Kampf Dem Chaos
und ihre Flotte zu zerstören.
»Ja.« Sie beantwortete meine unausgesprochenen Gedanken, was immer häufiger zwischen uns vorkam.
Mir schwebte schon ein Weg vor, wie ich es angehen könnte. Nur eine Vorstellung. Dazu würde ich jedes auch noch so kleine Stückchen geschmolzenes Eisen unter Recluce und dem Golf brauchen und zusätzlich die größte Sturmenergie, die mein Vater und Tamra freisetzen konnten. Für dieses Vorhaben würden wir mehr Glück brauchen als irgendein Mensch je gehabt hatte – und doch könnte es schiefgehen.
»Wir müssen tun, was getan werden muss«, bestärkte mich Krystal.
Nachdem die Königin Feydr die Bucht hinter sich gelassen hatte, setzte starker Seegang ein und Tamra hing über der Reling. Schon auf dem Weg von Recluce nach Candar war sie seekrank gewesen.
Diesmal stand ihr jedoch Weldein zur Seite. Im Gegensatz zu mir damals besaß er genug Feingefühl und schwieg, war einfach da. Der junge Sub-Offizier besaß Mut, so viel schien sicher. Ich hoffte nur, dass ihn seine Gefühle nicht zu sehr blendeten, denn Tamra verhielt sich oft nicht gerade liebenswürdig.
Justen und Dayala standen am Heck des Schiffes, der Wind zerzauste ihre Haare.
»Ich muss mit Dayala sprechen. Hast du etwas dagegen?«, wollte Krystal wissen.
Ich fühlte die Wichtigkeit und ihr Bedürfnis. »Nein. Nicht allzu viel.«
»Es betrifft auch uns, aber ich würde ...« Sie sagte die Wahrheit.
Ich musste lachen. »Geh schon.«
Sie ging an der Reling entlang zum Heck. Ich beobachtete die beiden Frauen, sie lehnten sich über die Reling und genossen die Meeresbrise und die Sonne. Dayala runzelte die Stirn über etwas und Krystal berührte ihren Arm. Schließlich nickte Dayala und lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln.
Die Druidin schien etwas zu erklären und ich wandte mich ab. Was immer es auch sein mochte, Dayala konnte es mit Sicherheit besser erklären als ich. Auch viel besser als Justen.
Justen hatte die beiden Frauen allein gelassen und ging nun an der Reling entlang. Neben mir blieb er stehen. »Wie geht es dir?«
»Du meinst wohl, wie ich vorankomme mit meinen Vorbereitungen zu Zerstörung und Unheil?«
»Vielleicht hilft es dir, wenn du es nicht ganz so negativ betrachtest.«
»Das tue ich nicht. Ich werde Unmengen von Eisen und Ordnung brauchen und einen Sturm und wer weiß was noch alles.«
Justen wartete.
»Ich glaube, ich könnte tun, was du getan hast. Nur werde ich Kanäle durch das Wasser ziehen müssen, wenn mein Vater Ordnungs-Stürme entfacht.«
»Für dreihundert Schiffe?«
»Ich dachte, ich verwende das Wasser, über das die Hamoraner segeln werden, als Chaos bindendes Mittel.«
»Über das sie mit Dampfkraft fahren werden«, korrigierte mich Justen, dann legte er die Stirn in Falten. »Es könnte gehen. Aber wir brauchen sehr, sehr viel Ordnung dazu.«
Da musste ich ihm beipflichten, ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie viel Ordnung.
»Wenn du schon bald mit der Vorbereitung der Kanäle beginnst, gelingt es vielleicht.«
»Wie bald?«
»Sobald du den Fuß auf Recluce setzt.« Er nickte zu Krystal hinüber. »Deine Gemahlin plant ebenfalls auf lange Sicht.«
»Wir haben ja auch ein großes Problem.« Ihr Lachen klang gezwungen.
»Das haben wir, leider.« Justen drehte sich um und ging.
»Worüber habt ihr gesprochen?«
»Tod, Unheil und Zerstörung und wie man diese schrecklichen Dinge heraufbeschwört.« Ich presste ein Lachen hervor.
»Aber es ist dir zuwider.«
»Nein.« Ich sah sie an. »Es wird schwieriger, nicht wahr?«
»Uns selbst zu täuschen? Ja.«
»Ich mag nicht, was ich plane, und doch fällt mir keine bessere Lösung ein. Justen auch nicht.«
»Das bereitet ihm große Sorgen. Dayala hat es mir gesagt.«
»Dann bereitet es auch uns Sorgen.«
Sie drückte meinen Arm und ich fühlte die Wärme und Zuneigung. Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl.
»Das machst du nicht oft.«
»Nicht oft genug.«
Krystal und ich unterhielten uns weiter und beobachteten Tamra und Weldein und die Mannschaft, bis wir zum Essen gerufen wurden.
Als wir die Messe betraten, saß mein Vater bereits am Ende eines hölzernen Tisches, der am Boden festgeschraubt war. »Der Tee ist stark. Das riecht man, aber der Zwieback schmeckt gut. Der Käse wird wahrscheinlich trocken und hart sein.«
»Ausgeruht?«, fragte ich.
»Nachgedacht«, antwortete er lächelnd.
Abgesehen vom Käse mundete alles gut, Zwieback, Tee und auch die getrockneten Früchte –
Weitere Kostenlose Bücher