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Kampf der Gefuehle

Titel: Kampf der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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auszutesten er nicht abgeneigt war, wenn sich eine entsprechende Situation ergab.
    Nachdem er seinem Gesicht einen gebührend ernsten Ausdruck verliehen hatte, wandte er sich wieder seiner Schülerin zu. »Verzeihen Sie, Madame Faucher. Mein Sinn für das Lächerliche geht manchmal mit mir
    durch.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich ...«
    »Nein, nein, Sie verstehen mich falsch«, beruhigte er sie. »Heftigkeit beim Angriff ist eine gute Sache, setzt aber der Vollständigkeit halber eine Waffe voraus. Vielleicht sollten wir uns doch der Florette bedienen.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Ja«, antwortete er und trat zum Tisch, auf dem die im Kerzenlicht funkelnden Florette lagen. Nachdem er aufs Geratewohl eines ausgesucht hatte, reichte er es ihr, indem er das Heft über sein Handgelenk legte und sich verneigte.
    Die Dame sah ihn nachdenklich an, als frage sie sich, was er im Schilde führe. Das konnte er ihr schwerlich verübeln, da er es selbst nicht genau wusste. Sie weiter auf die Probe zu stellen war vielleicht nur ein Vorwand, um den Unterricht zu verlängern. Aber das spielte keine Rolle. Er würde es trotzdem machen. Ein Kampf mit gekreuzten Klingen brachte die wahre Natur derjenigen, die darin verwickelt waren, zum Vorschein. Wenn sie fertig waren, würde er so gut wie alles über die junge Witwe Faucher wissen.
    Sie hob das Kinn, als nehme sie die Herausforderung an, die sie in seinen Augen sah. Dann nahm sie das Florett an sich und trat voller Misstrauen rasch zurück. Er kam nicht umhin, das zu billigen. Sie hatte mehr Verstand, als sie wusste.
    Statt sein eigenes Florett aufzunehmen, griff Gavin nach den Knöpfen seines zweireihigen Gehrocks und machte sie auf. Anschließend schlüpfte er aus dem eng anliegenden Kleidungsstück und warf es beiseite. Er nahm seine Uhr und die dazugehörige Kette aus der Westentasche, um beides auf den Tisch zu legen. Um es sich bequemer zu machen, hätte er es dabei belassen können, aber das passte ihm nicht. Er wusste, dass sie ihn beobachtete, denn aus den Augenwinkeln nahm er ihr angespanntes, blasses Gesicht wahr. Gemächlich machte er seine Westenknöpfe aus gedrehtem Glas auf und legte auch dieses Kleidungsstück ab. Es war natürlich ein Fauxpas, dass sich ein Gentleman in Hemdsärmeln vor einer Dame präsentierte, und er rechnete fast damit, dass sie sich abwandte, Protest bekundete, vielleicht sogar das Zimmer verließ. Sie tat jedoch nichts dergleichen, sondern stand lediglich mit angespanntem Gesichtsausdruck da und wartete.
    Sein Impuls, festzustellen, ob er sie aus der Fassung zu bringen vermochte, war zweifellos niederträchtig. Während ein reuiges Lächeln seine Lippen umspielte, langte er nach seinem Halstuch aus weißer Seide, zog es auf und nahm es ab. Dann öffnete er in aller Ruhe die obersten beiden Knöpfe seines Hemdes.
    »Unkonventionell, wie ich zugeben muss«, sagte er, als er sich daranmachte, die Manschetten seiner Ärmel zurückzuschlagen, und bemerkte, wie sich ihre Unterlippe kräuselte, »aber in der Regel fechte ich nicht in Abendkleidung.«
    »Nur wenn die Ehre es verlangt, das ist mir schon klar. Lassen Sie sich von meiner Anwesenheit nicht stören.«
    »Oh, das tue ich auch nicht, da dies ja wohl kaum eine gesellschaftliche Situation ist.«
    »Genau.«
    Das erinnerte ihn daran - falls er einer solchen Erinnerung bedurfte -, dass es für sie keine gemeinsame gesellschaftliche Basis gab. Dergleichen war auch nicht erforderlich. Nachdem er seine andere Manschette zurückgeschlagen hatte, nahm er sein Florett in die Hand und begab sich auf die Fechtbahn.
    »Dies«, sagte er, mit der stumpfen Spitze seiner Klinge gegen das Segeltuch unter ihren Füßen klopfend, »ist im Moment unsere Welt. Wenn einer von uns von der Fechtbahn heruntertritt, ist der Kampf zu Ende, und derjenige, der die Bahn verlassen hat, hat verloren. Wenn Sie aufgeben wollen, brauchen Sie nur ein einziges Wort zu sagen, nämlich halt. Wenn ich Sie mit meinem Florett berühre, müssen Sie den Treffer bestätigen, indem Sie touche rufen. Ich werde es natürlich ebenso machen. Wir beginnen mit der Begrüßung. Danach nehmen wir die Ausgangsposition ein, die ich Ihnen gezeigt habe. Wenn ich den Befehl dazu gebe, heben wir unsere Waffen und kreuzen sie an der Spitze. Dann gebe ich das Startsignal. In dieser ersten Stunde wird Ihre Aufgabe lediglich darin bestehen, mich zu berühren. Dabei darf nur auf Stellen oberhalb der Gürtellinie gezielt werden.« Er machte eine Pause.

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