Kampf Dem Chaos
Wunde mit etwas Ordnung, stellte Abwehrstäbe auf, sah noch einmal nach Gairloch und machte es mir mit meiner Bettrolle bequem.
Ich erinnerte mich zwar daran, dass ich noch die teilweise von Wolken verhangenen Sterne betrachtet und mich gefragt hatte, wo die Engel wohl herstammten und was mit ihnen passiert war, doch ans Einschlafen erinnerte ich mich nicht mehr. Auch träumte ich nicht oder ich erinnerte mich nicht daran. Im Morgengrauen wachte ich auf, als eine steife Brise aus Westen in den Blättern raschelte und die Baumwipfel bog. Ein Zwitschern drang an mein Ohr.
Eine Zeit lang blieb ich noch liegen und bewegte mich nicht.
Twirrppp ... twirrppp ...
Ich erkannte den Vogel nicht, der da so auffallend fröhlich trällerte, nur einen gelb-schwarz gestreiften Flügel sah ich. Ich sperrte die Augen auf. Gairloch mampfte Blätter von einem Busch und niedergetrampeltes Gras am Bachufer. Dann trank er.
Der gelbschwarze Vogel hockte auf einem Busch auf der anderen Seite des Baches; den Kopf zur Seite geneigt, sah er mich keck an. Dieser Vogel erinnerte mich an Menschen wie Tamra, die schon früh am Morgen ständig quasselten und sangen. Ich stand zwar gern früh auf, aber mir war überhaupt nicht nach Singen zu Mute, besonders nachdem ich gestern einem Mordanschlag nur knapp entronnen war, einen Diebstahl abgewehrt hatte und grobe Undankbarkeit einstecken musste.
»Halt die Klappe!«
Twirrppp ... twirrppp ...
Da stand ich wenigstens gern auf und wankte zum Bach. Das kalte Wasser tat ein Übriges. Nachdem ich etwas getrunken und gegessen hatte und einigermaßen aus den Augen sehen konnte, war der Vogel verschwunden.
Ich wusch und rasierte mich am Bach und schnitt mich auch nur ein Mal, obwohl ich keinen Spiegel zur Hand hatte und das kalte Wasser mich erbärmlich zittern ließ. Nebel stieg zwischen den Bäumen auf, als die Morgensonne sie streifte.
Ich wusch meine Unterwäsche und hing sie über einen Busch zum Trocknen. Das hätte ich besser schon am vorherigen Abend machen sollen, aber ich konnte sie über den Satteltaschen ausbreiten, wenn es wärmer wurde; auch dann würde sie nicht sehr lang zum Trocknen brauchen. Nachdem ich mich angezogen hatte, nahm ich die Bürste heraus und striegelte Gairloch, was er zu genießen schien.
»Du hast ja Recht. Du verdienst eine bessere Behandlung.« Mit einem Klaps beendete ich das Striegeln und sattelte ihn. Ich aß noch ein paar Kekse, saß aber dennoch schon im Sattel, bevor die Sonne sämtliche Bäume und die Straße erfasst hatte.
Die Wälder waren menschenleer wie auch die ersten kleinen Ansiedlungen, auf die wir trafen. Nur ein Hirte, der seine Schafe auf eine Wiese trieb, begegnete uns. Nebel stieg aus dem Gras auf, wie fast von überall, wo die Sonne nun hinschien.
Die wintergrauen Blätter glänzten silbern im Morgenlicht. Ein Hase saß hastig knabbernd am schattigen Rand einer Lichtung, seine Schnurrhaare zuckten und der Kopf fuhr hoch und nieder bei jedem Bissen. Gairlochs Hufe knirschten auf einem Stein und mit einem Satz war der Hase verschwunden.
In der Luft lag der Geruch von verbranntem Holz und Schafmist, als Gairloch mich weiter nach Westen trug.
Am Vormittag trafen wir auf zwei Männer in zerlumpten braunen Mänteln, die auf einem leeren, wackeligen alten Wagen fuhren. Ein klappriges, betagtes Pferd zog den Wagen. Der Kutscher hielt die Peitsche nur in der Hand, als wir vorüberritten, aber hinter mir hörte ich es knallen.
Ich fühlte die entgegenkommenden Streitkräfte, noch bevor ich sie hören konnte, und lenkte Gairloch in den Wald hinein, tief genug, damit wir nicht entdeckt werden konnten, aber auch nah genug an der Straße, damit ich sie im Schutz eines dichten grauen Busches beobachten konnte. Meine Stiefel zermahlten die Eicheln von den großen Bäumen, die mich umgaben. Die fast trockene Unterwäsche stopfte ich schnell noch in den Tornister.
Zuerst stürmten drei Späher den kleinen Anstieg herauf; danach kam eine Truppe Lanzenkämpfer, die hinter einem roten Banner mit goldener Krone darauf herritten. Die Lanzenkämpfer redeten so leise miteinander, dass ich nicht hören konnte, was sie sagten. Einer von ihnen machte eine Handbewegung und die zwei neben ihm lachten laut. Da zog die Kämpferin auf dem Pferd hinter ihnen das Schwert aus der Scheide und fügte damit dem Pferd vor ihr eine tiefe Schramme zu. Der Reiter schimpfte zurück, aber alle lachten.
Fast eine halbe Meile trennte die Lanzenkämpfer von den Zugpferden dahinter,
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