsam am Horizont, der leicht beißende Rauch aus dem Schornstein nebelte uns ein.
»Bereust du es noch nicht, dass du mitgekommen bist?«
»Bereuen?«, fragte Krystal. »Doch. Aber wir gehören zusammen. Die Frage, ob ja oder nein, stellt sich nicht. Mir wäre lieber, wir könnten in Ruzor bleiben, aber das geht nicht. Hamor würde uns dort vernichten.«
Jetzt musste ich einen Weg finden, um die Hamoraner
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