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Kampf der Gefuehle

Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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zerrte und die Gentlemen ihre Hüte festhielten. Ab und an machte eine starke Bö es erforderlich, dass einer der Männer schützend den Arm um seine Frau legte, was jeweils unverzüglich geschah, mit der Andeutung eines verschwörerischen Lächelns, das auf leidenschaftliche Intimität schließen ließ.
    Nur sie, Ariadne, blieb aus diesem fröhlichen Kreis ausgeschlossen, was sie seltsam verstörend fand. Aus unerfindlichen Gründen hatte sie nie wirklich irgendwo dazugehört. Gleichwohl hatte sie immer von einer solchen Geborgenheit geträumt, hatte sie sich danach gesehnt, derart fraglos akzeptiert zu werden.
    Wütende Verzweiflung stieg in ihr auf und legte sich um ihr Herz. Es war nicht so, dass sie das Bedürfnis hatte, in den exklusiven Kreis der maitre d'armes und ihrer Frauen aulgenommen zu werden. Oh, nicht im Geringsten. Schließlich wusste sie, dass deren Existenzgrundlage im Unglück und im Kummer anderer bestand. Es konnte gar nicht anders sein. Trotzdem blieb das Gefühl, ausgeschlossen und isoliert zu sein.
    »So blendend, wie Sie aussehen, scheint es mir undenkbar, dass Sie in den letzten Zügen liegen, weil Sie an Blutvergiftung leiden«, stellte Gavin Blackford fest, während er sich zu ihr gesellte. Sie legte den Kopf zurück, um ihm unter der Krempe ihrer Haube hervor ins Gesicht zu sehen. »Haben Sie angenommen, das könnte der Fall sein?«
    »Nicht nach gestern Abend. Darf ich?«
    Ohne ihre Erlaubnis abzuwarten, griff er nach ihrer Hand und streifte, sein Tun mit seinem breiten Rücken abschirmend, die Manschette ihres Handschuhs nach unten. Ariadne versuchte, sich seinem Griff zu entziehen, den sie ebenso beunruhigend fand wie seine Nähe. Ohne sie loszulassen, flüsterte er einen Fluch vor sich hin, als er die knallrote Schnittwunde an ihrem Handgelenk erblickte.
    »Die Wunde ist last schon verheilt«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Gestern Abend habe ich den Verband abgenommen.«
    »Um stattdessen ein goldenes Armband mit Granaten anzulegen. Immerhin heißt es von diesen Steinen, dass sie den Heilungsprozess fördern. Oder sind das Amethyste? Das vergesse ich immer. Ich hätte mich ja gern bei Maurelle eingefunden, um mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen, hielt es aber für besser, keine Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Um Ihres Rufs willen.« Sie verbot sich, darüber nachzudenken, dass er sie im Theater eingehend beobachtet haben musste, wenn er ihre Armbänder bemerkt hatte. Ebenso wenig würde sie sich Gedanken über das rätselhafte Verhalten eines Fechtmeisters machen, den eine Verletzung, die er seinem Gegner zugefügt hatte, derart verstörte, dass er von einer Wunde seiner Seele sprach, der auf dem Feld der Ehre jedoch ohne Gewissensbisse tötete. Was, wenn er ebenfalls so reumütig war ... Nein, nein, solche Überlegungen waren müßig.
    »Eher um des Ihren willen. Wie können Sie etwas anderes annehmen?«
    »Ach ja, Sie betreiben Ihr Fechtstudio nicht aus Notwendigkeit, sondern nur zum Spaß.«
    »Hat Ihnen das Maurelle erzählt? Das stimmt nur zum Teil, obwohl ich deswegen nicht weniger ernsthaft nach echter Kompetenz strebe. Und Sie?«
    »Ich ebenfalls«, erwiderte sie kurz angebunden, da ihr klar wurde, dass er ihre Entschlossenheit, sich Fertigkeiten in der Kunst des Fechtens anzueignen, in Frage stellte. »Ich bin bereit, den Unterricht wiederaufzunehmen, wann immer es Ihnen passt.«
    »Deswegen spreche ich ja mit Ihnen — damit wir etwas ausmachen können. Muss ich extra erwähnen, dass ich Ihnen jederzeit zur Verfügung stehe?«
    Was er damit sagen wollte, war, dass es nicht in seiner Absicht lag, mit ihr zu flirten. Darüber hätte sie sich möglicherweise mehr geärgert, wenn in den blauen Tiefen seiner Augen nicht ein amüsiertes Funkeln zu sehen gewesen wäre, so als fordere er sie dazu heraus, seine Behauptung anzuzweifeln oder zu den Botschaften, die sich hinter ihrer höflichen Konversation verbargen, Stellung zu nehmen.
    Was für eine merkwürdige Situation das doch war, wie sie da im grauen winterlichen Licht zusammenstanden, während das gelbbraune Wasser des Flusses nur wenige Fuß von ihnen entfernt gegen die Promenade schwappte und der Wind ihre Röcke gegen seine polierten Stiefel drückte. Die Krempe ihrer Haube verbog sich im Sturm, und seine Augen waren zu Schlitzen verengt. Sein Halstuch, das sich gelockert hatte, flatterte hin und her und wurde nur noch von der Nadel aus Saphir festgehalten. Etwas, das stärker war als der Griff, mit dem er ihre

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